Band: Soldat Hans
Titel/Release: Dress Rehearsal (CD und 2xLP in Stofftasche auf Anfrage bei der Band)
Label: DIY/Bandcamp
Erscheinungsjahr: 2014
Genre: Progressive Folk(core), Post-Rock, Doom, Jazz, Downtempo
FFO: The Pax Cecilia, fire walk with me!, Bohren und der Club of Gore, Gris Gris, tesa
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Kurzinfo:
Glücklicher Weise haben wir hier bei Gerda nicht zwangsläufig den Anspruch immer auf den neuesten Stand zu sein. Deshalb können wir auch ganz unverfroren ein Release aus dem Jahr 2014 zur Platte des Monats April 2016 krönen.
Die Schweizer Band Soldat Hans ist seit 2013 aktiv und veröffentlichte ein Jahr später ihren Debüt- und bislang einzigen Longplayer "Dress Rehearsal". Ein Album, dass sich in seiner Komplexität und Intensität nur schwer vergleichen und in Worte fassen lässt. Auch die Band selbst stiftet mit ihrem Versuch "downtempo.jazz.folk.songwriter.doom" wohl eher Verunsicherung beim Hörer, was sich aber konsequenter Weise mit dem "Experimental-Jazz-Post-Stoner-Rock" der ehemaligen Band Verwaltzen von Gitarrist/Sänger Omar Hetata und Drummer Justin Harrison deckt. Letzt genannter spielte auch in der "Heavy-Petting Schäbi Metal Pop"-Band Tabe & Garriss. Ihr merkt, im Schweizer Ländle geht also der Freigeist um - oder einfach bloß ein paar Bands, die irrsinnig viel Spaß daran haben, sich bekloppte Bezeichnungen zu geben.
Auf Soldat Hans trifft eindeutig ersteres zu. Das Quintett + Sebastian Koelmann (u. A. Sebass) liegt mit seiner Bezeichnung auch gar nicht so verkehrt, nur, dass sich in ihrem Sound noch eine Menge anderes Zeug versteckt. "Meine Liebste; Sie zerbricht sich", der Opener, ist ein über 15-minütiges Epos, das sich mit ambienten Trompetenklängen und Keys nur bedächtig-schleppend in den Wahnsinn hineinsteigert, bis schließlich markerschütterndes Geschrei jedweilige Harmonie regelrecht wegfegt und schlussendlich fast schon in Muse'schen Falsett ausklingt. Das Schöne an derartig ausladenden Soundscapes ist, dass mensch nicht einmal zwangsläufig mit den Stücken von Mahler und Schubert vertraut sein muss, von denen einige Songs auf "Dress Rehearsal" inspiriert sind. Manchen reicht vielleicht schon ein zurückliegender Besuch der Stadt Winterthur aus, eine malerische Kulisse samt rundum liegenden, mystisch behangenen Bergen. Andere wollen vielleicht gar keine Vorgaben und kreieren sich stattdessen lieber ihr eigenes trügerisches und düsteres Szenario. Eine satanische Friedhofsmesse in etwa, die erst den Fürsten der Finsterniss herauf beschwört, urplötzlich von einer Horde Hippies gestürmt wird und in eine frivole Orgie umschlägt. Der imaginären Malerei sind in diesem Sinne auf "Dress Rehearsal" keine Grenzen gesetzt. So pendelt der Closer "Liefdesgrot" zwischen kauzigen Barjazz und monoton-hypnotischen Ufo-Geheule und findet ebenfalls erst jenseits der Zehn-Minuten-Grenzen zu einem homogenen Finale.
"Dress Rehearsal" ist der experimentelle und nostalgische Soundtrack zu cineastischem Retro-Trash und darüber hinaus ein Stück moderne Musikkunst, die mensch in dieser Form heutzutage wohl nicht mehr all zu oft antreffen wird.
"Dress Rehearsal" ist der experimentelle und nostalgische Soundtrack zu cineastischem Retro-Trash und darüber hinaus ein Stück moderne Musikkunst, die mensch in dieser Form heutzutage wohl nicht mehr all zu oft antreffen wird.
DL Dress Rehearsal
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