Mittwoch, Juli 31

JTZT! - Abschied. Tape


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Manchmal hat es auch seine Vorteile, dass Deutschland eben doch nur ein kleines Nest ist. Die metall-lastigen Post-Hardcoreler I Saw Daylight haben gerade ihre neue EP "Despair" vorgestellt (lese Review vom Rocki HIER). Und wer bereits schon wieder empfänglich für die nächste Portion emotionalen Post-Hardcores ist, der braucht gar nicht unweit des Ulmer Quartetts zu suchen. Denn ISD-Gitarrist und Sänger Kurt Halter und ISD-Sänger Eugen Troschin haben gerade erst das erste Album ihrer Zweitband JTZT! nachgelegt. Nach einigen Verzögerungen ist "Abschied." nun endlich im Distro von Alcoves gelandet, wo ihr euch neben dem auf 30 Stück limitierten Tape (erhältlich in zwei verschiedenen Coverart-Varianten) auch die Split-7" mit Homesick und die Split-CDr mit I Saw Daylight zulegen könnt. Letztere gibt's sogar gegen eine freiwillige Spende. Oder ihr bestellt alle drei Releases einfach direkt über die Band (Tape 3€, Mail an jtzt@web.de). Soviel zum WIE, kommen wir zum WAS. Vielleicht trifft es die Band in ihrem Song "Deine Haare kitzeln mein Gesicht" selbst am besten: WAS MAN UNS NICHT MEHR NEHMEN KANN, SIND DIE MOMENTE UND BILDER/ DER SCHÖNSTEN ALLER ZEITEN UND DER WILDESTEN SOGLEICH/ UND DEM DRÄNGEN UND DEM SCHREIEN UND DEM FLEHEN UND DEM FALL. JTZT! sind nicht der kryptische Brocken, der einem im Hals stecken bleibt, sondern der romantische Weckruf an die Poesie. Allerdings nicht blind der Liebe hinterher rennend, auch das verarbeitend, was einen geliebten Menschen einst so einzigartig und besonders machte; und die gemeinsame Zeit; und der erbitterte Kampf gegen das Loslassen. Sänger Kurt Halter quält sich mit flehendem Geschrei durch die Strophen, während ihm das immer wieder aufwirbelnde Schlagzeug das Messer Stück für Stück tiefer in die Brust treibt. Gitarre und Bass beackern die komplette Palette vom melancholischem Gitarrenspiel, über energetische Hooks, bis hin zum düsterem Riff, und lassen den tragischen Liebeshelden so von Song zu Song zwischen glücklicher Erinnerung und Sehnsucht, Trauer und Verzweiflung und bitterer Einsicht balancieren. Allerdings legen JTZT! ihren Schwerpunkt eindeutig auf den Gesang, was vor allem der letzte Song "Die Zeit heilt keine Wunden, dritter Teil" unter Beweis stellt, in dem die Band weitgehendst auf ausuferndes instrumentales Geplänkel verzichtet und stattdessen Halter sich fast elf Minuten die Wehmut von der Seele schreit.  
DL Abschied. Tape

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