Freitag, April 25

Platte des Monats 04/2014: In the Event of Fire - Drought in Our Hearts...Blood in the Sands 12"



Anhänger, insbesondere die der ersten Stunde, des Saarländischen Quartetts In the Event of Fire haben es gar nicht so leicht. Die 2005 gegründete Band debütierte zwei Jahre später mit ihrem Demo "Humanity" (veröffentlicht als limitierte CD im Pappschuber, siehe und höre Youtube-Stream unten), einem rohen Bastard aus Hardcore-Punk und Metalcore. Soweit, so gut konnte die kleine moshende Fangemeinde aus der deutsch-französischen Grenzregion wohl noch der apuristischen Freizügigkeit der Band folgen. Fast drei Jahre mussten diese nun geduldig auf ein weiteres Lebenszeichen ihrer einstigen Untergrundhoffnung warten, bis jene sich 2010 mit ihrem ersten offiziellen Release "Black Doves Rise" (als CD über Anstreet Records und als limitiertes gelbes Tape über LastExitRecords) eindrucksvoll, aber eben auch ungewohnt zurückmeldeten. Post-Hardcore, Emocore bzw. Screamo stellten den Hardcore-Punk ein Stück weit in den Schatten, wobei die Band mit dem selbstzugefügten Begriff Artcore schonmal eventuellen Erklärungsnöten vorbeugte. Na klar, Artcore kann sich in so ziemlich jeder härteren Gangart fortbewegen, während die erste Silbe dem musikalischen Experiment sämtliche Steine aus dem Weg räumt. Die acht darauf enthaltenen Songs klangen dennoch strukturiert, wenngleich progressiver und mit cleanen und melancholischen Parts etwas aufgeräumter, und konnten sich einer soliden Produktion erfreuen, die auf der Oberfläche noch genügend DIY-Schmutz übrig ließ.
Und weiter?! In the Event of Fire fingen an Shows zu spielen, fielen für neun Monate in ein schwarzes Konzertloch und meldeten sich Ende 2013 mit der Ankündigung eines neuen Albums zurück. Im Februar 2014 hatte das vierjährige Warten auf einen Nachfolger ihres Debüts ein Ende. Wer die Band bis hierher noch nicht aus den Augen verloren hatte, konnte sich nicht nur der (eigentlichen) fünf neuen Songs auf "Drought in Our Hearts...Blood in the Sands" erfreuen, sondern auch an dem ersten Vinyl-Release, das in Eigenregie als Clear 12" in einer limitierten Auflage von 200 Stück erschien. Und nur noch mal zur Erinnerung, In the Event of Fire machen Artcore, nur, dass jetzt eben nicht mehr viel vom "core" übrig geblieben ist und die Band von einer anderen Perspektive aus betrachtet werden muss. "Drought in Our Hearts..." ist ein völliger Umbruch, ein Neuanfang und vielleicht auch der finale Kopfstoß, der nun auch noch die letzten verbliebenen Anhänger in die Knie zwingt.
Ein atmosphärisches Intro schlägt nun also die Brücke zu neuen Ufern und leitet den ersten regulären Song "Eternal Wings" ein, der mit einem satten Riff zu Beginn die gespannte Hardcore-Fraktion genauso schnell zu begeistern weiß, wie er sie mit dem spontanen Wechsel auf emotionalen Gesang und Spoken Words postwendend wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Diese wird die Band auch mit dem furiosem Finale inklusive heroischem Chor nicht zu begeistern wissen, Diejenigen, die der Band und dem Alternative Rock generell vorbehaltslos gegenüberstehen, dafür um so mehr. Das folgende "My Apology" lässt sich von einer ähnlich melancholischen Welle fort tragen und erinnert nicht nur im Titel an ehemalige Creed und die Jahrtausendwende. Kann man natürlich auch wieder gespalten sehen, allerdings ein Umstand, den In the Event of Fire offenbar schamlos für ihren Überraschungsmoment ausnutzen, denn bereits der nächste Song "No Rose Without a Name" ist ein post-rockender Brocken, der die Band für einen kurzen Moment in den progressiven Screamo zurückwirft. "When the Rivers Course Dried" wirkt kurz vor Schluss mit eingeschobener Schreipassage nochmal wie ein Kompromissversuch, ehe das Album mit dem siebenminütigen "Convalesced", das mittendrin mit deutschsprachigen Indiepop anscheinend auch noch die letzten verbliebenen Fans verärgern will und sich nur noch mit kurzweiligen Gitarrenbrettern aufwölbt, episch ausklingt.
Würden In the Event of Fire nicht wie die netten Burschen von nebenan klingen, könnte man ihnen doch glatt Provokation unterstellen. Somit will ich lieber auf eine interessante Band hinweisen, die auf ihren drei bisherigen Veröffentlichungen viele Gesichter offenbarte. Welche davon schön anzuschauen sind, muss jeder für sich entscheiden. Ich für meinen Teil hoffe nur, dass die Band im Zuge ihres Fortschritts nicht das, was sie bereits hinter sich gelassen hat, vollkommen aus den Augen verliert.



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