Samstag, September 19

Hollywood Trash Vol.4

Schwill Tiger



Schwill Tiger nennt sich dieser Kölner Herr hier, der früher im Dunstkreis von seltsam benannten Bands wie Pfarrer Assmann, Le Meize oder Radio Freier Irak umher schlich und sich als Stimme und Saitenschläger der Kölner Indie-Punk-Legende Deine Eltern outet.
Schon als Schüler schrieb der Jörg aka Schwill Tiger lieber an eigenen Songs, statt sich den schulischen Pflichten zu widmen. So stauten sich mit der Zeit immer mehr und umfangreichere Ideen an, die selbst von dem weitgefächerten musikalischen Spektrum der Eltern nicht mehr einzufangen waren. So entstand Ende 2009 sein erstes Solo-Album "Wer will das wissen?", das auf CDr über das ehemalige Non-Kommerz-Label Lebensgefahr (jetzt Superpapukaija) erschien. Und als schon gar keiner mehr damit rechnete, legte er sechs Jahre später sein zweites nach. "Wutz" ist zwar ein Live-Album, enthält aber elf bis dato unveröffentlichte Songs, die dem Umstand nach zumindest vorerst auf sämtlichen elektronischen Schnick-Schnack verzichten. Das wirft die Songs in sympathischer LoFi-Ästhetik dann gleich mal direkt ins ordinäre Singer/Songwritertum zurück, was gar nicht schlimm ist, da seine Texte noch immer aus dem Alltag gegriffen, für und gegen ihn gedacht sind. In lockerer Atmosphäre macht es somit einfach Spaß, ihm dabei zuzuhören. Vor allem dann, wenn sein keckes Organ zu sanftmütiger Ironie zerschmelzt.

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DL Wutz Live-Album
DL Wer will das wissen? Album


John X McClane

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Es war die Rolle, die Bruce Willis über Nacht zum Weltstar aufsteigen ließ und es ist der Sound, der John X McClane ganz sicher nicht berühmt werden lässt. Gut so! Das X im Bandnamen nimmt es ja bereits vorweg: es wird laut, es wird schnell, es wird hart und es wird schmutzig. Ich komme einfach nicht drum rum, diese Beitragsreihe ohne eine Powerviolence-Band zu gestalten. Das englische Trio aus Margate ist allerdings mehr, als eine Quotenband. Auf ihrer zweiten EP "Disciple" ist die Band strebsam darum bemüht, dem oft als eintönig empfundenen Genre ein vielseitiges Leben einzuhauchen. Neben dem üblichen Gesample und typisch kurz gehaltener Raserei, bedienen sich John X McClane ungeniert beim Crust-Punk (z. B. "Krokodil Hangover") und Downtempo-Hardcore ("Disciple") und bügeln dem Ganzen eine überraschend gute Produktion über (Son of Sun Studios), die den sprintenden Gitarren Luft zum Atmen lässt. Das sind sicherlich ungewohnt seichte Worte für ein solch räudiges Genre. John X McClane gehören zu den wenigen Ausnahmen, für die ein schier belanglos adaptierter Bandname fast schon zu schade ist, da viele dieser Combos nur als kurzlebiges Projekt ins Leben gerufen werden. Charles Bronson, Danny Trejo und BruceXCampbell zum Beispiel, würde ich zu den Genre-Highlights zählen, zu denen sich die Engländer getrost hätten hinzu gesellen können. Leider löste sich die Band aber im Juni diesen Jahres auf, noch bevor sie ihre geplante Split mit den australischen Fastcorelern Disparo fertigstellen konnten.

DL Disciple EP
DL S/T EP

Bigcartel


Dr. Emmett Brown

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Wo wir schon mal dabei sind. Auch der fiktive Charakter des Dr. Emmett Brown, der verrückte Wissenschaftler aus der "Zurück in die Zukunft"-Reihe, kann sich einer vielseitigen Beachtung aus dem Musiksektor erfreuen. Neben Emmett Brown, einer englischen Ska-Hop-Funk-Combo, und den Berliner Hardcore-Punks gleichen Namens, kamen um das Jahr 2010 herum drei Jungs aus Novosibirsk auf die gleiche Idee, komplettierten ihren Bandnamen aber, wie es sich nunmal für waschechte Nerds gehört, auf Dr. Emmett Brown. Der Titel ihres Debüt-Releases "Spock It Then Rock It" nimmt es bereits vorweg: hier darf man nicht alles ganz so ernst nehmen. Aus diesem Grund sind DEB eben auch keine Powerviolencer, sondern Scienceviolencer. In musikalischer Hinsicht ändert sich dabei natürlich nicht viel. Nach einem etwas dilettantischem Schrei-Intro, geht's auch gleich richtig fies zur Sache. Man muss eigentlich gar nicht weiter ins Detail gehen. Nur einer der insgesamt zwölf Songs knackt die Ein-Minuten-Grenze. Der letzte, ein Cover der russischen female-fronted Trashcore-Band Shoot an Arrow, schießt sogar darüber hinaus. Ein paar Downtempo-Parts, einige durchschimmernde Punkmelodien, sporadisch hinein gerotzte Growls und Crew-Shouts, bewegen sich legitim innerhalb der Genregrenzen. Nicht schlecht, nicht außergewöhnlich, und mit iPhone-Aufnahmequalität sicherlich die extremste aller DIY-Varianten.
Auch wenn Bandcamp nach 2010 keine Aktualisierungen mehr aufweist, scheint die Band noch immer fleißig unterwegs zu sein. Mit den beiden EP's "Back to the Ratoon!" und "2040", sowie der Split-EP mit ihren Artgenossen von AxOx!, scheint das Trio aber mindestens noch dreimal nachgelegt zu haben.

