Sonntag, Mai 29

Triadé - Schümmerich



Band: Triadé

Titel/Release: Schümmerich/Album (Heimat Edition CD, Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2016

Genre: Acoustic, Singer/Songwriter, Spoken Word, Indie

FFO: Tim Kinsella, Victor Villarreal, Jon Kohen

Links: Bandinfo



Kurzinfo:

Er ist Schreiberling bei JMC, Hobby-Skater und Schlagzeuger der Rap'n'Roll-Kapelle Querfälltein und den Indie-Punks Skeletor. Und nun veröffentlicht er als Triadé ein Solo-Album, auf dem er sämtliche Instrumente quält, außer das Schlagzeug? Kurios.
Ich muss schon gestehen, dass das Schaffen des umtriebigen Kölners bislang spurlos an mir vorbeigezogen ist, dabei ist "Schümmerich" bereits sein viertes Album. Das Debüt "A Sundays Medication" liegt nun schon zehn Jahre zurück und wurde von unclesally*s noch nett als "bunte Stilmischung" und "Fingerübung" umschrieben, während das elektronische 2008er Folgewerk "tóng" mit seinen zahlreichen Gästen wesentlich besser abschnitt und "Die Beschissenheit der Dinge" schließlich den gereiften Singer/Songwriter erkennen ließ. Nun, bis auf dem ständigen Reifeprozess - Triadé hat sich nach dem Tod seiner Großväter und für sein neues Album auf die Suche nach seinen Wurzeln begeben - ist von den Einflüssen seiner Vorgängeralben nicht wirklich viel übrig geblieben. Als Gast ist lediglich sein Vater im Song "Das letzte Hemd hat keine Taschen" zu hören und nach einer Fingerübung klingt "Schümmerich" trotz seiner Verspieltheit auch nicht. Ebenso wenig entpuppt sich das Album als anbiedernder Selbstfindungstrip. Triadé hätte auf dieser Grundlage viel herumexperimentieren können, stattdessen ebnet er "Schümmerich" einen selbstbestimmten Weg, der natürlich von reichlich Melancholie überdeckt ist, aber auch durchaus seine aufgeregten und ernüchternden Momente offenbart. Nicht nur wegen seicht untermalten Spoken-Word- oder gesprachsampelten Songs wie "5253 Rubrum", "Sprandel", "Taxi" oder "Kein ferner Land" birgt "Schümmerich" fast schon einen Hörspielcharakter in sich. Und dann ist da noch diese vollkommen brüchige Stimme, die eben wie aus dem realen Leben gegriffen klingt und keinen künstlichen Kitsch erzeugen will.

DL & BUY "Schümmerich"

Mittwoch, Mai 25

Platte des Monats 05/2016: 勢い (Ikioi) - S/T EP



Band: 勢い (Ikioi)

Titel/Release: 勢い/EP (CDr in white or black Gatefoldsleeve)

Label: DIY

Erscheinungsjahr: 2016

Genre: Post-Rock, Indie, Post-Hardcore, Experimental

FFO: Horse Drift, mentizid, BÄNGKS

Links: Bandpage\\//Facebook\\//Last.fm

Kurzinfo:

Es gab eine Zeit, in der das Klavier als Stimmungsmacher im Rock gar nicht wegzudenken war, selbst bei den RIO-Vertretern, wenngleich es dort eine weitaus progressivere Auslegung erfuhr. Heutzutage macht sich wohl kaum noch jemand die Mühe dieses Klimperinstrument zu erlernen, um anschließend einer im Rockbereich angesiedelten Band beizutreten (Cover-Kapellen mal außen vor). Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und behaupte, dass vor allem Hierzulande die Auswahl relativ dünn ausfallen dürfte. Dabei lassen sich doch Emotionen wohl kaum schöner, trauriger, schauriger oder frivoler ausdrücken, als mit dem Klavier. Wer weiß, vielleicht ist das ja auch der Grund seines verpönten Stellenwertes...
Ein einsamer Wegbeschreiter ist Hauke Henkel, der bereits seit vielen Jahren immer mal wieder mit seinem Klavier unterwegs ist. Und genauso wie sein Trommel-Engagement bei den ehemaligen Manku Kapak, könnte sein reges Solo-Treiben in diesem Jahr ein jähes Ende nehmen. Stattdessen hat er sich in der jüngeren Vergangenheit gleich zwei neuen Bandprojekten gewidmet, die sich grob im Umfeld des eigenen Labels mum says;be pollite rec. bewegen. Zum Einen wäre da fljora, ein wahrlich düsteres Stück Post-Hardcore-Punk mit morbider E-Piano-Untermalung. Zum Anderen eben 勢い, - sprich Ikiora, bedeutet "Schwung" - , die den Post-Hardcore allerdings nur am Rande tangieren und das Klavier nicht nur gekonnt in Szene setzen, sondern gleich mal in den Mittelpunkt rücken. Bereits im atmosphärisch-epischen Opener "Produkt Productions Inc." ihrer selbstbetitelten Debüt-EP zieht das Klavier, mangt der stoischen Gitarre und dem immer wieder nervös anlaufendem Schlagzeug, mit eingängigen, sich ständig wiederholenden Melodien einen langen Spannungsbogen auf und den Hörer fast paralysierend in seinen Bann, mit der Gewissheit, dass dieser Spannungsbogen irgendwann reißen wird. Sieben Minuten wiegt uns das Quartett in trügerischer Stille, bis schließlich alles über einen hereinbricht, die Finger über die Tasten fegen und mit Unterstützung des Basses eine Soundwand errichten. Fast schon frivol, mit etwas Härte und reichlich Post-Punk-Spirit im Rücken, kracht plötzlich der zweite Song "Apollo Nölf" dazwischen. Vielleicht ist es ja auch als Kontrast zum folgenden "Bitter Lemming" gedacht, dass mit der Wucht des Post-Metals für einige Momente des Songs jedweilige Harmonie unter sich begräbt. Aber auch hier überbrückt das Klavier nicht nur wieder mit einer träumerischen Wohlfühl-Melodie, sondern gönnt sich mittendrin noch eine kleine, jazzige Verschnaufpause, was wiederum gut zur Überleitung zu "Kosmopilot" passt. Ein Stück, das mit seiner klassischen Untermalung und dem provoziert-dilettantischen Sprechgesang auch gut auf die Theaterbühne Platz nehmen könnte, zwischen Kabarett und bitter-böser Satire.
Das Spiel könnte ich jetzt noch auf die folgenden drei Songs herunterbrechen, sie penibel sezieren und versteckte Details entlarven, was den Rahmen eines Kurzreviews aber sicherlich sprengen würde. "勢い" hat es ohnehin verdient, dass jeder Hörer dazu seine eigenen Gedanken entwickelt, was sowohl die Instrumentierung betrifft, als auch die größtenteils sinnbildlichen Lyrics. Ich nenne es mal anspruchsvolle Experimentalmusik, die mit Hilfe der Post-Moderne den Zugang etwas erleichtern will. Dem kann mensch sicherlich auch skeptisch gegenüber treten. Muss mensch aber nicht...

