BATTRA// & Chaver - Split-7"
Ich kann mich immer nur wiederholen: die zwei Raufbolde von
BATTRA// (ex-
Fromage) sind mir ein bisschen zu fleißig, um tatsächlich (unge)waschechte
Pennerpunks zu sein. Seit ihrer letztjährigen EP "
Asozial seit Tag 1!" gab's nicht nur Nachschlag in Form des Jahresabschluszsongs "
True Till Meth" und dem kürzlich erschienenen Drone/Ambient/Noise(???)-Soli-Tape "
気暴力", sonder auch eine Split-7" mit ihren Buddies von
Chaver.
BATTRA// sind dabei mit zwei Songs am Start. Zum einen mit dem bedrohlichen, monoton-stampfenden "Blümeranz", zu dem die Jungs auch ein
hochwertiges und verhältnismäßig fast schon poetisches Video abgedreht haben. Als Nachspeise servieren uns die zwei Halunken den
Vapeilas-Hit "Adelskrone" und kleiden die Penner-Hymne schlechthin endlich mit dem passenden Gewand ein.
Die B-Seite gehört
BATTRA//'s langwierigen Weggefährten
Chaver, mit denen sie schon zu
Labdam-Zeiten gemeinsam auf Tour waren. Mit "shavoth #83// eschewed" gibt's nun also die erste Kostprobe nach der Umtaufe, die sich vom Stil her nicht wirklich vom old-schooligen dbeat-Hardcore-Punk ihres Alter Egos unterscheidet. Der Song klingt dennoch wie ein kartharsischer Neuanfang, wirkt aufgeräumter und vor allem druckvoller. Ein wahres Brett, dass Lust auf mehr macht.
Zweihundert 7inches wurden gepresst (50x grün, 50x magenta, 100x schwarz), die über
BATTRA//'s eigenem Label
BLSN.WRST RECORDZ und
Chaver's Bigcartel-Shop erhältlich sind.
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Chaver:
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Bigcartel
DL Split-7"
A-Seite &
B-Seite
Teen Creeps & Mind Rays Split-7"
Mit
Teen Creeps und
Mind Ray teilen sich hier zwei belgische Bands der
Oddie Records-Familie eine Split-EP, die bereits gemeinsam auf dem Labelsampler "
Sketchy Kids Vol.One" vetreten waren, zusammen mit einigen anderen Bands, in denen
Mind Rays-Sänger
Christophe seine Finger im Spiel hat oder hatte (
The Tubs,
The Future Dead und außerdem bei
Superlijm).
Mind Rays haben sich 2013 in Gent gegründet und haben seither noch keine Möglichkeit gefunden, von dort wegzukommen. Wollen sie vielleicht auch gar nicht, denn mit ihrem Mix aus Psych, Fuzz, Noise, Punk und Garage, hat sich das Quartett bereits eine ordentliche Fanbase in der Region erspielt. Und weil
Mind Rays seit neuestem Mitglied bei
Gnar Tapes sind, können sie das Ganze auch ungeniert "Gnarage" nennen. So viel zur B-Seite.
Die A-Seite füllen
Teen Creeps, genauso wie
Mind Rays, mit zwei Songs aus. Das mittlerweile ebenfalls in Gent ansässige Trio reist mit ihrem 90s-Emo nicht ganz soweit in der Zeit zurück und zeigt sich auch wesentlich melodieverliebter. Während "Take" jedoch mehr Richtung Gainesville, Florida schielt, schlägt das folgende "The Point" die Brücke zur Pre-Postmoderne und verwöhnt mit einer eingängigen Melodie und kräftigem Geschreie an der Grenze zum Massenvertägichen. So wie einst
Madsen auf ihrem Debüt, bevor ihre Songs dann doch gänzlich im Pop-Klischee versanken.
Letters to Catalonia & ilill Split-Tape
Erst Ende letzten Jahres hauten uns die drei Kalifornier von
Letters to Catalonia, die sich aus
Recluse- und (...tief Luft holen...)
All My Wishes Were Thrown Down a Well and Should Die There -Mitgliedern zusammensetzt, ihr Debüt-Demo um die Ohren. Pfeil-schneller, giftig-keifender, teils dissonanter und äußerst nervöser Screamoviolence, der direkt ins
Miss the Stars - Herz treffen und vor allem Freunde vergangener Milleniumviolencer á la
Tristan Tzara gefallen dürfte. Drei neue Songs verschwenden nicht einmal fünf Minuten eurer kostbaren Zeit.
Als ersten Split-Partner suchten sich die amerikanischen Westküstler die japanischen Ostküstler
ilill, die noch im gleichen Monat eine weitere Split mit den Neuseeländischen Crust-Punks
Machina Rex veröffentlichten. Und auch, wenn sich das Trio aus Tokio ebenfalls nur schreiend artikulieren kann, sind ihre drei Songs mehr im plänkelnden und ausladenden Midwest-Emo zu verorten, als im Gewaltsektor. Die Ausnahme der Regel wird durch den Closer "nanae" gestellt, das düster-bedrohlich einen deutlich aggressiveren Ton anschlägt.
