Das letztjährig erschienene Debüt-Demo "Dein Ändern leben." des Erfurter Quartetts Kopf hoch. konnte einen schon kalt erwischen. Ihren schwülen Post-Rock verschleierten sie unter einer brodelnden Oberfläche von dynamischen Rhythmuswechseln und melancholischem Geplänkel, gespickt mit einigen Filmsamples und raffinierten Post-Hardcore und -Punk-Finten. Ein äußerst ambitioniertes Debüt, mit der unverschleierten Absicht, frischen Wind in die durchhängenden Segel des Post-Rock zu blasen. Auf ihrem zweiten Demo "Camaieu", das sie Mitte 2013 und abermals in Eigenregie veröffentlichten, bleiben die Thüringer weitestgehend diesem Konzept treu, dehnen es zu Gunsten der Songlängen aber weiter aus (die eigentlichen drei neuen Songs zählen fasst genauso viele Minuten, wie die fünf des Debüts). Dabei sticht das zehn-minütige "Erinnerungen" mit flirrender Shoegaze-Ästhetik am deutlichsten hervor. Ein Song, der den Hörer in eine Wohlfühloase platziert, allerdings auch erst nach acht Minuten Gedöse längst überfällig aus seinen Loops herausbricht und nochmal ordentlich Fahrt aufnimmt. "Bastard", der eigentliche erste Song, braucht für seinen herzzerreißenden Ausbruch fast fünf Minuten, vier mehr, als der Opener des Vorgängers. Kopf hoch. beweisen auf ihrem zweiten Release also eine Menge Ausdauer und fordern diese nun auch vom Hörer ein. Lohnen tut's sich auf jeden Fall, denn "Camaieu" ist alles andere als "nur" ein durchschnittliches Genre(mix)werk, sondern Eines mit Höhen und Tiefen, das Verträumtheit und Unruhe zu einem stimmigen Soundtrack vereint.
Wer sich übrigens fragt, was dieses farbverschmierte Cover mit dem eingekleisterten Schwammstückchen darstellen soll: Kopf hoch. platzierten alle 50 Exemplare ihres Demos im Rechteck und bekleisterten es nach der Farbspritzermethode bzw. im weitesten Sinne nach der Monochrome Malerei (="Camaieu"). Wer also eines davon ergattern konnte, darf sich über ein Unikat freuen.
DL Camaieu EP
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