Song Teaser



Sonntag, Mai 22

Kennt ihr die schon?




Die Zeiten, als Omas noch im Hühnerstall Motorrad fuhren, sind wohl endgültig vorbei...

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Für Fans von DENEN hier

Donnerstag, Mai 19

Gesplittet, Teil 12

BATTRA// & Chaver - Split-7"



Ich kann mich immer nur wiederholen: die zwei Raufbolde von BATTRA// (ex-Fromage) sind mir ein bisschen zu fleißig, um tatsächlich (unge)waschechte Pennerpunks zu sein. Seit ihrer letztjährigen EP "Asozial seit Tag 1!" gab's nicht nur Nachschlag in Form des Jahresabschluszsongs "True Till Meth" und dem kürzlich erschienenen Drone/Ambient/Noise(???)-Soli-Tape "気暴力", sonder auch eine Split-7" mit ihren Buddies von Chaver.
BATTRA// sind dabei mit zwei Songs am Start. Zum einen mit dem bedrohlichen, monoton-stampfenden "Blümeranz", zu dem die Jungs auch ein hochwertiges und verhältnismäßig fast schon poetisches Video abgedreht haben. Als Nachspeise servieren uns die zwei Halunken den Vapeilas-Hit "Adelskrone" und kleiden die Penner-Hymne schlechthin endlich mit dem passenden Gewand ein.
Die B-Seite gehört BATTRA//'s langwierigen Weggefährten Chaver, mit denen sie schon zu Labdam-Zeiten gemeinsam auf Tour waren. Mit "shavoth #83// eschewed" gibt's nun also die erste Kostprobe nach der Umtaufe, die sich vom Stil her nicht wirklich vom old-schooligen dbeat-Hardcore-Punk ihres Alter Egos unterscheidet. Der Song klingt dennoch wie ein kartharsischer Neuanfang, wirkt aufgeräumter und vor allem druckvoller. Ein wahres Brett, dass Lust auf mehr macht.

Zweihundert 7inches wurden gepresst (50x grün, 50x magenta, 100x schwarz), die über BATTRA//'s eigenem Label BLSN.WRST RECORDZ und Chaver's Bigcartel-Shop erhältlich sind.

BATTRA//: Facebook//Bandcamp//Youtube//Last.fm

Chaver: Facebook\\//Bigcartel

DL Split-7" A-Seite & B-Seite

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Teen Creeps & Mind Rays Split-7"

Mit Teen Creeps und Mind Ray teilen sich hier zwei belgische Bands der Oddie Records-Familie eine Split-EP, die bereits gemeinsam auf dem Labelsampler "Sketchy Kids Vol.One" vetreten waren, zusammen mit einigen anderen Bands, in denen Mind Rays-Sänger Christophe seine Finger im Spiel hat oder hatte (The Tubs, The Future Dead und außerdem bei Superlijm).
Mind Rays haben sich 2013 in Gent gegründet und haben seither noch keine Möglichkeit gefunden, von dort wegzukommen. Wollen sie vielleicht auch gar nicht, denn mit ihrem Mix aus Psych, Fuzz, Noise, Punk und Garage, hat sich das Quartett bereits eine ordentliche Fanbase in der Region erspielt. Und weil Mind Rays seit neuestem Mitglied bei Gnar Tapes sind, können sie das Ganze auch ungeniert "Gnarage" nennen. So viel zur B-Seite.
Die A-Seite füllen Teen Creeps, genauso wie Mind Rays, mit zwei Songs aus. Das mittlerweile ebenfalls in Gent ansässige Trio reist mit ihrem 90s-Emo nicht ganz soweit in der Zeit zurück und zeigt sich auch wesentlich melodieverliebter. Während "Take" jedoch mehr Richtung Gainesville, Florida schielt, schlägt das folgende "The Point" die Brücke zur Pre-Postmoderne und verwöhnt mit einer eingängigen Melodie und kräftigem Geschreie an der Grenze zum Massenvertägichen. So wie einst Madsen auf ihrem Debüt, bevor ihre Songs dann doch gänzlich im Pop-Klischee versanken.

