Dienstag, März 25

Platte des Monats 03/2014: Like Lovers - Fire EP



Es ist schon längst überfällig, einen unserer "unsichtbaren" Blog-Stammgästen einen eigenen Beitrag zu widmen. Jan Kerscher ist Gründer und Kopf von Ghost City Recordings, ein Musikproduzent aus Leidenschaft und somit inoffizielles Mitglied vieler Bands, die sich ihm vor allem wegen seiner emotionalen Hingabe und Fertigkeiten anvertrauen. Mit Referenzen wie beispielsweise El Camino Car Crash, An Early Cascade, Mutiny on the Bounty, Start A Fire, uvm., lässt sich nicht nur stilistisch ein roter Faden spinnen, sondern vielmehr eine grundlegende Intention erkennen, nämlich die, dass der eigene Sound möglichst ehrlich und natürlich klingen soll, statt sich irgendwelchen Zwängen und Verpflichtungen zu unterwerfen. Es sind aber nicht nur Mischpultregler o. Ä., die zwischen seinen Fingern unbeschwert auf und ab gleiten. Auch was Instrumente angeht legt Kerscher gerne mal selbst Hand an und unterstützt mit Gitarre, Piano, Schlagzeug und Gesang, was er auch schon als festes Bandmitglied (z. B. Armchairpolitician, Carry the Weight, My Pink Eyed Tragedies, We Had A Deal) ausreichend zur Schau stellte.
Like Lovers ist eines seiner jüngeren Projekte. Naja, zumindest irgendwie. Im April vergangenen Jahres veröffentlichte er die Debüt-EP "Former Selves" mit sechs Songs, die innerhalb einer Zeitspanne von acht Jahren entstanden. Menny Leusmann (ex-Kill Kim Novak und -vs.Rome, aktuell bei Macky Messer), den er noch aus der gemeinsamen Zeit bei der luxemburgischen Electro-Rock-Band INBORN! kannte, und Patrick McCranc griffen der vierköpfigen Band dabei unter die Arme. "Fire" heißt nun also die zweite EP, die Like Lovers Ende 2013 der Hörerschaft vorsetzten. Wer dem experimentellen Anspruch der ersten EP nicht gewachsen war, kann dennoch der "Fire"-EP einen Hörversuch schenken. Zwar bewegen sich die vier neuen Songs immer noch weit weg von gewöhnlichen Indie- und Singer/Songwriter-Strukturen, folgen nun aber immerhin einem inhaltlichen Konzept. "Fire" erreicht vor allem auf der gefühlsbetonten Ebene eine besondere Eindringlichkeit, in der die Liebe und der Umgang mit einem geliebten Menschen als Resultat der Selbstfindung, im Mittelpunkt steht. Das betitelte Feuer könnte somit symbolisch für Leidenschaft stehen und daher auch als Kontrast zum aufziehenden Unwetter über der ruhigen See fungieren. "Fire" ist daher weder ein Abgesang, noch eine klischeebehaftete Liebeserklärung. Natürlich ließen schon unzählige Musiker_innen zuvor ihre Protagonisten aufgrund zwischenmenschlicher Gefühle zueinander finden oder auseinander brechen. Allerdings wurde das selten so außergewöhnlich in Szene gesetzt. Unter der Oberfläche der Songs lauert stehts der oft zitierte Wolf im Schafspelz, der jede Gelegenheit nutzt, um den Hörer zu überraschen. Vielleicht auch zu überfordern. Offenheit ist der Preis, den der Hörer bereits sein muss zu zahlen. Den Preis für die EP könnt ihr selbst bestimmen.

P.S.: Zur Erläuterung für Diejenigen, die unsere "Platte des Monats" für verhältnismäßig zu unspektakulär erachten: in der Gesamtbewertung floss diesmal auch entscheidend das Drumherum mit ein. Hinter Like Lovers verbirgt sich insbesondere ein freigeistlicher und überzeugter Musiker, der darauf bedacht ist, die Tugenden der Untergrundmusik zu wahren und zu fördern, egal welches Kaliber sich gerade in sein Studio verirrt. Wir finden, das hat zusätzlich Anerkennung verdient.



+++Bandpage////Facebook////Soundcloud////Bandcamp+++

DL Fire EP


0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Jahres-Sampler