Piri Reis & Coma Regalia Split-10"
Auf
Piri Reis bin ich durch das "
Asien-Special" auf
Crossed Letters aufmerksam geworden. In den überschaubaren aber durchaus euphorischen Zeilen von
Steff konnte ich fast schon Suchtpotential herauslesen. Und was soll ich sagen - er hatte recht. Keine zwei Songs ihres Demos hat es gedauert, bis mich die malaysische Emoviolence-Band vollkommen in ihren Bann zog. Als ich zu alle dem auch noch herausfand, dass zur Band-Diskografie bereits eine gemeinsame Split-EP mit
Coma Regalia hinzu gekommen ist, wurde meine Vernunft blitzartig durch blinde Kaufsucht verdrängt. Denn ungeachtet der hohen Versand- und Einfuhrgebühren bestellte ich mir das Demo-Tape und die amerikanische Version der Split-10" in schicker Manila-Hülle über
Middle-Man Records. Zur Split gibt's eine Special Edition mit alternativen Cover-Artwork, die ausschließlich über
Miss the Stars erhältlich und auf einen Transportschaden der eigentlichen Scheibchen zurückzuführen ist.
Piri Reis treten das Gaspedal in ihren vier Songs, unter denen sich auch der tolle Closer ihres Demos befindet, zu 95% durch, lockern die Raserei mit einigen Skramz-Elementen auf und schaffen es, dem Ganzen auch immer wieder tolle Melodien zu entlocken. Das sich hinter dem Mikro eine Frau leidenschaftlich echauffiert, fällt dabei kaum auf, denkt mensch beispielsweise an die
Blood Brothers. Eigentlich erinnert das Quintett aber vielmehr an beheimatete Kollegen wie
Kias Fansuri,
Utarid oder
Quantis, was vielleicht kein allzu großer Zufall ist, da auch
Azwari Zainal Abidin bei der Truppe mitmischt.
Zu den Amerikanern Coma Regalia, die nicht zufällig all ihre Releases über Middle-Man veröffentlicht haben, muss eigentlich nicht mehr viel gesagt werden, da uns die Band gefühlt alle paar Tage mit Nachschlag versorgt. Mensch könnte fast meinen, die Band ist älter als der Screamo. Dabei haben sie sich erst 2010 zusammen gefunden und können mittlerweile auf eine Disko zurückblicken, auf die so manche Kollegen neidisch sein dürften. Allein seit dem letzten Jahr sind sieben (!!!) neue hinzu gekommen, wobei es mittlerweile wohl weniger Zeit in Anspruch nimmt, jene Bands aufzuzählen, mit denen sich Coma Regalia noch keinen Tonträger geteilt haben. Sieben Songs in etwas mehr als acht Minuten tragen die altbewährte Handschrift der Band, die unverwechselbar schneidende Gitarren, etwas Emo-Melancholie, sehnsüchtige Chöre und ganz viel Gekreische in sympathische DIY-Akustik verpackt.
Afterlife Kids vs. Fuck, Wolves! - Live Split-Tape
Ja gut, die gemeinsame Tour der
Afterlife Kids und
Fuck, Wolves!, sowie das damit einhergehende Live-Tape-Koop-Release von
Mustard Mustache &
Microsleep liegen nun schon fast vier Jahre zurück, zumal sich die
Afterlife Kids mittlerweile in ihre Einzelteile
AST,
Ancst,
Henry Fonda,
Blätter,
Totalitarian Principle und
Bomb Out zerlegt haben. Für uns wie immer kein Hindernis, euch trotzderm noch mal auf dieses fiese aber feine Gebrettere aufmerksam zu machen.
Die A-Seite belegen die
Afterlife Kids mit einem Mitschnitt ihres "Geisterhand"-Promo-Konzertes in Koblenz. Dementsprechend gibt's in nicht einmal zwanzig Minuten auch das fast komplette Debüt-Album-Set, inklusive Intro, Interludes und Outro. Vielleicht zeigte sich live auch nochmal am deutlichsten, dass die Berliner Band nicht nur zum Zeitvertreib ins Leben gerufen wurde, sondern als exaktes Bindeglied zwischen dem
Henry Fonda-Powerviolence und dem
Ancst-Black Metal fungierte.
Das letzte Release der Emoviolencer
Fuck, Wolves! lag zu diesem Zeitpunkt fast ein Jahr zurück. Daher konnten es die vier Berliner hinsichtlich ihres Sets auch etwas lockerer angehen. Zehn Songs von den EP's "...zwischen all unseren Trümmern..." und "Es ist alles in Ordnung...", der Split-LP mit
Chaos Is und dem
Dream Come True Records-Compilation-Song "Kopf küsst Asphalt" gibt's auf der B-Seite auf die Ohren, wobei das Tape gegenüber dem Download auf der Bandcampseite der Band aus Platzgründen um mehr als dreieinhalb Minuten kürzer ausfällt. Fällt aber gar nicht weiter ins Gewicht, denn in fast zwanzig Minuten wird vertrackt gescheppert, geschrammelt, gegniedelt und leidenschaftlich geschrien, was die ohnehin schon auf ihren Releases vorherrschende DIY-Düster-Ästhetik noch einmal unterstreicht.