Dienstag, April 28

We Had A Deal - Counting Leaves LP



Band: We Had A Deal

Titel/Release: Counting Leaves/12" (Limited and Regular Silkscreened B-Side Clear Vinyl)

Label: Fear of Heights

Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Post-Hardcore, Screamo, Punk

FFO: The Saddest Landscape, The Tidal Sleep, Reznik Syndrom

Links: Bandpage\\//Facebook\\//Bandcamp\\//Soundcloud\\//Myspace



Kurzinfo:

Manch einen kräuseln sich bereits beim Gedanken an einem konzeptionellen Post-Hardcore-Album die Zehennägel nach oben. Soll Hardcore, der sich zudem beim Screamo und Punk bedient, nicht eigentlich voll auf die Zwölf gehen und zur katharsischen Befriedigung des Hörers beitragen?! Moshpitgänger und Hater könnten beim Tübinger/Ludwigsburger/Stuttgarter Quartett We Had A Deal tatsächlich an der falschen Adresse sein. Zwar geht der Opener "Let's Hope Galileo..." ihrer neuen EP - je nach Sichtweise vielleicht auch ein Minialbum - "Counting Leaves" gleich zu Beginn mit wütenden Schlagwerkattacken in die Vollen, entgleitet zur Hälfte hin aber in einer fast schon melancholischen Melodie. Auch das folgende "Y.O.Y.O." ist mit seinen munter aufspielenden Gitarren und dem inentesiven Chor-Gekeife näher am Screamo und Emocore gebaut, als am Post-Hardcore. Die vom "Reprise" eingeleitete zweite EP(-Hälfe), erweist sich etwas spontaner und vor allem dynamischer bei den Tempowechseln. "Putting the "Fun"..." und selbst einen dazwischen geschobenen Wütterich wie "I Don't Keep a Diary" entfleuchen dabei immer wieder der Grundgedanke des Post-Rocks. Nur eines von vielen Stilelementen, die WHAD in ihrem apuristischen Songgeflecht einbetten. "Counting Leaves" bleibt somit eine zweigeteilte EP, die erarbeitet werden muss, der hardcoresottenen Hörerschaft aber auch einen sanften Übergang zum Konzeptionellen ermöglicht, da fast alle Songs eigenständig funktionieren und sich nicht mehr als nötig im Experiment verlieren.
Also: kauft euch die schick zurechtgemachte Clear-12" mit B-Seiten-Siebdruck. Und wenn ihr schonmal dabei seid, die Split-7" mit Coma Regalia (z. B. HIER u. HIER) gleich noch dazu - denn dort findet ihr den ersten Teil von WHAD's EP-Trilogie.

DL Counting Leaves

Buy Here, Here, Here, Here & Here



Samstag, April 25

Platte des Monats 04/2015: Loose Suspense - S/T EP


Band: Loose Suspense

Titel/Release: Loose Suspense/EP (Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Post-Hardcore, Melodic Hardcore, Punk

