Freitag, Oktober 12

Kazimir - fleißig, auch ohne Label



Kazimir ist so eine Band, die über das Erwachsenendasein heutiger Tocotronic hinwegtrösten könnte. Das ist nicht negativ gemeint. Tocotronic sind nach wie vor eine tolle und womöglich auch eine der wichtigsten deutschen Bands. Aber ihr ungehemmter und frecher Punk der Anfangsjahre verschwand ausgerechnet mit ihrem 7. Album "Pure Vernunft darf niemals siegen" fast endgültig.
Auch Kazimir könnten die Hamburger Schule besucht haben, wären weder Streber, noch Mitläufer oder gar Außenseiter gewesen. Eher diese kleine eingefleischte Truppe, die in den Pausen immer neben der Treppe zum Schuleingang steht, die sich nicht die Köpfe über das Denken der Anderen zerbrechen und jeglichem Gruppenzwang trotzten. Die, deren Köpfe auf den Klassenfotos zwischen den Schultern der Anderen auftauchen. Bescheiden, aber von dem überzeugt, was sie können und tun. Nämlich cleveren, deutschsprachigen Indie-Punk, emotionstriefend, aber nicht kitschig. Frech, aber nicht respektlos. Mit ihrer unbekümmerten Art können sie die Zeit still stehen und Konturen verschwimmen lassen. Nach ihrer Demo-EP kamen die vier Jungs mit ihrem Debütalbum "Keine Zeit für Starallüren", welches zwischen knackigen Indie-Punk-Nummern noch genügend Platz für Experimente ließ, direkt beim Label Snoopzone unter. Nachdem sich das Label kurze Zeit später auflöste standen Kazimir ohne Vertrag da, was sie aber nicht davon abhielt, eine weitere EP in Eigenregie herauszubringen. "Brokenlande" (benannt nach einer Autobahnraststätte bei Neumünster) knüpft am Album an, verzichtet in seiner Kürze aber weitgehendst auf Experimente, lässt dafür noch mehr Emotionen freien Lauf. Beim Song "Junge verliebt sich in Mädchen (Mädchen sagt nein)" könnte man sogar fast schon von Atmosphäre sprechen. Derzeit arbeitet die Band an einem neuen Album. An interessierten Labels sollte es eigentlich nicht scheitern dürfen. Eigentlich... 

Bandpage

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Jahres-Sampler