Teen Creeps: Bandpage\\//Facebook\\//Bandcamp\\//Soundcloud\\//Youtube\\//Last.fm

Mind Rays: Facebook\\//Bandcamp\\//Youtube\\//Last.fm

DL Split-7" A-Seite & B-Seite or Complete



Letters to Catalonia & ilill Split-Tape


Erst Ende letzten Jahres hauten uns die drei Kalifornier von Letters to Catalonia, die sich aus Recluse- und (...tief Luft holen...) All My Wishes Were Thrown Down a Well and Should Die There -Mitgliedern zusammensetzt, ihr Debüt-Demo um die Ohren. Pfeil-schneller, giftig-keifender, teils dissonanter und äußerst nervöser Screamoviolence, der direkt ins Miss the Stars - Herz treffen und vor allem Freunde vergangener Milleniumviolencer á la Tristan Tzara gefallen dürfte. Drei neue Songs verschwenden nicht einmal fünf Minuten eurer kostbaren Zeit.
Als ersten Split-Partner suchten sich die amerikanischen Westküstler die japanischen Ostküstler ilill, die noch im gleichen Monat eine weitere Split mit den Neuseeländischen Crust-Punks Machina Rex veröffentlichten. Und auch, wenn sich das Trio aus Tokio ebenfalls nur schreiend artikulieren kann, sind ihre drei Songs mehr im plänkelnden und ausladenden Midwest-Emo zu verorten, als im Gewaltsektor. Die Ausnahme der Regel wird durch den Closer "nanae" gestellt, das düster-bedrohlich einen deutlich aggressiveren Ton anschlägt.

Letters to Catalonia: Blog\\//Bandcamp\\//Last.fm


DL Split-Tape Here & Here

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Piri Reis & Coma Regalia Split-10"


Auf Piri Reis bin ich durch das "Asien-Special" auf Crossed Letters aufmerksam geworden. In den überschaubaren aber durchaus euphorischen Zeilen von Steff konnte ich fast schon Suchtpotential herauslesen. Und was soll ich sagen - er hatte recht. Keine zwei Songs ihres Demos hat es gedauert, bis mich die malaysische Emoviolence-Band vollkommen in ihren Bann zog. Als ich zu alle dem auch noch herausfand, dass zur Band-Diskografie bereits eine gemeinsame Split-EP mit Coma Regalia hinzu gekommen ist, wurde meine Vernunft blitzartig durch blinde Kaufsucht verdrängt. Denn ungeachtet der hohen Versand- und Einfuhrgebühren bestellte ich mir das Demo-Tape und die amerikanische Version der Split-10" in schicker Manila-Hülle über Middle-Man Records. Zur Split gibt's eine Special Edition mit alternativen Cover-Artwork, die ausschließlich über Miss the Stars erhältlich und auf einen Transportschaden der eigentlichen Scheibchen zurückzuführen ist. 
Piri Reis treten das Gaspedal in ihren vier Songs, unter denen sich auch der tolle Closer ihres Demos befindet, zu 95% durch, lockern die Raserei mit einigen Skramz-Elementen auf und schaffen es, dem Ganzen auch immer wieder tolle Melodien zu entlocken. Das sich hinter dem Mikro eine Frau leidenschaftlich echauffiert, fällt dabei kaum auf, denkt mensch beispielsweise an die Blood Brothers. Eigentlich erinnert das Quintett aber vielmehr an beheimatete Kollegen wie Kias Fansuri, Utarid oder Quantis, was vielleicht kein allzu großer Zufall ist, da auch Azwari Zainal Abidin bei der Truppe mitmischt.
Zu den Amerikanern Coma Regalia, die nicht zufällig all ihre Releases über Middle-Man veröffentlicht haben, muss eigentlich nicht mehr viel gesagt werden, da uns die Band gefühlt alle paar Tage mit Nachschlag versorgt. Mensch könnte fast meinen, die Band ist älter als der Screamo. Dabei haben sie sich erst 2010 zusammen gefunden und können mittlerweile auf eine Disko zurückblicken, auf die so manche Kollegen neidisch sein dürften. Allein seit dem letzten Jahr sind sieben (!!!) neue hinzu gekommen, wobei es mittlerweile wohl weniger Zeit in Anspruch nimmt, jene Bands aufzuzählen, mit denen sich Coma Regalia noch keinen Tonträger geteilt haben. Sieben Songs in etwas mehr als acht Minuten tragen die altbewährte Handschrift der Band, die unverwechselbar schneidende Gitarren, etwas Emo-Melancholie, sehnsüchtige Chöre und ganz viel Gekreische in sympathische DIY-Akustik verpackt.

Piri Reis: Facebook\\//Bandcamp\\//Last.fm




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 Afterlife Kids vs. Fuck, Wolves! - Live Split-Tape


Ja gut, die gemeinsame Tour der Afterlife Kids und Fuck, Wolves!, sowie das damit einhergehende Live-Tape-Koop-Release von Mustard Mustache & Microsleep liegen nun schon fast vier Jahre zurück, zumal sich die Afterlife Kids mittlerweile in ihre Einzelteile AST, Ancst, Henry Fonda, Blätter, Totalitarian Principle und Bomb Out zerlegt haben. Für uns wie immer kein Hindernis, euch trotzderm noch mal auf dieses fiese aber feine Gebrettere aufmerksam zu machen.
Die A-Seite belegen die Afterlife Kids mit einem Mitschnitt ihres "Geisterhand"-Promo-Konzertes in Koblenz. Dementsprechend gibt's in nicht einmal zwanzig Minuten auch das fast komplette Debüt-Album-Set, inklusive Intro, Interludes und Outro. Vielleicht zeigte sich live auch nochmal am deutlichsten, dass die Berliner Band nicht nur zum Zeitvertreib ins Leben gerufen wurde, sondern als exaktes Bindeglied zwischen dem Henry Fonda-Powerviolence und dem Ancst-Black Metal fungierte.
Das letzte Release der Emoviolencer Fuck, Wolves! lag zu diesem Zeitpunkt fast ein Jahr zurück. Daher konnten es die vier Berliner hinsichtlich ihres Sets auch etwas lockerer angehen. Zehn Songs von den EP's "...zwischen all unseren Trümmern..." und "Es ist alles in Ordnung...", der Split-LP mit Chaos Is und dem Dream Come True Records-Compilation-Song "Kopf küsst Asphalt" gibt's auf der B-Seite auf die Ohren, wobei das Tape gegenüber dem Download auf der Bandcampseite der Band aus Platzgründen um mehr als dreieinhalb Minuten kürzer ausfällt. Fällt aber gar nicht weiter ins Gewicht, denn in fast zwanzig Minuten wird vertrackt gescheppert, geschrammelt, gegniedelt und leidenschaftlich geschrien, was die ohnehin schon auf ihren Releases vorherrschende DIY-Düster-Ästhetik noch einmal unterstreicht.