FFO: Touché Amoré, More Than Life, Donnie Brasco, I Saw Daylight

Links: Tumblr\\//Facebook\\//Youtube\\//Bandcamp



Kurze Einleitungsfrage: Was haben die Stuttgarter Dark-Doom-Post-Rocker Boden mit den Alternative-Indierockern von It's a Boy gemeinsam? Loose Suspense-Mitglieder! Das war's dann aber auch schon. Loose Suspense haben bereits Anfang des letzten Jahres unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen, als sie mit ihrer "Tragedy"-EP (mittlerweile auch als CD im bandeigenen Bigcartelshop erhältlich) debütierten. Das klang schon recht fett und ausgereift, was das Quintett aus dem Stuttgarter Großraum da ablieferte. In der Folgezeit präsentierten sie der stetig anwachsenden Hörerschaft nach und nach neue Stücke, die nun ihre selbstbetitelte zweite EP schmücken und im Bandcamp-Stream angetestet werden können. Man könnte es sich jetzt natürlich auch einfach machen und behaupten, Loose Suspense würden nahtlos an ihrem Vorwerk anknüpfen. Das wäre im Grunde nicht falsch, aber eben auch nur die halbe Wahrheit. Gleich geblieben ist ihr feines Gespür für treibende als auch eindringliche Melodien, die auch - aber nicht nur - wegen der druckvolleren Produktion in ein internationales Format gepresst werden. "The Wave", More Than Life & Co. lassen grüßen. Von einer derartigen Größenordnung sind die Baden-Württemberger noch meilenweit entfernt und während eben Genannte machtlos zusehen müssen, wie ihre Releases auf dem Privatmarkt zunehmendst dem Kapitalismus zum Opfer fallen, wären Loose Suspense erst einmal froh, überhaupt etwas Geld für das Presswerk aufbringen zu können. Somit erscheint "Loose Suspense" vorerst nur digital über Bandcamp, mit fünf neuen Nummern, die der Band einen einprägsamen Namen im Untergrund verpassen könnten, eigentlich sogar müssten. Klar, die Schublade des Melodic Hardcore ist mittlerweile mit namenhaften als auch zahlreichen DIY-Vertretern bis zum Rand vollgestopft, vom a-puristischen Musiktrend mal ganz abgesehen. Auch Loose Suspense lassen sich mit dem Begriff Melodic Hardcore lediglich grob einordnen. So liebäugeln die beiden präzise und relativ eingängig gespielten "History Lessons" und das hitverdächtige "Adulthood" mit dem Punk, während der Song "Fundamental" auf altbewährtes, post-hardcore-typisches Laut-Leise-Spiel zurückgreift. Wie bereits auf der ersten EP, ist es vor allem Sänger Dennis, der mit seinem heiseren Geschreie den Unterschied zur allgegenwärtige Konkurrenz ausmachen könnte und die teils gesellschaftskritischen Texte mit an der Seele kratzenden Emotionen regelrecht herauspresst. Loose Suspense jedoch allein darauf zu reduzieren, ist weder gerecht noch richtig, wie der instrumentale Closer "Timeline" unter Beweis stellt, der mit aufgewühlten und schwelgerischen Post-Rock-Momenten zu guter Letzt schließlich den dritten Reizpunkt der Band ausmacht, nämlich der Einklang zwischen Dynamik und Atmosphäre.

Stream S/T EP

Bigcartel

Mittwoch, April 22

Chick Quest - Vs. Galore LP



Band: Chick Quest

Titel/Release: Vs. Galore/Album (Digital)

Label: DIY

Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Post-Punk, Spaghetti-Western, Garage, Rock'n'Roll, Indie

FFO: The Hives, Wire, Ennio Morricone

Links: Bandpage\\//Facebook\\//Soundcloud\\//Twitter\\//Youtube



Kurzinfo:

Retro mal anders. Anstelle der üblichen Verdächtigen des 60er-Jahre-Pop/Rock, labt sich das Wiener Trio Chick Quest lieber am nostalgischen Italo-Western, 80er-Garage und -Surfrock, voran getrieben mit der forschen Rotzigkeit des Post-Punk. Klingt komisch, funktioniert aber klasse. Vor allem auch, weil seit Cursive's "Happy Hollow" wohl kaum eine Band die Trompete derart gut in Szene setzen konnte. Tarantino hätte für diese Musik sicherlich schon den passenden Film parat. Dabei entstand der Gedanke an einer gemeinsamen Band angeblich bloß bei einem Saufgelage. Sänger, Pianist, Orgler und Gitarrist Ryan White, der die gleichen Aufgaben auch bei seiner amerikanischen Indierockband Russian Spy Camera übernimmt und nebenher als Web- und Printdesigner bei der Thornhill Group tätig ist, gründete die Band Anfang 2014 mit der befreundeten Schlagzeugerin Iris Rauh, unter dem ursprünglichen Namen Lee Van Cleef lediglich als Spaßprojekt zur Unterhaltung von Freunden gedacht. Mit dem Zuwachs von Shellhouse-Bassistin Magdalena Kraev und der Unterstützung von Jazz-Trompeter Christian Sonderegger (u. A. Vienna Big One Band und The Soultravelers), entwickelte sich aus dem Spaß heraus schließlich ein ernsthaftes Projekt, das im April 2015 nun das erste offizielle Release feiert. "Vs. Galore" lautet der Titel des Longplayers, der in Eigenregie und vorerst nur digital erscheinen wird.

