Die Zeiten, unsere Probleme mit Albernheiten auf's Korn zu nehmen und die der Schönrederei sind unlängst vorbei. Einige Bands mussten das wieder erst neu erlernen, die Punkgemeinschaft
Mr. Burns weiß das schon seit 1999. Deshalb nehmen die vier Flensburger auch auf ihrem jüngst erschienenem vierten Album "Flying Blind" kein Blatt vor dem Mund. Maulkörbe sind schließlich für bissige Hunde gedacht, nicht aber für zähnefletschende Punks. Auch wenn sie mit "Flying Blind" mittlerweile im Katalog von
Cargo Records gelistet sind, bleiben
Mr. Burns ihrem rohen Sound treu, was sicher auch daran liegen dürfte, da das Album im heimischen Proberaum aufgenommen wurde. Anders würde ihre Old-School-Mentalität auch nicht funktionieren, mit der sie alte Helden wie
Good Riddance,
Millencolin oder
Pennywise zwischen treibenden Hardcore-Punk, Melodycore und der Leichtigkeit des Skate-Punks hin und her schubsen. Die insgesamt zwölf neuen Songs sind demnach weiterhin kurz und knackig gehalten und auf das Nötigste beschränkt. Mehr braucht es eigentlich auch nicht, um die Melodien unkompliziert mit dem Ohr einzufangen und möglichst lange festzuhalten.
Auf Bandcamp könnt ihr euch "Flying Blind" im Stream anhören, Album Nr. 2 und 3, sowie die "Restbestand" 7inch warten als Free Download auf euch.
Schallplatten-Fetis kaufen sich eine der auf 500 Stück limitierten LP's (+ DLC), wovon die ersten 200 auf grau marmorierten Vinyl erscheinen.
+++
Bandpage///
Facebook///
Bandcamp///
Myspace+++
Das französische Quartett
Trouble Every Day feiert in diesem Jahr bereits sein zehnjähriges Jubiläum und tüftelt dafür fleißig an neuen Songs, um es gebührend mit einem neuen Release feiern zu können. Zeit wird es, denn ihr letztes offizielles Release - die Split-7" mit den Pop-Punks
Stick Around - liegt nun schon fast drei Jahre zurück. Bisweilen können wir uns an ihrer kompletten Diskografie (außer die Split) als PWYW-Download-Paket auf Bandcamp erfreuen. Dabei lässt sich trotz einiger Besetzungswechsel und Nebenaktivitäten der Bandmitglieder (
Santa Cruz,
Draw Me a Butt, u. A.) durchgängig ein erdiger wie ehrlicher und roher Sound als roter Faden erkennen. Einzige Veränderung seit dem Demo-Debüt "K.R. Kids", sind die mit jedem weiteren Release mehr hinzu gekommenen Skate-Punk-Einflüsse, die
Trouble Every Day vom anfänglichen Hardcore-Punk ein Stück weit Richtung Melodycore drängten. Aushängeschild der Band ist seit jeher Frontmann
Guillaume, der mit seinem rauhen Gesang zwischen Whiskey und Heiserkeit wie eine angepisstere Variante von
Alice Cooper klingt, dessen Horroraffinität ansonsten aber nur auf dem zweiten (Demo-)Release "Terrorvision" zum Ausdruck kam.
Big Eater
Sie würden liebend gerne in großen Hallen spielen, doch letztendlich holt sie ihre nüchterne Betrachtungsweise doch auf den Boden der Tatsachen zurück. Die führt unweigerlich zu der Erkenntnis, dass sich große Hallen in Verbindung mit einem kleinen Bekanntheitsgrad eben nicht so leicht ausverkaufen lassen. Also doch lieber die kleinen und ranzigen Schuppen, dafür aber bei voller Hütte. Und genau dort lässt sich ihr expressiver Mix aus Psychedelic, Bluesrock und Garage nunmal am besten ausleben, der mehr als nur eine gelungene Hommage an die offenkundigen Vorbilder
James Brown und
Screamin' Jay Hawkins darstellt.
Wild und ausgelassenen, und dermaßen konventionslos, dass sich die Band wahrscheinlich selber am meisten darüber ärgert, dass man ihre Musik zwangsläufig in Kategorien einteilen muss. Man stelle sich
Hendrix nicht auf der Woodstock-Bühne, sondern in einem feucht-schummrigen Kellergewölbe vor, also mit weniger Sexappeal. Und was hat das alles mit Punk zu tun? Was die Musik von
Big Eater angeht, erstmal nicht viel. Allerdings sollen alle vier Berliner schonmal irgendwie mit Punkrock in Berührung gekommen sein. Ja klar, dass kann viel bedeuten. Zumindest einem kann ich es nachweisen.