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Fuck, Wolves!: Facebook\\//Bandcamp\\//Last.fm

DL Live Split-Tape A-Seite & B-Seite or Complete

Sonntag, Mai 15

Wiederhören: Weezer - Weezer (The Blue Album)



Es grenzt eigentlich schon an Blasphemie, Weezer's selbstbetiteltes blaues Album mittlerweile zum x-ten Mal als remasterte Vinyl-Version auf dem Markt zu bringen. Andererseits dürften die Originalscheibchen wohl nur noch schwer zu ergattern sein, bzw. von geldgierigen Privatverkäufern jenseits der Hundert-Euro-Marke feilgeboten werden. Schade, denn was Weezer für ihr Debüt-Album eindeutig nicht brauchen, ist ein angenehmerer oder klarerer Sound. Daher: wer die Gelegenheit hat, an ein un-remastertes Reissue zu gelangen, sollte schleunigst zugreifen.
Klar, seit jeher bringt mensch die vier Amerikaner nicht gerade mit DIY oder Proberaumästhetik in Verbindung, dafür haben sie selbst und auch die Plattenfirmen spätestens mit der Veröffentlichung des selbstbetitelten grünen Chart-Hit-Albums gesorgt. Dennoch sind es genau diese beiden Faktoren, erweitert um ein gesundes Maß an Experimentierfreudigkeit, die das blaue Album zum eigentlichen Schmuckstück der Band ausmachen.
Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie das wohl auf einen ihrer ersten Konzerte gewesen sein muss: vier nerdige Collegeboys, die ganz trocken einen noch unbekannten Smash-Hit wie "My Name is Jonas" raushauen und dann auch noch so ein altbackenes Ding von Mundharmonika in dem Song unterbringen, ohne zu ahnen, dass man gerade Teil der Geburtsstunde einer lebenden Legende ist. Ja, ich bezeichne Weezer als lebende Legende, weil sie trotz oder gerade wegen der späteren mainstreamigen Allüren wohl in den meisten Regionen der Welt bekannt sind und mit ihrer simplen Zusammenführung von Alternative und Pop-Punk wohl auch eine gewisse Vorreiterrolle innetragen. Vielleicht auch deshalb, weil sich derartig nachempfundene Musik zumeist in der Pop-kulturellen Gesellschaft abspielt und protzig mit einem dementsprechenden Budget hausieren gehen kann, bin ich so fasziniert vom blauen Album, das vor allem durch die analoge Direktheit besticht. Natürlich finden sich mit dem eingangs erwähnten "My Name is Jonas", "Undone - The Sweater Song", "Say It Ain't So" oder dem Über-Hit der Band, "Buddy Holly", genügend Chart-taugliches Material auf dem Album. Es sind aber vor allem die kleinen Details, die das blaue Album vom Rest der Kollegen und auch von der eigenen Diskografie abheben: z. B. das fragile Klaviergeklimpere am Ende vom "Sweater Song"; die Folk-Ausflüge im Opener und in "In the Garage"; die A cappella-Einlage in "Surf Wax America"; dieses schizophrene Stück "Holiday" mit unaufdringlicher Orgel, Hardcore-tauglichen Breakdowns und Slapstickeinlage; das frivole FreeStyle-Gejamme im epischen 8-Minüter "Only In Dreams".
Ich weiß nicht wie ich mich ausdrücken soll, aber für mich ist Weezer's Debüt ein unerreichter Meilenstein dieses Genres.

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Mittwoch, Mai 11

Fir Cone Children - The Age of Blastbeatles



Band: Fir Cone Children

Titel/Release: The Age of Blastbeatles/EP (Digipak-CD, 16x Tape ->8x Black/8x White, Digital)

Label: Blackjack Illuminist

Erscheinungsjahr: 2016

Genre: Post-Punk, Indie(pop), Fuzz, Garage, Noisepop, Dreampop

FFO: The Rational Academy, Times New Viking, The Beatles

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Kurzinfo:

Fir Cone Children's letztjähriges Debüt-Album "Everything is Easy" war eine Ode an die Kindheit: oftmals einfach nur wunderschön, aber manchmal auch ein ziemlich zickiges Biest. Dennoch machte Alexander Leonard Donat den Titel buchstäblich zum Programm. Und nun lässt Donat auf seinem zweiten Werk unter diesem Namen etwa die "Blastbeatles" los? Genau! Auf "The Age of Blastbeatles" treffen locker-unbeschwerte Pop-Melodien auf verzerrte Fuzz-Gitarren und hektische Schlagattacken. Ein Sturmlauf gegen den Stilpurismus und eine Zerreißprobe für Diejenigen, die es lieber unkompliziert mögen. Auch "The Age of Blastbeatles" widmet sich dem Thema Kinder, ohne dabei ein schwülstiges Kinderalbum zu sein. Der eröffnende Titeltrack und das folgende "From Afar" stürmen mit der Ungestümtheit des Post-Punks durch eingängige Melodien. Unter Donats gewohnt zwischen aufgeregt und schwelgerisch pendelnder Stimme brummt, schrammelt und zerrt es gewaltig. "Marsian" ist dann so ein leierndes Stück Dreampop mit unterschwelliger Surfästhetik und "Turn Around" lässt es in ausgelassener Garage-Manier noch einmal ordentlich krachen.
All das wirft Donat grob gestückelt in einen großen Topf und lässt das Ganze unter gelegentlichen Umrühren vor sich hin köcheln, sodass die verschiedenen Zutaten stets erkennbar bleiben. Ein erfahrener Hobbykoch eben, der nicht nur mit der Routine, gefühlt jeden Monat ein neues Release (Leonard Las Vegas, Vlimmer, etc.) zu veröffentlichen, zu Werke geht, sondern vor allem durch die Augen eines aufmerksamen Vaters sieht. Kleine Kinder sind das Beste, was einem passieren kann, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Sie sind aufgeschlossen und stur; neugierig oder lethargisch; quengelig oder einfach bloß süß. Kurzum: Kinder sind unberechenbar. "The Age of Blastbeatles" fängt diese Gemütsschwankungen rigoros ein.
Stream & Buy "The Age of Blastbeatles"