Hörproben HIER & HIER


Sonntag, April 19

Stereo Dasein - Ein kurzweiliges Vergnügen



Das 2003 gegründete DIY-Label aus Enschede, NL pflegt mittlerweile Beziehungen zu halb Europa und über den Großen Teich hinaus. Kein Wunder also, dass sich mit Torpedo Holiday, Duct Hearts, Hauke Henkel und Manku Kapak eine Vielzahl an deutschen Bands auf Stereo Dasein tummeln. Hier eine kleine Übersicht seiner Sprösslinge:

Facebook\\//Bandcamp

Label-Shop


Gay Angel

Facebook\\//Bandcamp
Queer-Singer/Songwriter und Multiinstrumentalist und Drunk With Love Records-Chef Jake Bellissimo aka Gay Angel hat es wohl auf einen ähnlichen Rekord abgesehen, wie Sufjan Stevens. Seinem selbstbetitelten Minialbum folgte bereits kurze Zeit später der erste Longplayer "Places I'll Eat,...", und jüngst nun der erste Part seines geplanten 100(!!)-Song-Albums "Floral", das schonmal 25 Gefühlsausbrüche und -Duseleien offenlegt. Proportional zu den Songs seiner Releases, stieg auch ständig die Anzahl der jeweiligen Gastmusiker. Waren es anfangs lediglich drei, fanden sich auf dem zweiten Album schon 26 (!!) wieder, die schließlich auf "Floral" zu ganzen 29 (!!) addiert wurden. Bei einem Ensemble dieser Größenordnung ist es folglich nur schwer, die Musik auf den Punkt genau zu beschreiben. Von der klassischen und melancholischen Singer/Songwriter-Anmut, über Folk, Country, Chanson und Pop, bis hin zu kabarettistischen Einlagen, lotet der Amerikaner die Grenze zwischen Schönklang und Experiment aus und überzeugt mit einem sowohl eigenständigen als auch extravaganten Sound.


Buy Here & Here


Stafrænn Hákon

Bandpage\\//Facebook\\//Twitter\\//Bandcamp
Weiter geht's mit einer vierköpfigen Band aus Island, die 1999 ursprünglich als Soloprojekt von Ólafur Josephsson ins Leben gerufen wurde. Spätestens seit Björk, Ólafur Arnalds oder Bands wie Múm und Sigur Rós, ist der isländische Experimental-Pop zu einem weltweit anerkannten Trademark aufgestiegen. All das sind sicherlich keine zwingende Referenzen für Stafrænn Hákon. Zum elektronisch angereicherten, spacig abhebenden und ambient post-rockenden Pop-Rock der Band aus Reykjavík lassen sich dennoch ein paar Parallelen ziehen. Mit französisch-chansonistischer als auch brit-poppiger Leichtfüßigkeit, halten Stafrænn Hákon ihre Songs allerdings in einem überschaubaren Rahmen, anstatt sich wirr und grenzenlos ausufernd im Plucker-Experiment zu verlieren. Verhältnismäßig fast schon massenkompatibler Indie-Pop-Rock aus Island. Aber eben auch nur fast.


Buy Here, Here & Here


She Has A Cold, Cold Heart

Bandpage\\//Facebook\\//Soundcloud
Hinter She Has A Cold, Cold Heart verbirgt sich Stereo Dasein-Chef Elias Lichtblick. Das D.A.R.Y.L.-Cover seiner "She Has A Sore,..."-EP spoilert schonmal die vorgegebene Richtung: nostalgischer und handwerklicher Synthie-Sound, der sich schier endlos und etwas uninspiriert in Monotonie verliert (EP) oder etwas song-orientierter am House und Pop labt (Split-EP mit der instrumentalen Electro-Post-Rock-Band Dotlights). Nicht ganz mein Geschmack, wenn ich ehrlich bin. Muss es aber auch nicht. CDEP und Split-Tape haben sich seine Anhänger bereits restlos unter die Nägel gerissen.



Hauke Henkel

Blog\\//Facebook\\//Bandcamp\\//Twitter
Ein Klavierspieler mit Post-Hardcore-Vergangenheit. Bei Manku Kapak rotierten seine Arme unentwegt am Schlagzeug, für sein Soloprojekt beweist der Frankfurter Singer/Songwriter Hauke Henkel nun schon über sieben Jahre und 13 Veröffentlichungen hinweg wahres Fingerspitzengefühl. Auch auf seiner letztjährig erschienenen 12inch "Aufbruch im Fall" schafft er eine seltsame, aber durchaus spannende Symbiose aus Melancholie, Euphorie und Düsternis. Neo-Klassik oder minimalistisches Kammerspiel? Wer weniger Fragen stellt, hat mehr von der Musik! Abschalten und fallen lassen. Diskografie-Doppel-CDr "Töne in wechselnder Reihenfolge" ist leider schon ausverkauft.


