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See More Glass
In Hamburg ist es eher wahrscheinlicher, dass sich eine neue Band aus alten Teilen zusammensetzt, als dass sie wie aus dem Nichts auf der großen Bühne erscheint. Dafür hat sich in den letzten Jahren in der dortigen Szene einfach zu viel getan. Hinter
See More Glass verbergen sich demnach vier bekannte Gesichter aus ehemaligen oder winterschläfrigen Gruppen wie
Girolamos Walk,
Torpedo Holiday,
Ashtray Monument,
I Found Myself in Austin, Texas und
Moro, die sich mit ihrem neuen Projekt nun auf eine andere Reise begeben, als bisher. Mensch muss es schon in aller Deutlichkeit sagen, was die vier Jungs auf ihrer Debüt-EP "Tomorrow", die auch in einer kleinen Auflage selbstvertriebener Tapes erscheint, ist an vergleichsweiser Eingängigkeit wohl kaum zu überbieten, was keinesfalls negativ gemeint sein soll. "Tomorrow" ist aber dennoch ein Release, das mensch mit diesem Backgroundwissen so nicht erwarten konnte.
Die sechs Songs stehen am Scheideweg zwischen New Wave und Post-Punk, und somit inmitten der 80er-Jahre.
See More Glass klingen mit ihrer unaufdringlichen Instrumentierung und dem dazu konkurrierenden, kratzigen Gesang, der immer wieder auszubrechen droht, als müssten sie die damalige Rebellion unbedingt weiter anheizen. Das klingt dann mehr Vintage, als Retro und gehört eigentlich in den Plattenschrank zwischen
The Cure,
The Smiths und
Echo and the Bunnymen.
DL Tomorrow EP
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Forester
Das
Extensive Magazine hat es sich vielleicht etwas zu umständlich gemacht, als es im Interview mit den fünf Jungs von
Forester ihren Stil zum Pop-Punk-Hardcore erklärte. Das ist sicherlich nicht falsch, eben bloß etwas naiv umschrieben, denn die Musikevolution hat für derartige Musik bereits seit fast drei Jahrzehnten einen festen Begriff: Emocore. So weit wollen
Forester, die sich zu 3/5tel aus den ehemaligen Deathcorelern
Medea Rising zusammensetzen, aber gar nicht in die Zeit zurückreisen. In den 90ern waren es Bands wie
Weezer,
Blink-182 oder
Sum 41, die den Punk auch im Mainstream populär machten und als logische Weiterentwicklung Gruppen der etwas härteren Gangart wie
Colour of Fire,
Funeral for a Friend und
Emanuel nach sich zogen. Genau hier steigt das Sachsenbrunner Quintett ein und könnte damit vielleicht sogar wieder den Nerv der Zeit treffen, denn viel zu lange schon ist dieses Genre verpönt.
Forester legen auf ihrer letztjährig erschienenen Debüt-EP los wie junggebliebene Altmeister, mit dem Wissen, dass das Alles schonmal dagewesen ist. "Forever in Doubt" fängt für diese Verhältnisse fast schon etwas zu progressiv an, verliert sich schließlich aber doch noch in einer eingängigen Melodie mit aufgewühlten (Schrei-)Gesang, samt Schreichöre. Auch "Failure" ist ein Song, der die Millenium-typische teenage angst mit viel Theatralik freien Lauf lässt, ehe der dritte und letzte Song "The Nameless Kid" auch dank Gastsänger
Mark von
Shattered Lions mit einer ordentlichen Kante Melodic Hardcore entfremdet wird. Das klingt für hiesige Untergrundverhältnisse tatsächlich ganz schön fett und wäre in den Staaten wahrscheinlich schon das nächste große Ding.
DL EP 2015
Lester
"Heavy Pop" oder "nicht-wirklich-pop-aber-punk-schon-auch-gar-nicht" -
Lester verstehen es nicht nur hervorragend, sämtlichen Rezensenten die wortgewaltigen Phrasen von der Tastatur zu klauen, sondern vor allem den Kritikern jeglichen Wind aus den Segeln zu nehmen. Hat ja immerhin auch schon wunderbar in "8 Mile" geklappt. Ich will der Band keineswegs auf die Füße treten, aber was die Theorie schon vermuten lässt, klingt auch in der Praxis wie eine Mischung aus den
Donots,
Jupiter Jones und anfängliche
Revolverheld, nur, dass sich bei dem bayerischen Quintett eben noch alles im Untergrund abspielt. Nach der Debüt-EP "Der Einöde zum Trotz" und ihrer Split mit
Glorious Thieves, ist "Manöverkritik" das dritte Release der Band
, das diesmal allerdings als Tape und mit Hilfe des Labels
Laserlife Records erscheint. Drei neue Songs, die gewohnt eingängig und druckvoll ins Ohr wandern und durchaus das Zeug dazu haben, es sich dort gemütlich zu machen. Die beiden Gitarren liefern eindringliche Melodien, der Bass legt darunter den Groove ab und das Schlagzeug sorgt dafür, das Alles im Takt und somit auch für die Schüchternen tanzbar bleibt. Sänger
Andy füttert seine Stimme mit reichlich Leidenschaft und dezenter Wut, bekommt ab und an etwas Unterstützung von nachdrücklichen und mitreißenden Chören, und sorgt somit für ein rundes Gesamtkonzept. Keine Frage, derartiger Musik kann und darf mensch auch gerne kritisch gegenüber stehen. Solange sich
Lester allerdings ihre Songs von der Seele musizieren, anstatt sie der verwöhnten Hörerschaft leblos zum Fraß vorzuwerfen, ist das Alles erlaubt.