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Samstag, Mai 7

The Fall of Troy - OK LP (Free Download)



Band: The Fall of Troy

Titel/Release: OK/Album (1000x Transculent Gold (1st Press) & 1000x White w/ Gold Splatter Vinyl (2nd Press); Digital)

Label: Big Scary Monsters/DIY

Erscheinungsjahr: 2016

Genre: Post-Hardcore, Progressive, Mathcore

FFO: The Mars Volta, The Blood Brothers, Hella, The Dillinger Escape Plan

Links: Bandpage\\//Facebook\\//Twitter\\//Youtube\\//Myspace\\//Last.fm


Kurzinfo:

Wir hatten es ja schon kurz angesprochen: The Fall of Troy sind zurück! Ein Countdown auf ihrer Bandpage kündigte bereits Wochen zuvor das neue und zeitgleich fünfte Studioalbum der Band aus Mukilteo an. Das ist heutzutage nunmal so In, ergibt in diesem Fall aber durchaus Sinn, denn so hatte jeder ausreichend Zeit, sich darauf vorzubereiten. Als der Countdown, nicht ganz pünktlich, schließlich abgelaufen war, hieß es also schnell sein, um noch eine der auf tausend Stück limitierten Gold-Vinyls abgreifen zu können. Ein paar Stunden später war das Bandkontingent vollkommen ausgeplündert - und ich will gar nicht erst wissen, wieviele Abzocker gleich mal wieder zwei Stück oder mehr bestellt haben, um sie postwendend wieder für das Vierfache feilzubieten.
Egal. Was blieb, überraschte dennoch, denn The Fall of Troy bieten ihr neues Album "OK" außerdem zum kostenlosen Download an, nebst Spenden-Option versteht sich. Ein Geschenk an die treue Hörerschaft, die trotz aller Bandeskapaden und Trennungspause noch immer an ihr festhalten. Klar, Wilco hatten diese Idee schon zuvor, die Foo Fighters auch und Radiohead erst recht. Aber ein Gratis-Reunion-Album? Chapeau, Monsieur Erak, Forsman & Ward, das war so nicht zu erwarten.
Nach Angaben der Band soll "OK" Hoffnung transportieren. Und so kurios es auch klingen mag, unerklärlicher Weise strahlt der überwiegende Teil der zehn Songs genau das aus. Das Erak & Co. eine Pause eingelegt haben und währenddessen wahrscheinlich durch einige Selbstfindungstrips zu wichtigen Erkenntnissen gelangt sind, hört man den wohl dosierten und (extrem) strukturierten Songs irgendwie an. "OK" ist daher in der exakten Schnittmenge zwischen dem progressiven Wahnsinn von "Doppelgänger" und dem mit reichlich Pop-Appeal aufgeweichten "Manipulator" anzusiedeln. Ohne viel Eingewöhnungszeit giftet die Vorab-Single "401k" gleich zu Beginn aus tiefster Kehle, während darunter feucht-fröhliche Gitarren gniedeln, die sich zum Ende hin fast schon psychedelisch ineinander verknoten. Im folgenden "Inside Out" trifft Puciato'sche Geisteskrankheit auf einen schmachtenden Pop-Refrain und "Savior" outet sich auf seiner Weise als Michael Jackson-Gedächtnis-Hymne (#Mcmichael_McJackson??). Soweit, so eindrucksvoll haben sich The Fall of Troy zurück gemeldet. Was folgt, ist allerdings eine allzu sehr routinierte Durststrecke über vier Songs, die im progressiven Bandkosmos gesehen vielleicht etwas belanglos und uninspiriert vor sich hin plätschern. Versteht mich nicht falsch, das ist Jammern auf hohem Niveau. Denn was The Fall of Troy in diesen Songs an technischer Versiertheit und Fingerfertigkeit abliefern, dürfte trotz alledem so manchen Genrevertreter blass aussehen lassen. Mit anderen Worten: die Mittelklassigkeit der Band im Hinblick auf ihr gesamtes Schaffen, spielt sich immer noch im elitären Prog-Bereich ab.
"OK" kann somit sicherlich nicht mit den vorangegangenen drei Alben mithalten. Es zeigt aber eine Band, die wieder zueinander gefunden hat. Die besser mit, als ohne einander kann.



Dienstag, Mai 3

Der Bandcamp-Hardcore Vol.33

kála



Das österreichische Quintett kála hat seit der Veröffentlichung seiner 2014er Debüt-EP "Antithesis" ganz schön hohe Wellen geschlagen. Ein Trend, der wie immer spurlos an mir vorbei gezogen ist, was für uns bei Gerda aber wieder kein Problem ist, da wir kein "zu spät" kennen, solange das Internet nicht vergisst.
kála sind grob im Post-Hardcore anzusiedeln, ist allerdings keine Band, die mit dem Brecheisen voranschreitet. Daher wurde ihr schon recht frühzeitig die Nähe zu "The Wave"-Vertretern wie Touché Amoré, La Dispute oder Pianos Become the Teeth attestiert. Eine Art Melancholie-Core, bei dem unterschwellig melodische Gitarrenteppiche ausgerollt oder in flirrender Ästhetik verglüht werden und somit den heiseren Schreigesang auch immer etwas ausbremsen. Wie gesagt, kála wollen nicht mit dem Kopf durch die Wand - was sie zweifelsohne könnten - , sondern entpuppen sich als ziemlich routinierten Leidenschaftler. Kein Wunder, wurde die Band schließlich aus der Innsbrucker Undergroundszene um Gruppen wie We Put the Fun in Funeral, lilla, Tripsitter und Not to Safe One's Life rekrutiert.
Da ich weder einen itunes-, Spotify- & Co.-Account besitze, kann ich erst einmal nur für "Antithesis" sprechen. Die im letzten Jahr erschienene Folge-EP "Thesis" soll aber auch ganz toll sein, hab ich mir sagen lassen. Blindes Vertrauen...