Buy Here, Here & Here

Torpedo Holiday

Bandpage\\//Facebook\\//Bandcamp\\//Soundcloud
Für ihren ersten und letzten Longplayer "Kuraĝo" wollte die "Four-Headed Screamoflavoured Punk-Combo from the 'Waterkant'", Torpedo Holiday, nichts dem Zufall überlassen. Vom orange-farbenen Vinyl wurden nämlich nur so viele gepresst, wie vorbestellt. Wer sich das Abschiedsalbum der vier Hamburger zu Gemüte führen will, muss nun also mit dem digitalen Format vorliebnehmen, dass auf den Bandcamp-Seiten von Band und Label gegen Spende erhältlich ist.
Mit den acht Songs auf "Kuraĝo" verabschieden sich Torpedo Holiday keineswegs mit einem Knall. Mit fast schon stoischer Konzentration, weicht die Band von keinen Ton ihres eigens kreierten Sounds ab und knüpft somit nahtlos an den vorangegangenen Releases an. Warum auch? Von Anfang an haben sie zwischen Emo- und Post-Punk, Post-Hardcore und Screamo ihre eigene Nische besetzt und blieben sich und ihrer kleinen aufgeschlossenen Hörerschaft treu. Musik, die den Untergrund nie verlassen sollte. Dabei richten sich die aufgewühlten und mahnenden Texte eigentlich gegen Diejenigen, die von der Existenz derartiger Musik wahrscheinlich noch nicht einmal Kenntnis genommen haben: Staat und gesellschaftliche Fehlentwicklung bzw. Stagnation. Auch das schlägt eine direkte Brücke zu ihren Vorab-Releases, was "Kuraĝo" weniger nach einem Abschluss, als vielmehr einem offenen Ende klingen lässt. Torpedo Holiday sind tot - lang lebe Bijou Igitt, Moro und Reasonist.


Buy Here, Here, Here & Here

Donnerstag, April 16

Indian Summer Westward HO! - S/T EP



Band: Indian Summer Westward HO!

Titel/Release: S/T/EP (Digital, 30x DIY-CD)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2014

Genre: Post-Rock, Mathrock, Emo

FFO: KLIMT 1918, Landing Feet First, The Appleseed Cast


Links: Facebook\\//Youtube\\//Last.fm



Kurzinfo:

Post-Rock kommt nie ohne die Attribute verträumt oder melancholisch aus (Gerda-Weisheit #1). Im Bezug auf Indian Summer Westward HO! sollte man dennoch in keine voreingenommene Lethargie verfallen, denn mit ihrer gleichnamigen Debüt-EP schickt uns das Berliner/Dresdner Quartett auf einen stets unberechenbaren und spannenden Gefühlsritt. Dass der, zu Beginn mit flächigen Electronicas vernebelte und schüchtern plänkelnde, Opener "England and the Abyss" fortlaufend irgendwann ausbrechen wird, beansprucht dabei noch das Mindestmaß der hellseherischen Fähigkeit des Hörers. Doch nachdem sich die Instrumente zu einer Wand aufgebaut haben und die Gitarre zu einer heroischen Melodie entgleitet, mäandert der Song noch weiter durch nervöses Gitarrengezappel und post-hardcore-tauglichen Riffs, die sich Gitarrist Julian auch von seiner Nebenband Sleep Routine entliehen haben könnte. Bis auf die flirrenden Entgleisungen und dem Endspurt, könnte das folgende balladeske "A Bacon, a Pile and Tired Eyes" auch aus dem Herzen des Chicagoer Midwest-Emos entsprungen sein, während "Two Years" zum Ende hin in mathige Aufruhr verfällt. "Learn to Live..." und "It's All About Waking..." komplettieren die EP schließlich zu einer 27 ½ - minütigen Berg- und Talfahrt mit ordentlich Rückenwind.