DL Manöverkritik EP
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Here,
Here &
Here
We Laugh
In Sachen guten, untergründigen Hardcore-Punk ist das Ruhrgebiet schon seit Jahrzehnten eine sichere Bank. Ich für meinen Teil trauere immer noch den grandiosen Millenium-Violencern
Tristan Tzara und
Kobra Khan nach. Glücklicher Weise konnte sich seitdem auch der Nachwuchs recht gut hören lassen, zu dessen jüngeren Vertretern auch die pissigen Hardcore-violencer
Madame Monster und die Hardcore-Punks
Barren Land gehören. Die beiden Dortmunder Knüppeltruppen teilten sich in der Vergangenheit nicht nur öfters eine gemeinsame Bühne, sondern seit dem letzten Jahr auch ein gemeinschaftliches Projekt.
We Laugh, das sind ⅓
Barren Land und 2⁄3
Madame Monster, deren Sound sich auch exakt in dieser Schnittmenge wiederfindet. Im Mittelpunkt steht ganz klar das schier wortlose Gebrülle, das dermaßen räudig und schnell vor sich hin gekotzt wird und sogar eingefleischte Rätselfreunde beim Mitlesen der auf Bandcamp eingespeisten Lyrics vor eine knifflige Aufgabe stellen dürfte. Fast schon divergent dazu serviert uns das Trio sechs old-schoolige und rifflastige Hardcore-Punk-Bretter, die wie in "Phrasenschwein" und "Aus der Ecke an den Tresen" mal etwas rasanter gen Fastcore sprinten oder sich auch mal in twangiger Melancholie verirren können ("Und komm mir nicht mit Gott").
Ihr Debüt-Demo ist bislang nur digital erschienen. Für den
Spastic-Fantastic-Sampler "
Sex mit Bekannten" (kaufst du am besten
HIER) hämmerten
We Laugh das 38-Sekunden-Epos "Es könnte immer so sein" ein. Vielleicht wird aus dieser Affäre ja noch eine Liebesbeziehung...
DL Demo
Kyrest
Kyrest existieren bereits seit 2008. Von einem Geheimtipp dürfte mittlerweile also nicht mehr die Rede sein, auch wenn das Quartett aus Erlangen mit gerade mal vier Veröffentlichungen eine noch recht überschaubare Diskografie aufweist. Um Quantität ging es der Band allerdings noch nie so wirklich, stattdessen konnten sich
Kyrest schon immer gut den Umständen anpassen, ohne dabei an eigener Identität einzubüßen. So ist nicht nur der anfängliche D-Beat-Einschlag ihres 2009er Demos ein ganzes Stück näher dem Dark Hardcore-Punk der letzten "Life.Life.Disaccord"-EP auf den Pelz gerückt, auch die musikalischen Themen greifen stets aktuelle Miszstände auf: "[...]
you spreading fear of losing little status to those who have lost everything [...]". Geschürte Ängste, die von
Kyrest in einem entsprechend krachigen und düsteren Soundtrack eingefangen wurden, der widerum unverkennbar in der
Tonmeisterei und dem
AJZ Bielefeld zur Formvollendung fand. Das mag dann in der Summe vielleicht nicht aus der Masse um artverwandte Genre-Vertreter wie
Ruins,
Jungbluth oder
Lentic Waters herausstechen, braucht sich hinter genannten Größen aber auch keineswegs verstecken.
DL Life.Life.Disaccord
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Here,
Here,
Here,
Here,
Here &
Here
Max Power
Ja gut, der Name
Max Power ist spätestens seit den
Simpsons ein ausgelutschter Hut. Immerhin hat mensch so schonmal eine vage Vorstellung, wohin die Reise mit dem Leipziger Quintett gehen könnte.
Max Power nehmen sich selber nicht ernster als sie müssen, was im Übrigen auch für ihre Genresprünge gilt. Adoleszente und sarkastische Zeilen wie "[..]
die alte ist jetzt mausetot im himmel gibt‘s sicher auch mal mehr als immer nur eintopf und dazu altes schimmelbrot [..]", "[..]
