Um dem Mainstream zu entfliehen, bzw. sich dem anwachsenden Untergrund anzuschließen, zieht es immer mehr Bands in die Hardcore-Szene, sei es nun Post-Hardcore, Post-Metal, Screamo oder sonst was. Was aber ist mit den Bands, die andere Wege und Genres wählen, um die Vielfältigkeit der Musik auszuleben? Hier sind drei Alternativen, die Schubladen nur zum Aufbewahren von Socken und anderen Kleidungsstücken verwenden.
Im Frühjahr 2012 fanden
French Nails im pfälzischen Landau zusammen und zählen seitdem fünf Mitglieder, die allerdings Lärm für mindestens ein Dutzend Musiker veranstalten. In diesem Jahr fanden sie sich bereits zu den Release-Parties von
Mahlstrom,
Reznik Syndrom und
Love A auf der Bühne wieder, und das obwohl sie gerade mal eine 4-Track-EP aufweisen können. Im Dunstkreis der beiden erstgenannten könnten sie es vielleicht sogar eine Weile aushalten. Allerdings arbeiten
French Nails mit wesentlich komplexeren Formeln, als denen des Post-Hardcores und des Hardcores im Allgemeinen. Zwar vertrackt, aber dennoch fließend genug, der Falle des Math (-cores oder -rocks) auszuweichen. Hysterisch, aber nicht aggressiv oder düster. Wie auch immer, in jedem Fall aber stürmisch nach vorne treibend und auf unnötig aufgesetzte, ruhige Parts verzichtend. Eine Mischung aus
These Arms Are Snakes und
The Plot to Blow Up the Eiffel Tower. Wer daraus was herleiten kann, bekommt volle Punktzahl.
Echolons))):
Die Frankfurter Band
Echolons))) gründete sich 2006 und muss noch heute mit ihrem 2009er Debüt-Album "About Sugar and Other Bitter Things" hausieren gehen. Dabei warten Fans bereits seit dem Frühjahr letzten Jahres auf das angekündigte zweite Album, welches aus zwei zusammengefügten EP's bestehen und wovon die erste "Mount Neverest" eigentlich schon längst fertig sein sollte. Leisen Trennungsgerüchten stehen immerhin einige jüngere Konzerte und die Verkündung eines neu gewonnenen Bandmitglieds im Mai 2013 gegenüber.
Christoph Heyd kommt als fünftes Mitglied an Bord und entlastet als Keyboarder seinen Kollegen
René Zeuner, der sich nunmehr voll und ganz auf sein Gitarrenspiel konzentrieren kann. Und um für das Warten auf ihr Zweitwerk - dessen Releasetermin mittlerweile auf Mitte 2013 korrigiert wurde - zu entschädigen, bieten
Echolons))) ihr Debüt-Album nun kostenlos über ihrer Bandcamp-Seite an. "Einst von
Thees Uhlmann zur
Josh-Homme-Gedächtnis-Kirche ernannt.", ist seit jeher wohl das bekannteste und meist verwendetste Zitat, um der Musikbeschreibung der Band einen würdigen Einstieg zu gewähren. Dabei ist es vor allem Sänger
Daniel Dorn, der nicht nur ordentlich Rock, sonder auch eine Menge
Grohl in seiner Stimme trägt, der seine
Echolons))) ein Stück weit aus der kalifornischen Wüste heraus und Richtung griffigen Alternative-Rock führt. "The Mobile Self" und "S. Like Shut Up" bestechen mit einer tollen Melodie und nutzen Testosteron als Antriebskraft, allerdings ohne das Energiebündel platzen zu lassen. Die
Foo Fighters hätten das sicherlich aggressiver und schneller auf den Punkt gespielt hinbekommen.
Echolons))) bauen lieber noch einige instrumentale Zwischenparts oder Breaks ein und rufen somit ältere
Biffy Clyro oder gar
...Trail of Dead auf den Referenzplan. Jedoch einzelne Songs hervorzuheben bzw. sich bei diesen ins Detail zu graben würde zu weit ausholen. Zusammenfassend einfach nur ein tolles Debüt, das Lust auf mehr macht. Lasst uns also nicht noch länger warten, Jungs!
der Ziemlich & Herr Ungerade:
Ein experimentierfreudiger Electrotüftler und ein selbstverliebter Gitarrenspieler kommen in eine Bar. Sagt der Gitarrenspieler: "Hey, ich hab 'ne Idee." "Ach ja? Was denn?", fragt der Electrotüftler. "Ich schmeiß dir jetzt fünf vollkommen improvisierte Drumtracks vor die Füße und du knallst einfach mal ein paar Electronicas drauf." "Hmm...könnte klappen. Würde aber noch ein paar ungerade Gitarrenläufe drüber ziehen, so wegen der Stimmung und so. Kannst du das?" Der Gitarrenspieler: "Ich kann!" Ich bin vielleicht nicht der größte Witzeerzähler, so oder so ähnlich aber könnte es sich im Tonstudio, in dem sich der Hannoveraner
der Ziemlich und der Berliner
Herr Ungerade verabredeten, gelaufen sein. Neben all ihren unterschiedlichen Einflüssen, brachten sie im ersten Song "Intro/Schlachtsahne" auch das
Merz-Gedicht "Nennen sie es Ausschlachtung" vom Künstler
Kurt Schwitters unter, dass dem Track einen weniger dadaistischen, als vielmehr einen morbiden Hintergrund verleiht. Hiermit dürften sicherlich nur Freunde instrumentaler Improvisationsmusik oder Akustische-Kunst-Begeisterte etwas anfangen können. Neben den kostenlosen Download über ihrer Soundcloud-Page, ist ihr Debüt "Schlag um Schlag" (5 Tracks, 30min) auch käuflich als CDr (60 St.) über das italienische Experimental-Label
HysM? erhältlich.