DL S/T EP

Buy via PN on Facebook or Mail to: JulianGutsche@googlemail.com


Montag, April 13

Ärger - Keine halben Sachen, nur halbe Liter Demo



Band: Ärger

Titel/Release: Demo/Album (Digital, Tapes in Planung)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Hardcore-Punk, Trash-Punk, Punk

FFO: Henry Fonda, Nihil Baxter, Los Caidos, Spastic Fantastic

Links: Facebook



Kurzinfo:

Hier ist er, der Soundtrack, der zum Angriff gegen PEGIDA, LeGIDA, MüGIDA und was sich sonst noch so alles als "das Volk" bezeichnet, bläst. Mit halsbrecherischem Hardcore-Crust-Trash-Punk holt die Münsteraner Band Ärger zum Rundumschlag gegen Luxuskarren, Szenegehabe, Nazis, Spießbürgertum, Arbeit, Staat und Pop-Punk aus. Das Kanonenfutter liefern die Medien, die standesgemäß als Sample jeden Song einleiten. Zehn Stück haben sie mit brachialer Wucht, hot Fuzz und reichlich Galle auf ihr Demo-Debüt gerotzt, das nach knappen vierzehneinhalb Minuten auch schon wieder vorbei ist. Wäre doch eigentlich was für den Maz...

DL Demo 2014

Sonntag, April 12

SHOUTBOX, ADÉ!



Aufgrund der kargen Beteiligung im Shoutbox-Chat und des damit gestiegenen Werbe-Spams auf dem Blog, haben wir die Shoutbox nun vorerst abgeschafft. Ihr könnt euch weiterhin auf unseren Facebook Seiten Gerdas Tanzcafé und Gerdas Tanzcafé Promobox, sowie über die Artikelkommentare und per Mail mitteilen.

Besten Gruß und einen schönen Start in die Woche wünscht euer Tanze-Team.

Freitag, April 10

Varan - Fremde Spiegel



Band: Varan

Titel/Release: Fremde Spiegel/Album (300x CD, Tapes, Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2014/2015

Genre: Modern Hardcore, Post-Hardcore, Hardcore-Punk, Melodic Hardcore


Links: Facebook\\//Last.fm



Kurzinfo:

Mein großes Problem als Rezensent ist, dass ich leider viel zu wenig Zeit aufbringen kann, um selber mal interessante Musikseiten zu durchstöbern. Dann nämlich wäre ich schon viel früher auf das Review von Borderline Fuckup zu Varan's Album-Debüt "Fremde Spiegel" (Achtung: Schleichwerbung!) gestoßen. Ein zweites Problem ist, dass man nach dem Lesen eines tollen Reviews selber nur schwer Worte findet, ohne dabei der Versuchung des Wiederkäuens zu unterliegen. Deshalb will ich mich auch gar nicht in all zu vielen Worten verlieren und stattdessen die Fakten auf den Tisch legen: fünf sachsen-anhaltinische Jungs, die den Hardcore nicht neu erfinden, ihn dafür aber FETT (zufrieden, Rocki?) gegen die Wand spielen. Wuchtig produzierter Modern- bzw. Post-Hardcore, wie ihn Escapado & Co. schon vor Jahren salonfähig machten, der mit frenetisch-schneidenden Gitarren auch immer wieder die Nähe zum Melodic Hardcore (höre unbedingt "Rigor" und "Mentalog") sucht. Ein FETTES Brett, das man nicht unbedingt im Untergrund suchen würde. Schön, dass es dort trotzdem zu finden ist.

Dienstag, April 7

Tante Timbuktu präsentiert Lösungen - Split 12" /w Trent



Um Bandnamen waren sie ja nie so wirklich verlegen: ob etwas extravaganter mit Mr. Willis of Ohio und Dying in Motion oder schlicht Morgen, finden sich die Beteiligten nun also in Tante Timbuktu wieder. Ihr Sound pendelt irgendwo zwischen Hardcore-Punk, Post-Hardcore und Screamo und ergibt sich grob aus dem Konsens der drei vorstehenden Bands. Allerdings schaffen es die Züricher Jungs derartige Genreabgrenzungen routiniert verschwimmen zu lassen. Das ist die post-moderne Freiheit des apuristischen Hardcores - von der Band selbst als "Stop and Go" bezeichnet -, in dem Ausflüge in den Post-Rock oder Emotive keine reinen Formsachen sind, sondern dem Kontext entspringen. Tante Timbuktu schaffen das äußerst souverän, belassen ihre Songs in einer rauhen und rohen Punkproduktion und überzeugen vor allem mit ihrer leidenschaftlichen Hingabe, die man nicht nur dem mit viel Wut, Flehen und Verzweiflung ausstaffiertem Geschreie anhören kann.
Zu ihren fünf ausdauernden und kurzweiligen Songs, sollen sich auf der für April über Synalgie Records angekündigten Split-12" noch einige der italienischen Band {Fucking}Trent hinzu gesellen, einer Skate-Punk-Core-Combo aus Mirano mit Mitgliedern von The Britney's Conversion und La Scena.