Al Burian, amerikanischer Wahl-Berliner,
Comiczeichner,
Autor und ehemals bei der Post-Hardcore-Punk-Referenzband
Milemarker aktiv. Vielleicht klappt's ja doch noch irgendwann mit den großen Hallen.
DL s/t Tape
Buy Here
or
via Mail to: recordsale.1980@gmx.de (Monkey Bizz Tape Empire)
or
BIGEATERBAND@GMAIL.COM
Shortcuts
Lange hielt sich das englische Quartett
Shortcuts ja nicht über Wasser. Nach einem Demo, zwei EP's und der letztjährig erschienen Split-7" mit den amerikanischen Screamo-Punks
Indian Taker (Free Downloads
HIER), war nach fast genau zwei aktiven, wenn auch ertragreichen, Jahren schon wieder Schluss. Vielleicht, weil ihr Label
Close To Home Records (Free Downloads
HIER) zu viel Zeit beanspruchte und sie es für wichtiger erachteten, anderen Bands unter die Arme zu greifen. Vielleicht auch, weil sie in ihren Songs bereits alles gesagt haben, womit sich Punks heutzutage nunmal so herumärgern müssen. Weiter weg vom klassischen Punk, stattdessen die Nähe suchend zum westlichen Emo-Punk, präsentierten sich ihre Songs, die nicht selten an (vergangene) Größen wie
Lifetime,
Basement,
Saves the Day oder (meines Erachtens) auch frühere
Beatsteaks erinnern. Eingängige, ins Ohr treibende Songs mit eindringlichem Gesang, der eben in seiner rauhen Art einen
Ari Katz oder
Arnim Teutoburg-Weiß im Gedächtnisprotokoll aufführt.
Die Demo- und EP-CD's/Tapes sind mittlerweile allesamt vergriffen. Die Split-7" erschien in vier verschiedenen Farben (grün, rot, gold, mysteriös=???) und hat allen Unstimmigkeiten zum Trotz sogar den Sprung auf die irische Insel geschafft.
DL Self Titled EP
DL Guidance EP
DL When Will Things Change? Demo 2011
Buy
Here,
Here &
Here
Aye Aye Goodbye
Auf nicht einmal ganz zwei Jahre brachte es das Mendener Quartett
Aye Aye Goodbye, deren musikalische Hinterlassenschaft sich auf die "I Will Never Make Promises, I Promise"-EP beschränkt. Diese klingt eigentlich mehr nach einem hoffnungsvollen Anfang, als nach einem Abgesang auf das Bandleben. Nach unbeschwert mäandernden Emo- und Indierock nämlich, der zwar mit den besungenen Alltags- und Beziehungsproblemen nicht alles rosa-rot ausmalt, aber mit der Leichtfüßigkeit einstiger
Cap'n Jazz und sonstiger
Kinsellascher Auswüchse voran schreitet, die vor und um die Jahrtausendwende dem Emo nicht nur zur uneingeschränkten, freigeistlichen Entfaltung verhalfen, sondern ihm auch einen signifikanten DIY-Stempel aufdrückten.
Aye Aye Goodbye spielen also alles andere als undefinierbaren Rock, dafür uneingängige Songs, die sich den Standardschemata entziehen und ihren Schwerpunkt auf die Instrumentierung legen. Zwar halten sich diese zeitlich im überschaubaren Rahmen, dennoch bringt es ein Song wie das zweiminütige "Cut All These Ties Off" gerade mal auf vier Verse, das eine Minute längere "My Beard Grows Faster Than Me" nur auf drei, während das fröhlich aufspringende "Life.Love.Baguette" gar ganz instrumental gehalten wurde. Schade also, dass schon wieder Schluss ist, bevor es hätte noch interessanter werden können. Die Bühne teilten sie sich u. A. immerhin mit ihren Hardcore-Homies
Cannoneer und
Caller, sowie ihren Dortmunder Nachbarn von
The Jim Tablowski Experience und
Willy Fog. Zudem waren sie letztes Jahr auf dem ersten Sampler-Release des UK-Hardcore-Punk-Labels
Nothing to Lose (PWYW-Download
HIER) vertreten.
Aye-Aye-Goodbye-Sänger
Tim Becker startete derweil sein Akustik-Singer/Songwriter-Pop-Projekt
East Ends mit dem er bereits ein Demo veröffentlichte, das als Tape über das eigene Label
Basement Memories erscheint, wo es auch noch die letzten Exemplare des "I Will Never Make Promises, I Promise"-Tapes (als rote, blaue und weiße Variante) zu ergattern gibt.