DL & Buy Spock It Then Rock It


George Booth

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Ja gut, das hier hat jetzt wirklich etwas von B-Prominenz, egal, ob sich das australische Quartett George Booth nun nach dem "New Yorker" Cartoonisten oder dem ehemaligen australischen Politiker benannt hat. Die Band hat sich erst in diesem Jahr gegründet und kann ein Zwei-Song-Demo aufweisen. Allerdings klingt ihr Sound schon so routiniert, dass ich mir gut vorstellen kann, dass die Jungs bereits im Vorhinein einiges an Banderfahrung gesammelt haben, denn immerhin ist die Untergrundszene in Newcastle gut aufgestellt (siehe z. B. Pasha Bulka, Young Wolf, Eat Your Heart Out, John Howard oder Introvert). "It's Fucking Cold" und "I Just Poured HOT GRITS Down My Pants" sind gleichermaßen vom 90er-Midwest-Emo und Skramz beeinflusst. Die Gitarren plänkeln melancholisch, zucken nervös oder nehmen eine aufgeregte Melodie auf, dazuaufgewühltes und intensiv-krächzendes Geschreie, das der insgesamt vorherrschenden DIY-Ästhetik zusätzlich einen Sympathiepunkt beschert. Das Ganze klingt dann so, als hätten sich George Booth zu Dr. Emmett Brown in die Zeitmaschine gesetzt und geradewegs den 90er-Jahre-Proberaum einstiger Cap'n Jazz angesteuert.

DL Demo


Lee Van Cleef

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Auf die Idee, die eigene Band nach dem einstigen Western-Helden Lee Van Cleef zu benennen, kamen schon so einige Musiker. Ein Reggae-DJ zum Beispiel, oder auch ein paar spanische Punks. Die wohl Außergewöhnlichste aber kommt aus Louisville, Kentucky, deren Stil grob als eine Mischung aus Mansun, Primus (die zufälliger Weise auch mal einen Song "Lee Van Cleef" benannten) und Faith No More bezeichnet werden kann. Mit ihrem 2012er Abschiedsalbum "Songs About Shitting" (in Anlehnung an Big Black's Meisterstück "Songs About Fucking") hätten sie sich auf dieser Grundlage mit einem gigantischen Knall verabschieden können. Taten sie aber nicht. Stattdessen legte das Sextett sein wohl zugänglichstes, weil irgendwie harmonischtes Werk vor, das abermals durch Jacob Miller's eindringlicher und markanter Stimme aus der experimentellen Masse hervor sticht. Klar, mit "Songs About Shitting" drehte die Band dem Mainstream-Rock noch immer eiskalt den Rücken zu, das war schon so mit ihren unzähligen Vor-Projekten (u. A. Teen Pregnancy!, Sean Garrison & The Five Finger Discount, Blue Collar Revenge Theory und noch ca. tausend andere, an denen allein Gitarrist Syd Bishop beteiligt war - siehe HIER) und das werden die sechs Amis auch mit ihren noch Folgenden nicht ablegen können. Lee Van Cleef halten ihren progressiv expandierenden Noiserock allerdings weitgehendst in einem überschaubaren Rahmen, indem sie ihn mit flirrender Post-Rock-Ästhetik, stampfenden Blues- und Alternativ-Rock und phasenweiser Melancholie anreichern. Als Überraschungsgäste dürfen dann nochmal der Baritonsaxophonist Jim Marlowe (u. A. bei Mu + Peeling Wallpaper Ensemble, Sapat, Tropical Trash u. Juanita aktiv) und Cellist Chet Gray mitmischen.

DL Songs About Shitting
DL Terror, Blood
DL The Gentleman's Punch

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The Sigourney Weavers

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Na, wenn diese fünf Schweden nicht hoch hinaus wollen... . Darauf deutet nicht nur die Bandseite mit ".com"-Suffix hin, nein, im Oktober supporten The Sigourney Weavers auch keine geringere Band als Millencolin, die im Rahmen ihres neues Albums "True Brew" auch hierzulande unterwegs sein werden. Mal davon abgesehen, dass man es dem Bandnamen auch irgendwie anhören kann, wenngleich es schon längst überfällig war, dass sich eine Musikgruppe nach der einstigen Alien-Vernichtungs-Kampfamazone Sigourney Weaver benennt.
The Sigourney Weavers sind trotz all ihrer Mainstream-tauglichen Songs nur schwer auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Die Referenzen aus 70er-Jahre Rock/Pop, (Pop-)Punk, Indie-Rock und einigen Ska-Ausflügen reichen von The Beatles, über Mando Diao, bis hin zu The Offspring. Die anvisierte Richtung dürfte somit jedem klar sein: "Blockbuster" halt. Immerhin einer, der für einige Independent-Überraschungen sorgt, denn The Sigourney Weavers sind immer dann am sympathischten, wenn sie Richtung reduzierten 70er-Rock schielen, denn belanglosen Retro-Möchte-Gern-Rock, wie man ihn aus Schweden leider nur all zu gut kennt. Das kann natürlich jeder für sich halten, wie er will. Live dürfte ihre Musik ohnehin etwas energetischer sein, als die aalglatte Produktion.

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