Kaufmann Frust
Auch
Kaufmann Frust aus Stuttgart möchten Teil einer musikalischen Studentenbewegung sein. Mit ihrem Mix aus Indie(-pop), Post-Punk und -Rock mit Wave-Einschlag geht das Quartett mit ehemaliger
Rumpfboi!ge- und aktueller
Real War-Beteiligung zwar weniger noisig und zerfahren zu Werke, als beispielsweise
Die Wirklichkeit oder ihre Hometownkollegen von
Die Nerven. Die zwei Songs ihrer Debüt-7inch "Hinter den Fenstern" schlagen dennoch einen unkonventionellen Weg ein und wecken nur namentliche Assoziationen mit einer
Band, die vor 13 Jahren ein ähnlich betiteltes Album veröffentlichte.
Kaufmann Frust breiten ihre melancholischen Melodien lieber auf schwelgerische, teils sphärische Klangteppiche auf, als sie der hungrigen Indie-Disco-Jüngerschaft hipp-poppig zum Fraß vorzuwerfen.
Für 2016 hat die Band eine 5-Song-EP angekündigt, die diesmal über ein Stuttgarter Label erscheinen soll statt in Eigenregie.
DL Hinter den Fenstern 7"
Buy
Here,
Here &
Here
Alles wegen Lilly
Auch mit ihrem dritten Release "Es wurden Fehler gemacht" ist die Band aus Münster auf noch keinem Label zu finden (abgesehen vom nachträglichen Tape-Release von "Ich hasse die Welt..." über
Farblos Records und einigen
100kiloherz- und
HugMe!DIY-Samplerbeiträgen). Stattdessen gibt's wieder eine streng limitierte Stückzahl an CDr's der Marke Eigenbau, diesmal 50x im Vinyl-Look, die sich vermutlich bereits schon wieder im Kreis der engsten Bekannten aufgelöst haben.
Alles wegen Lilly lautet der nach bitter-süß poppigen Indie klingende Name des westfälischen Quartetts, und manchmal schlägt sich dieser Name auch auf die Songs nieder.
Jupiter Jones lassen unerwünscht grüßen. Doch glücklicherweise zeigt auch "Es wurden Fehler gemacht" eine Band auf, die sich auf einer Reise befindet und noch längst nicht am Ziel angekommen ist. So stehen die zwischen melancholischen Geplänkel und leidenschaftlicher Explosion pendelnden Songs "Der Hafen ist immer dort wo Wasser ist" und "Kippe an." der Band eindeutig besser zu Gesicht, genau wie das
teilweise adaptierte und rotzige "Songs für Jochen". Das die Demo-EP dabei nicht ganz mit den tollen Songs der Tour-Split mit den mittlerweile aufgelösten
Willy Fog mithalten kann, ist dabei weniger tragisch, wenn mensch es auf diesen Vergleich gar nicht drauf ankommen lassen will. "Es wurden Fehler gemacht" sollte mensch sich ohnehin mit einer völlig neuen oder am besten gleich ohne einer bestimmten Erwartungshaltung annähern. Denn dann weiß das Demo durchaus zu überraschen und lockt statt Pathos triefenden 08/15-Rock lieber frühere Glanztaten von
Muff Potter und
Adolar ins Gedächtnis zurück, ebenso wie modernere Post-Punk-Vertreter.
DL Es wurden Fehler gemacht [Demo]
DL Tour-Split w/ Willy Fog (AWL-Seite)
DL Ich hasse die Welt und ich sag dir nicht warum EP
Trucks
Mit
Trucks kann das Berliner Künstlerkollektiv
FLENNEN nun einen weiteren Neuling begrüßen. Vor allem die minimalistische Vielfalt seiner Mitglieder, die sich grob überschlagen im Indie-Noise-Pop abspielt, steht seit jeher als Markenzeichen des Kollektives. Auffällig minimalistisch sind vor allem auch die Bandnamen der Vertreter, wie
Girlie,
Molde oder
Yoga. Mit zuletzt genannter Teilen sich
Trucks den Schlagzeuger, zwei weitere Mitglieder sind beim Berliner Radio- und Fernsehsender
ALEX beschäftigt. Gute Voraussetzungen also, um sich problemlos in dem freigeistlichen Kollektiv zu integrieren. Und genau das machen
Trucks auch mit ihrem 3-Song-Demo, das zunächst nur digital erscheint. Der Opener "Flipper 160" bietet dabei mit seiner eingängigen Melodie einen fast schon ungewohnt zugänglichen Einstieg. Auch "Apparate" gibt sich zunächst versöhnlich und meidet den großen Indie-Tanzflur allein nur wegen des Post-Punk-typischen Sprechgesangs, ehe sich quietschende Gitarren allmählich zum noisig-schrammeligen Finale vorarbeiten und den letzten Song "Alles" gar konzeptionell einleiten.