Tante Timbuktu-Links: Bandcamp\\//Last.fm

Trent-Links: Bandpage\\//Facebook\\//Bandcamp

DL A-Seite (Tante Timbuktu)

Waiting for Vinyl

Sonntag, April 5

Octopus Prime - The Attic Sessions EP



Band: Octopus Prime

Titel/Release: The Attic Sessions/EP (Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2014

Genre: Electronic, Dub, Ska, Reggae

FFO: Five Alarm Funk, John Wayne and The Pain, VA - Dubstore Records Sampler

Links: Bandpage\\//Facebook\\//Bandcamp\\//Soundcloud\\//Youtube



Kurzinfo:

Der Ska einstiger Blockhead und Skapitanos brodelt im Inneren des achtarmigen Monsters Octopus Prime immer mal wieder auf. Das Crossover-Feuerwerk, das die Münsteraner/Verler Band auf ihrem 2013er Debüt-Album entfachte, scheute dennoch jeglichen Direktvergleich. Das ist durchaus beachtlich, denn neben partytauglichen Ska verbindet die Band um Sängerin Léa Landwehr mit Reggae, Dub, Electro und Pop-Rock vor allem massenkompatible Stile, die in dieser Eintracht doch tatsächlich noch ein Schlupfloch im Mainstream ausmachen konnten. Somit eigentlich Musik für die breite Masse, was genauso wenig überhörbar wie verwerflich ist. Octopus Prime haben nunmal ein äußerst geschicktes Händchen für poppige Melodien, die im bandeigenem Studio in einer - nunja - fetten Produktion eingefangen werden und sich somit auch innerhalb der DIY-Statuten bewegen. Ein nicht unwesentlicher Aspekt, mit dem sich die Songs vielleicht mit anderen Ohren hören lassen, bevor man ihnen voreilig den Stempel des überproduzierten Marketingprodukts aufdrücken möchte. Dass für die Band Regeln, Konventionen und Erwartungen allerdings da sind, um von ihr gebrochen zu werden, zeigt ihre EP "The Attic Sessions", die sich oberflächlich gesehen gar nicht all zu sehr vom gleichnamigen Album abhebt und in erster Linie wieder mit einer glasklaren Produktion auftrumpft. Die Songs bleiben zwar allesamt tanzbar, schleppen sich nunmehr aber zu Gunsten einer schleiernden Atmosphäre durch einen trägeren Groove. In "The Hounds" etwa, geben die Trompeten Léa's verrucht-rockigen Gesang einen flotten Takt vor, ohne ihn dabei zu einem Partysmasher ausarten zu lassen, was auf dem Album eben noch zum guten Ton gehörte. Nein, Octopus Prime wollen auf ihrer EP nicht zum wilden und unkontrollierten Gelage aufrufen, sondern verschmelzen ihre Einflüsse zu einem homogenen Sound. Sie experimentieren und treiben somit ihre Musik nochmals in eine ganz andere Richtung.

DL The Attic Sessions EP

Freitag, April 3

Kopf hoch. - Good Afternoon, Gentlemen



Band: Kopf hoch.