DL I Will Never Make Promises, I Promise
Buy
Here &
Here
Hey, Joni
Auch die vier Engländer von
Hey, Joni haben 2012 zusammengefunden und sich dem ausufernden Midwest-Emo verschrieben. Ende 2013 verkündete Drummer
Hayden seinen Ausstieg aus der Band, während Sänger
Isaac Ashby gerade fleißig am Debüt-Album seiner ähnlich gestrickten Nebenband
Cøllege arbeitet. Im Gegensatz zu oben genannten
Aye Aye Goodbye, lässt sich das Trio (ehemals Quartett) davon nicht aus der Ruhe bringen und kündigte sattdessen große Pläne für das Jahr 2014 an. Neben der großen Europa-Tour im Juli mit den Screamo-Punks
Healing Powers, dürfte das vor allem ein neues Release bedeuten, dessen neue Songs wohl bereits fertig geschrieben sind. Bis dahin können wir uns durch ihre komplette Diskografie, die neben dem selbstveröffentlichten Debüt-Demo und der "Some Milk?"-7inch noch das Split-Tape mit den Sheffielder Pop-Punks
Cast Ashore beinhaltet, arbeiten, die auf Bandcamp als Free- bzw. PWYW-Downloads auf uns warten. Übrigens, wer diesen Beitrag etwas zu sehr an den Vergleich zu
Aye Aye Goodbye hochgezogen sieht, ich denke er ist durchaus berechtigt, nur, dass
Hey, Joni etwas rauher und manchmal auch ungestümer zu Werke gehen.
DL Some Milk? 7"
DL Demo Tape
Buy
Here &
Here
Lovechild
Demotape, Pre-7"-Demo, Debüt-7" - so lautet die bisherige Bilanz der kleinen Hardcore-Punk-Kapelle
Lovechild nach gut einem halben Jahr. Dabei fand gerade erst das Abschiedsrelease "
Adieux" ihres Alter Egos
Cerce (Free Downloads
HIER) zur physikalischen Vollendung, das bereits schon ohne ihre keifende Frontfrau und
Old-Gray-Gastsängerin
Becca Cadalzo auskam. Bei
Lovechild greifen mit Bassist
Zach Weeks und ex-
Debaser-Sänger
Greg Cook gleich zwei Schreihälse zum Mikrofon, die auf der "In Heaven Everything is Fine"-7inch noch zusätzlich Rückendeckung von
The-Hotelier-Frontmann
Christian Holden bekommen. Die neuen Songs orientieren sich dabei eher an die schnelleren ihrer Vorband und hetzen durch pfeilschnellen Hardcore-Punk und Powerviolence der
San-Diego-Schule. Auf ihrer 7" prügeln sie demnach elf Tracks in weniger als zwölf Minuten durch und bleiben dabei an Themen wie Gentrifizierung, Rassismus und Menschenrechte hängen. Den Rest kann man ihrem Facebook-Statement entnehmen: "If you like police, you're not gonna like our band." Ich denke, dass ist einvernehmlich.
DL In Heaven, Everything is Fine 7" +
Alternative Download Link
DL Second Demonstration Demo
DL Demonstration Demotape
Buy
Here &
Here
Nora Yeux
Ja wo kommen denn diese beiden Songs urplötzlich her?
Nora Yeux, bestehend aus 3/4tel-
Kosslowski und ex-
Thoughts Paint the Sky-Mitgliedern, waren im Oktober 2013 zu Gast im Düsseldorfer
Institut für Musik und Medien, indem sie einer Einladung von
This April Scenery-Sänger und Songwriter
Nico Vetter zur Teilnahme an dessem Projekt
prettylivesessions. folgten
, an dem sich bereits zuvor schon Bands wie
Adolar,
City Light Thief oder
FJØRT beteiligten. Der Deal: die Band soll sich individuell und in voller Lautstärke im Studio auslassen, während sich
Vetter nebenan am Aufnahmeequipment positioniert und
Daniel Polle das Ganze auf Video aufnimmt. Mit "Freiheit" und "Parallelen" können
Nora Yeux somit auf zwei neue Songs zurückgreifen, die vorerst als Videos auf
Youtube erschienen (
HIER &
HIER) und mittlerweile als Spendendownload auf
Bandcamp zu finden sind. Sänger und Songschreiber
David Frings verbaut weiterhin seine intelligenten Texte in vertrackte Satzformen, allerdings weniger kryptisch als es bei
Kosslowski oder
FJØRT der Fall ist
. Dem leichten und ansatzweise poppigen Indie-Punk hört man diese Tiefgründigkeit im ersten Moment gar nicht an, da die Lyrics rund und fließend in die eingängigen Melodien eingebettet sind. Ein Grund mehr also, um genauer hinzuhören und
Nora Yeux nicht voreilig in eine überfüllte Schublade zu stecken.
Im Übrigen ist ihre Debüt-EP jetzt auch in physikalischer Form erhältlich. 50 handgemachte Digifile-CD's sind jeweils mit Textblatt und Sticker ausgestattet.
DL Freiheit/Parallelen EP
Buy
Here &
Here
Außerdem