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DL "Antithesis EP"



Eklat

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Escapado waren vielleicht DIE Band, die den deutschen Post-Hardcore salonfähig machte. Daher war es nicht nur ein Schock für die Band, sondern vor allem auch für die große Anhängerschaft, als Sänger Helge Jensen und Bassist Gunnar Vosgröne (zwischenzeitlich Aushilfs-Cellist bei Tomte, Night In Gale und The Driftwood Fairytales) 2009 ihren Ausstieg bekanntgaben. Auch wenn sie mit ihrer neuen gemeinsamen Folge-Band Grand Griffon in eine andere Richtung ausholten, folgte ihnen der Schatten ihrer Erfolgsband auf Schritt und Tritt. Zumindest seitens der neugierigen als auch skeptischen Hörerschaft. Vielleicht war es einfach noch zu früh. Mittlerweile ist der deutsche Hardcore- und Punkuntergrund gut aufgestellt und vernetzt, Bandhopping und Underground-Supergroups sind keine Seltenheit mehr.
Bei Eklat, ehemals Elektro Klub, kann Jensen nun unbeschwert aufblühen und trifft mit Jan Miesdorf (Gitarrist bei Escapado bis 2005 und zwischenzeitlich bei Simon Glöde untergekommen) schon wieder auf einen alten Bekannten. Auch den Rest der Bande kennt mensch aus weniger oder mehr bekannten Punk- und Hardcore-Combos wie Kratzer, Shitstarter, Resection oder Time Still Sleeping. Mit weniger Post-Hardcore, als vielmehr Post-Punk, reihen sich Eklat nahtlos in die Riege der neuen Hamburger Emo-Post-Punk-Schule um Bands wie Captain PlaneT, Kazimir oder Edgar R. ein. Tolle Melodien, die, bevor es zu eingängig werden könnte, auch mal spontan die Richtung ändern. Und Jensen? Er stellt erneut den Beweis, dass er mehr ist als nur ein leidenschaftlicher Schreihals.
Neben den beiden digitalen Releases, veröffentlichten Eklat eine Split-7" über My Favourite Chords mit den ähnlich veranlagten, mittlerweile aber aufgelösten Yachten.


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La Bella

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Punk Jazz - wieder so ein grob definiertes Subgenre, das oft auch sehr willkürlich auf die jeweiligen, vermeintlichen Vertreter subsumiert wird. Demnach ragt dessen Ausrichtung nicht nur in den FreeJazz á la Naked City hinein, sondern tangiert auch den Grind/Trash-Sektor (The Plot to Blow Up the Eiffel Tower, etc) oder wird eben auf jene Bands abgewälzt, die nicht so recht in eine bestimmte Schublade passen (Stichwort: Nomeansno).
Das kalifornische Quartett La Bella ist eine politisch linksradikal ausgerichtete und in diesem Bereich sehr engagierte Band - die Mitglieder waren nicht nur in Gruppen wie Badmouth oder Wilderness aktiv, sondern sind auch im Bridgetown Collective vertreten und im Coup d'état Zine involviert - , was mensch ihrem wütenden Sound durchaus anhören kann. Vergleiche zu Vertretern der Bay Area um Loma Prieta oder Comadre sind gar nicht so weit daher geholt, kümmerte sich schließlich Jack Shirley um die Aufnahme der beiden Label-Releases "Recomposition" und "Ides". Letzteres verpasste er auch seinen unverwechselbaren, rohen und rauhen DIY-Charme. In diesem Sinne ballern La Bella auf ihrem Longplayer "Ides" acht kompromissbereite Krachattacken runter, mit wütendem und aggressiven Gekeife und schrammeligen Melodien im Hintergrund, was mich irgendwie an die starken Youth Avoiders und deren australisches Pendant Clowns erinnert. Im Gegensatz zu diesen schwingt im radikalen Sound von La Bella aber tatsächlich etwas Flamenco und Latin Music mit, die die Songs in unregelmäßigen Abständen abrupt ausbremsen oder in eine neue Richtung lenken, wie im Opener "Germinal", dem wild-vertrackten "Silver Spool" oder im letzten Drittel von "Wellspring". So, als hätten sich die Gipsy Kings während der Aufnahmesession ins Studio verirrt und versucht dieses irrsinnige Tempo mitzuhalten. Das seichte Geplänkel im Mittelteil von "Trush" oder das frickelige Bassgezupfe in "Subaltern" wirken dann endlich auch wie der versprochene Punk-Jazz-Mix. Es gibt ihn also doch...