Es klingt vielleicht etwas komisch, aber vor allem der Closer erinnert mich dann irgendwie an das Beste aus deutschen Indie-Pop-Rock vergangener Zeiten wie
Tomte,
Tocotronic und
Sportfreunde Stiller.
DL Demos
E-Egal
Mit ihrem dritten Album "Ich hätt gern Pommes zu der Wahrheit", nach zuvor zwei CDr-Selbstveröffentlichungen das erste auf Vinyl, liefert der niedersächsische Fünfer
E-Egal ein wahres Effektfeuerwerk ab und darüber hinaus ein Album, das trotz altbekannter Strukturen nur schwer auf den Punkt genau zu erklären ist. Mensch möchte fast meinen, dass der Band unter etwas anderen Umständen auch durchaus eine gewisse Radiotauglichkeit attestiert werden könnte. Ein adäquater Stimmungsanheizer für
Die Ärzte wären sie allemal. Derartigen Größenordnungen wollen
E-Egal allerdings scheinbar bewusst aus dem Weg gehen. Nicht etwa, weil ihre eingängigen, durchaus Fun-Punk-tauglichen Melodien durch Ska-Einlagen, elektronischen Spielereien, Samples und anderen Kram ordentlich zerrüttet werden. Allein der Gesang, der von aggressiv, über ironisch und dilettantisch bis hin zu völlig Gaga alle Facetten abdeckt, dürfte den gemeinen Mainstream-Punk endgültig zurück in die Cocktailbar jagen. Für den zeichnet sich übrigens der
Plautzenotto verantwortlich, der um sich herum noch einige
Kackschlacht-Mitglieder versammelt hat.
DL & BUY Ich hätt gern Pommes zu der Wahrheit
DL Ich hab noch Licht gesehn
DL Mich peitscht der Ekel
DL Nevermind the Arbeitsamt...Here is Fuckin' E-Egal
Buy
Here,
Here,
Here &
Here
Mole
Berlin hat zwar mittlerweile kaum noch bezahlbaren Wohnraum zu bieten, dafür aber um so mehr an (musikalischen) Widerstand. Widerstand gegen dieses Scheiß-System, staatliche Willkür, braune Verdummung und die damit einhergehende Diskriminierung und Verachtung von und gegenüber Hilfesuchenden. Die unruhigen und beschämenden Zeiten bieten eine Menge Anlass, seinen Frust einfach mal freien Lauf zu lassen. Vielleicht lässt es sich ja am ehesten behaupten, dass Mole, eine noch junge und mittlerweile wieder zu viert agierende Band aus der Hauptstadt, aus eben jenem Widerstand zusammengewachsen sind. Klar, was die Band zu sagen hat ist sicherlich nicht neu. Muss es auch nicht, denn schließlich geht es vielmehr darum, das Wir-Gefühl der vereinten Szene zu untermauern. All ihre Wut und ihren Hass bündelt die Band in metallischen Crustcore, der nur wenig Zeit zum Durchschnaufen lässt. Düster, beklemmend und wuchtig. Darauf lässt sich aufbauen.
DL Demø
TR[y]KKA
Vom düsteren Abgrund hinauf auf die Sonnen-geflutete Straße zieht einen die Göttinger Band TR[y]KKA. Das Quintett fand im Jahr 2013 zueinander und verarbeitet in seinem Stil, neben Gitarre und Schlagzeug, auch Instrumente wie Kontrabass, Violine, Akkordion oder Kazoo. Was zunächst nach einem klaren Fall von Folk Rock klingt, bringt aber nicht nur die Hörerschaft, sondern vor allem die Band selbst in so manche Erklärungsnöte. Dabei entstehen dann schwammige bis nichtssagende Bezeichnungen wie "TRyKKA-Musik", "Trekkapunk" oder schlicht "Akustische Musik". Vielleicht kann mensch es ja als eine Art Best-Of-Folklore oder World Music ansehen, in der Elemente aus Balkan-, Gypsy-, Humppa- und Spelunken-Folk zu einer frivol-jammigen, aber durchaus tanzbaren Einheit verschmelzen. Das klingt dann tatsächlich mehr nach Straßenfest oder Waldbühne, als nach eingemauerten Konzertsaal.