Titel/Release: Good Afternoon, Gentlemen/Album (Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Post-Rock, Instrumental, Ambient

FFO: God is an Astronaut, Mono, Infinite Third

Links: Tumblr\\//Facebook\\//Bandcamp\\//Soundcloud\\//Twitter\\//Myspace



Kurzinfo:

Das Amazon-Prinzip "Kunden, die diesen Artikel gekauft haben, kauften auch ..." könnte im Bezug auf Kopf hoch. schon für ziemliche Verwirrungen sorgen. Das liegt zum einen sicher daran, dass sich die Erfurter/Weimarer/Leipziger Band ungern in eine bestimmte Schublade stecken lässt, vielleicht dem Freigeist der Musik nach auch gar nicht lassen kann. Vor allem aber liegt es daran, dass Kopf hoch. ihren Sound von Release zu Release veränderten. Vom anfänglichen Math-Post(core)-Rock ihres Demos, der auf dem zweiten Release "Camaieu" einen gehörigen Feinschliff erlebte, bis hin zum gegenwärtigen ambienten Post-Rock auf "Good Afternoon, Gentlemen", entwickelte sich das Quartett kontinuierlich weg vom groben Experiment, hin zu einem akustischen Kunstobjekt. Niedergeschrieben, klingt das sicherlich etwas aufgesetzt. In der Praxis schaffen Kopf hoch. mit "Good Afternoon,..." ein atmosphärisches Kleinod, das mich in erster Linie an die Kollaboration von Isis und Aereogramme für die "In the Fishtank"-Serie erinnert, und mit ihr sogar die gleichen Assoziationen teilt: eine Raumstation, inmitten des dunklen und unendlichen Universums, schwerelos der Ungewissheit entgegen gleitend. Es ist schwer, dafür die passenden Worte zu finden, denn letztendlich entspringen die Bilder individuell dem Kopf des Hörers. Kopf hoch. fordern dafür 40 Minuten ein. Wer diese Geduld nicht aufbringen kann, braucht seine Zeit auch nicht für's Antesten verschwenden.

DL Good Afternoon, Gentlemen

Mittwoch, April 1

Der Weg einer Freiheit - Stellar LP



Band: Der Weg einer Freiheit

Titel/Release: Stellar/LP (Silver, Blue + 7", Black or Semi-Transparent Brown Vinyl; Lim. Digi-Box, CD, Digital)

Label: Seasons of Mist

Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Black Metal, Atmospheric Black Metal, Post-Black-Metal

FFO: Wolves In The Throne Room, AST, ██████

Links: Bandpage\\//Facebook\\//Soundcloud\\//Bandcamp



Kurzinfo:

Von der Presse in den Metal-Olymp gelobt und von Mille Petrozza gar einst zur Zukunft des deutschen Extreme Metal erklärt. Dem gegenüber steht die Antihaltung der alteingessenen True-Metaller und ein Bandstatement über die unpolitische Ausrichtung ihrer Musik, was wieder einmal Grauzonendiskussionen auslöste. Die Würzburger Atmospheric Black Metal - Band Der Weg einer Freiheit waren spätestens mit ihrem zweiten Album "Unstille" in aller Szenemunde - teils zu Recht und gewollt, teils das Gegenteil. Ihre Songs entstanden stets intuitiv und immer aus einem bestimmten Befinden heraus und sollten ihren natürlichen Fluss behalten. Ihre Musik sollte Musik bleiben und kein Instrument zum Transport irgendwelcher Ideologien. Für ihr drittes Album "Stellar", das passend fast zeitgleich mit der kürzlich stattgefundenen Sonnenfinsternis (siehe Cover) erschien, engagierte das Quartett für den Feinschliff diesmal Jan Kerscher und Philipp Welsing und setzten somit ein klares Zeichen Richtung der paranoiden Kritikerschaft. Was übrig bleibt, ist also der Geschmack, über den es sich ja bekanntermaßen am besten Streiten lässt. So sticht auch "Stellar" in erster Linie mit einer ordentlichen Produktion heraus und offenbart Songs, aus denen sich immer wieder fast schon majestätische Melodien schälen, in denen Blast-Beats von ruhigem Geplänkel abgelöst werden und die mit Piano ("Repulsion", von Jan Kerscher himself) und Cello ("Requiem", von Sebastian Schlecht) durchaus auch progressive Wanderungen unternehmen. Das kann dem gemeinen Metalhead, der über die Jahre hinweg seinen Nacken auf Dauerrotation getrimmt hat, verständlicher Weise schon ziemlich auf die Nerven gehen. Ob diese allerdings zur Zielgruppe zählen, lässt sich doch arg bezweifeln, denn DWEF fordern vor allem Kompromissbereitschaft und Offenheit.

Stream & Buy Digitally

Buy Here, Here, Here & Here


Jahres-Sampler