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Deluminator

Metalcore und Harry Potter? Passt das zusammen? Passt! Wie ich in einem Between the Lines Zine - Interview (das übrigens von Flo geführt wurde, dem Bassisten der mir sehr sympathischen PW-Truppe extinct!) nachlesen konnte, einigten sich Deluminator bei einem Kumpelsabend auf diesem Bandnamen, wobei die anfangs noch zu viert agierenden Sachsen (mittlerweile sind es fünf) tatsächlich des Öfteren Harry-Potter-Filme in ihr Programm aufnahmen. Das klingt dann schon fast etwas zu niedlich für ein derartig brachiales Musikgenre und eine Band, die ihre ersten beiden EP's "Coronary" und "Enemy of God" betitelt. 
Hinter Deluminator verbergen sich Leute von Vengeance Today und Face Your Pain, die ihr gemeinsames Projekt im Jahr 2014 ins Leben riefen. Dass die Dresdner Band mittlerweile auf über 2300 Fuckbook-Likes zurückblicken kann, dürfte wohl auch ihrem fleißigen Touren zuzuschreiben sein. Gemeinsam mit Dull Eyes, Method of Proof und Lucifer the Lightbearer legten Deluminator nicht nur die Clubs sämtlicher Großstädte hierzulande in Schutt und Asche, sondern auch in Belgien und den Niederlanden. Ab Mai geht's dann auf die große "Built to Kill"-Promotour, ihrem Debüt-Longplayer der über Farewell Records erscheinen wird, wobei sie sich u. A. die Bühne mit Größen wie Napalm Death, Desolated und All For Nothing teilen werden. Ich weiß, das ist jetzt viel Rumpalavere, aber der Werdegang von Deluminator in diesem recht kurzen Zeitraum ist schon beeindruckend.
Musikalisch gibt's, wie eingangs erwähnt, metallischen Hardcore-Punk. Hart groovend, wütend und angepisst. Klar, in Dresden gibt es mittlerweile genügend Gründe, um aus der Haut zu fahren. Deluminator verfallen allerdings nicht in unkontrollierte Raserei. Vielmehr kann mensch hier von einer Grundsolidität sprechen. Die Riffs sitzen und verstehen es, das Gegrowle zusätzlich anzuheizen. Hardcore für's Pit eben, der sich mit treibenden Hooks wie in "Priest" und etwas FreeStyle-Gegniedel in "Foresight", aber auch mit Shoutsupport von Dull Eyes-, Raw Justice- und Harm Done-Mitgliedern, einige Freiheiten gönnt.

DL Enemy of God EP Here, Here & Here

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Anti Hero

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Einfacher machen es einer/m da schon die ebenfalls aus Dresden stammenden Anti Hero, die sowohl vom Namen her als auch musikalisch wesentlich kompromissloser zu Werke gehen. Nach einem Dubcore-Intro, vielleicht die letzten elektronischen Überreste ihrer zuvor erschienenen "8-Bit" EP, kennt ihre Quasi-Debüt-EP "Bewildered Minds & Beaten Bodies" nämlich nur eine Tonart - kräftiges Geshoute und Gegrowle. Untemauert von einem satten, zusammengeschweißten Sound aus melodischen Gitarren, groovenden Bassläufen und rhythmischen Schlagattacken, der nur wenig Ecken und Kanten offenbart. Sicherlich kann mensch den treibenden Songs "Symmetry" und "Foxhound" inmitten des Metalcoregedresches auch etwas Hardcore-Punk-Mentalität zusprechen. Wie oben bereits erwähnt, ist es vielleicht in keiner anderen Stadt wichtiger Farbe zu bekennen, als in Dresden. Ansonsten liefert uns das Quartett altbewährte Genrekost, was nicht zwangsläufig negativ gemeint sein muss. Im Gegenteil. Was die Band in Eigenregie und mit Hilfe von Freunden - sowohl die soundtechnische Leistung von Julian Küchler (Nothink[g]) als auch das klasse Artwork von Franziska Glückstein - hier abliefert, ist schon bemerkenswert. D.I.Y. or DIE.


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Chiefland


Es macht immer einen guten Eindruck, wenn man als Band offen mit seinen Einflüssen umgeht. So wird hinterrücks wenigstens weniger getuschelt und als geneigte/r Hörer/in weiß man gleich, worauf man sich da einlässt. Im Falle von Chiefland sind das konkret Touché Amoré, La Dispute und Defeater. Was geboten wird ist also "The Wave"-angelehnter Post-Hardcore. Schon wieder?! Stimmt. Wer der Debüt-EP der Underground-Newcomer trotz aller Vorurteile dennoch ein Ohr leiht, wird schnell feststellen, dass sich wohl kaum ein qualitativer Unterschied zu ihren amerikanischen Vorbildern ausmachen lässt. Das Quartett um HaJo Particke, Chris Erdmann, Niklas Koch und Corwin Sandiford hat sich schließlich schon frühzeitig in der Göttinger Szene in diversen Gruppen wie Your Last Word, Peanut Gallery oder No Need For Silence ausprobiert und für den Mix und das Mastering von "To Part Means to Die a Little" Kontakte zu Lewis Johns (u. A. More Than Life, Gnarwolves, Rolo Tomassi) knüpfen können. Kein Wunder also, dass Chiefland ihr Debüt mit der Routine von Hardcore-Veteranen meistern. Spannende als auch melancholische Melodiebögen, flirrende Post-Rock-Ästhetik, dosiertes Riffing und Geschreie, dass authentisch statt theatralisch wirkt.
"To Part Means to Die a Little" erscheint als Vinyl-looking CD im Hochglanzpappschuber mit Fold-Out-Lyricsheet in Eigenregie der Band. Vorerst...




Death of Youth


Die Tatsache, dass von der limitierten Pre-Order-Variante des transparenten, gelb-rot-gesplattertem Vinyls inkl. T-Shirt & Siebdruck-Poster (30 St.) bis hin zur Standard-Black-Vinyl (400 St.), noch alle Kaufoptionen über Narshardaa.Records verfügbar sind, lässt mich vermuten, dass der Verkauf von Death of Youth's ersten Longplayer nur spärlich voran schreitet. Schade, denn das zwischen Mainz, Dortmund, Bonn und Berlin pendelnde Quartett bietet nicht den stumpfen Hardcore-Punk, den sein Name vermuten lässt. Klar, ein Opener wie "55116" ist in seinem Vokabular stark begrenzt, genauso wie das herrlich 80er-Jahre-mäßig roh-rumpelnde "Angst". Im Gegensatz zu vielen ihrer Genrekollegen ist der Sound von Death of Youth aber nur schwer ohne Umschweife auf den Punkt zu bringen. Düster-Hardcore-Punk wie in "Scheitern" steht genauso auf dem Programmzettel, wie derber Crust in "Kaputt" und "Eine Jugend..." und schleppender ("Viva Hate") oder zerfahrener Noise ("Scheitern"). Wiedererkennungswert statt Quantität.