Eine EP, die auch das
Per Definition zur Traumfigur - Cover "Glückspiraten" enthält, und ein Live-Album stehen bisher zu Buche. Für den Soundtrack (DL siehe unten) zur Straßenmusiker-Dokumentation "
A Global Joy" steuerten
TR[y]KKA ebenfalls einen Song bei.
DL TRyKKA Live!
DL TRyKKA EP
DL A Global Joy O.S.T. Sampler
Lhotse
Zur Auflockerung der Stimmung bis zur Erheiterung tragen auch
Lhotse bei, die allerdings mehr in den kleinen Clubs unterwegs sind, als auf der Straße. Das Kölner Trio, benannt nach dem vierthöchsten Berg der Erde, hat den großen Aufstieg seit der Gründung im Jahr 2013 bisher allerdings verpasst. Dabei beweist die Band ein ebenso glückliches Händchen für eingängige Melodien (höre "Klingelschild" und insbesondere "Mathematik"), wie auch für post-moderne Willkür, was sie letztendlich irgendwo zwischen
Muff Potter,
Captain PlaneT und
Inner Conflict platziert. Vielleicht liegt das ja am roh aufgenommenen und unverschönten Gesang, den sich die Gitarristin und der Bassist gerecht aufteilen. Vielleicht fühlen sie sich im Verborgenen aber auch einfach bloß wohler. Ihr Emo-Pop-Punk klingt somit jedenfalls sympathisch DIY.
Neben ihrer als CD in Eigenregie veröffentlichten EP, folgte kürzlich das Vinyl-Release ihrer gemeinsamen Split-10" mit der ebenfalls aus Köln stammenden Riot-Grrl-Keyboard-Punk-Gruppe
Blockshot. Vielleicht geht's ja damit bergauf.
DL S/T EP
DL Demo 2013
Buy
Here,
Here or PM on
Fuckbook
DRUX
Das nicht nur die Moderne, sondern auch die Vergangenheit durchaus ihren Reiz versprüht, beweisen seit 2015 die Leipziger Jungs von
DRUX. Unprätentiös und mit hartem, schnellem und bedrohlichem Riffing und angepisstem Geschreie steuert die Band geradewegs auf die 80er zu und landet schließlich an der amerikanischen Ostküste, irgendwo zwischen Washington D.C. und Boston. Vor allem ihr 2015er-Demo, das in drei Rennen als Tape über
Gafas Del Rigor und
Interceptor Editions erschien, stampft wütend vor sich hin oder überrollt alles, was sich ihm in den Weg stellt, kurz und schmerzlos wie eine Lawine. Kurzer Prozess, keine Kompromisse, 100% Hardcore-Punk. Wäre der Begriff von zwielichtigen Bands nicht in den Verruf gedrängt worden, mensch könnte sogar von Hatecore sprechen.
Das
DRUX aber nicht nur mit dem Knüppel aus dem Sack voranschreiten, zeigen ihre jüngst veröffentlichten Trax "Count Me Out" und "Take Action", die eine etwas punkigere Richtung einschlagen und die im Zuge ihrer kürzlich mit
Hard Luck absolvierten
Deutschland-Dänemark-Schweden-Tour entstanden.
DL Tour Tape MMXVI
DL Demo 2015
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Here &
Here
Zeitgeist
Der sowohl im Deutschen als auch im Englischen gebräuchliche Begriff "Zeitgeist" hält bereits seit den 80ern als Bandname diverser Gruppen aus dem NDW-, Punk-, Hardcore-, DJ- und sogar Rechtsrock-Bereich her. Daher gilt es bei einem entsprechenden Such-Maschinen-Lauf auf äußerste Sorgfalt zu achten.
Die amerikanische Band
Zeitgeist aus Pittsburgh reiht sich schlicht im Bereich Punkrock ein. Die eingängigen, Melodie-infizierten Songs, die nur selten die Zwei-Minuten-Marke knacken, leben vor allem von dem markanten Organ ihrer Sängerin, die sich in bester Rock-Gören-Manier erweist und den Songs eine facettenreiche Dynamik verpasst. Geht ab und ist live sicherlich ein schweißtreibendes Erlebnis. Erinnert stark an Bands wie
Jingo de Lunch,
Dover oder
Japanese Voyeurs, was vielleicht auch der Grund ist, warum sich die Band nach vier Jahren noch immer unter dem Radar bewegt.
DL S/T LP
DL Tour Tape 2013
DL Mind Cure Records: Single of the Month 06/2013
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Here &
Here