DL "Death of Youth" LP Here & Here

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Piri Reis

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"Spit it out, Spit it out", bekommt der Hörer gleich zu Beginn des Openers "First There Was Ophera, Masquerade" die volle Breitseite der Screamoviolence-Band aus Sha Alam, Malaysia vor den Latz geknallt und wird sogleich mit einem tollen Riff in ihren Bann gezogen. Es sind diese ersten zehn Sekunden, in denen mensch sofort weiß, ob er/sie hier seine/ihre neue Lieblingsband gefunden hat oder ob mensch prinzipiell mit derartigen Krachorkanen nichts anfangen kann. Äußerst treffend ist auch das Kinderlied(??)-Sample am Ende des Songs, in dem ein kleines Mädchen melancholisch-schaurig den Song ausklingen lässt und den folgenden "The Padang Jawa Virgin Vigilante" einleitet. Hier zeigen Piri Reis, der Band um Utarid-/Kias Fansuri-Schreihals sowie Utarid Tapes-Kopf Arwith und einigen Yong Belar-Mitgliedern, dass sie nicht nur gut im Instrumentenschreddern sind, sondern auch durchaus ein feines Händchen für seichtere Passagen besitzen. Den krönenden Abschluss liefert allerdings der Closer "When Life Hand you Grenade", der auch auf der Split-10" zu finden ist. Ein Song, der nochmals sämtliche Wut und Verzweiflung bündelt und buchstäblich mit Pauken und Trompeten aus sich hinaus bläst und schlussendlich mit einem leidenschaftlichen Ausschnitt aus Rafeef Ziadah's "We teach life, sir" einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Zum Heulen schön, leider im wahrsten Sinne.

DL Demo

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In der Kürze liegt die Würze


Kalkavé

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Dass aus der Asche ehemaliger Willy Fog irgendwann wieder neue Formationen auferstehen würden, war absehbar. Mit Kalkavé haben sich nun gleich drei ehemalige Mitglieder der einstigen Post-Punk-Hardcore-Gruppe wieder zusammengerauft. Den ersten Eindruck vermitteln derzeit zwei Songs auf Bandcamp. Diese scheinen sich mehr im ausladend-plänkelnden wie melodischen Screamo auszubreiten, als im Post-Hardcore. Als erstes Release kündigte die Band bereits ein 5-Song-Tape an, das innerhalb der nächsten paar Jahre erscheinen soll....

DL Two Songs


Farben/Schwarz

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Na wenn das nicht nach einer neuen Welle klingt... . Marathonmann samt kleiner Bruder Naechte und viele mehr haben es bereits angekündigt: der Millenium-Post-Hardcore/Emocore hat nun auch wieder Germoney erreicht. Das Hamburger Quartett Farben/Schwarz um ehemalige Kju:-Mitglieder, verbindet nach eigener Interpretation Alternative, Grunge, Post-Hardcore und Punk. Klingt nach viel gewollt, findet allerdings recht unkompliziert und eingängig den Weg ins Ohr. Keine Ecken und Kanten, an denen mensch hängen bleiben könnte, stets melodisch und mit leidenschaftlich-melancholischen Gesang. Wer an einem sympathischen Flashback an 00er-Bands wie Thrice, Thursday oder Funeral for a Friend interessiert ist, kann Farben/Schwarz's Debüt-EP "EINS" (Digital-Release über Sportklub Rotter Damm) gerne als Einstieg nutzen.

Stream & Buy Digitally "EINS" EP

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NŌSIYAH

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Von den Alternative-Indie-Post-Rock-Gazern A Tired Day's Night hat mensch nun auch schon eine Weile nichts mehr gehört. Auflösung? Nein, aber mit NŌSIYAH haben sich 3/4tel der Band inzwischen im Post-Hardcore die Zeit vertrieben. Scheinbar sind die Songs ihrer Debüt-EP "Schemes" bereits im Kasten, auf Bandcamp und Youtube allerdings vorerst nur zu einem drei-minütigen Snippet zusammengefasst. Was uns also genau erwartet, lässt sich anhand der Songfetzen nur erahnen. Auf jeden Fall scheinen ruhige Momente eine ebenso wichtige Rolle zu spielen, wie wütende und aufgewühlte Passagen.
Um der Hörerschaft auch die Möglichkeit zu bieten, "Schemes" auf Vinyl zu ergattern, hat die Band auf ihrer Seite eine Umfrage gestartet, um das Interesse an einem derartigen Release auszukundschaften. Wer sich angesprochen fühlt, kann noch bis zum 06. Mai ein Angebot hinterlassen.

Schemes EP Snippet

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Auf zum Quasi-Crowdfunding der Band


Figur & Grund

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Figur & Grund ist das Solo-Projekt vom ehemaligen Surmoi-Drummer Simon, der die Band im März 2015 aus beruflichen Gründen verließ. Was auch immer der gute Mann für Arbeiten zu verrichten hat, es scheint ihn nicht vollkommen auszulasten, denn auf seinem selbstbetiteltem Debüt-Release zeichnet er sich für das Schlagzeug, die Gitarre und das Geschrei allein verantwortlich. Und auch, wenn er uns bereits mit Surmoi nicht gerade ohrumschmeichelnde Pop-Hymnen servierte, sind die drei Songs seines Solo-Debüts ganz schön roh-scheppernde und zähe Screamo-Noise-Brocken. Für eine kleine Stückzahl an selbstgebastelten CDr's war schließlich auch noch Zeit.

DL & Buy CDr S/T EP

Jahres-Sampler