Mama was ist ein Rimjob?[..]" oder "[..]
ich bin ein fleißiger robbenklopper, mir geht es gut klopp‘ ich robben locker [..]", münden auch immer wieder in bitteren Ernst, wobei sogar die eigene Szene ihr Fett wegbekommt ("Militante Gruppe"). In musikalischer Hinsicht sind die Sachsen gar noch etwas flexibler. Für ihr frivoles Partyprogramm ist ihnen nichts heilig, egal ob Punk'n'Roll, Fun-, Indie- und Hardcore-Punk oder einfach bloß erdiger Punkrock. Natürlich dürfen dabei auch nicht die gut gelaunten Blechbläser fehlen, die die Band aus alten
WARP NOIN-Zeiten bis in die Gegenwart verschleppten.
Max Power klingen somit nicht nur wie eine Mischung aus
Specht Ruprecht und
Tiefenrausch, sie sind auch ein weiterer Beweis, dass Meckern manchmal auch Spaß machen kann.
DL Eisgeburt LP
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Here,
Here,
Here,
Here,
Here &
Here
Kotwort
Deutschpunkgruppen mit Stuhlgang im Bandnamen, das passt.
Angeschissen,
Kackschlacht,
Mann kackt sich in die Hose und nun also auch
Kotwort. Wurde ja auch endlich mal Zeit, denn ein derartiges Wortspiel wirft sich so richtig dreckigen und räudigen Straßenköterpunk ja regelrecht vor die Füße. Und dennoch gibt's auf dem Debüt-Album "Lückenloser Lebenssauf" des Düsseldorfer Trios nicht nur die kalte Bierdusche zu spüren, sondern vor allem eingängige Punknummern, die das Blut ordentlich in Wallung bringen und direkt auf die Zwölf gehen. Sorry, aber das sind nunmal Standardfloskeln für kernigen Deutschpunk. Drei Akkorde für zehn eingängig-melodiöse Songs, hat ja auch wunderbar schon zu Revolutionszeiten funktioniert. In diesem Sinne sind
Kotwort natürlich mehr Wellenreiter, als Vorläufer. Aber das ist ok, denn Songs wie "Doc Holiday", "Bildung vs. Stadion", "Bauarbeiter" und die obligatorische Hass-Hymne "Abgefuckter brauner Dreck" machen auf der Tanzfläche vor der kleinen Kellerklubbühne keine Gefangenen.
Mit dem Titeltrack sind
Kotwort übrigens auch auf dem Soli-Sampler "
Gleiches Unrecht für Alle" (
Schallhafen,
Heartcooksbrain,
My Favourite Chords) vertreten.
DL Lückenloser Lebenssauf
HC Baxxter
Ich bin der Auffassung, dass die eigene Meinung in einem Musikreview möglichst kurz gehalten sein sollte. Bringt euch ja nichts, ob ich etwas gut finde oder eben nicht. Ich muss mir das jetzt aber von der Seele schreiben: Punk und Electro, das wirkt auf mich immer noch befremdlich. Und ich meine keinen Synthie-Punk oder Nintendocore á la
Snarg oder
Antitainment, die sind nämlich cool, sondern so richtigen Techno und Rave. Vor allem bei so manchen antifaschistischen Straßenzügen, komme ich mir manchmal vor, wie auf der Love Parade. Hört eigentlich noch jemand
Daily Terror? Naja...nur so am Rande, ich will ja schließlich nicht meckern, denn das kann der Hannoveraner
HC Baxxter schließlich auch ganz gut. Sein "Zeckenkirmes" setzt sich aus Techno, Rave und Trance zusammen, wobei er mit tanzwütigen, 90er-mäßigen Happy-Hardcore-Beats seinem parodierten Namensvetter schon verdammt nahe kommt. Wird einem demnächst auf der Straße wohl noch öfters begegnen, zwischen
Tathandlung und
Robosaurus.
DL Debüt
In der Kürze liegt die Würze
Béatrice
Der
Gainesville-typische Emocore hat Germoney schon vor vielen Jahren erreicht und seine Spuren in der hiesigen Musiklandschaft hinterlassen. Dennoch scheint es beinahe so, als stünden die Sterne über dessen Jüngerschaft um Bands wie
Rowan Oak,
Rivers & Tides und gewissermaßen auch die
Rollergirls nicht gerade günstig. Auch die Berliner Band
Béatrice hat sich 2013 dem angerauhten Emo-Punk-Genre angeschlossen, debütierte ein Jahr später mit ihrem Demo und spielte zumindest anfangs noch fleißig Shows, ehe es zunehmendst ruhiger um ihr wurde. Wie wir mittlerweile wissen, gab es da einige Abwägungsprobleme, die zur Folge hatten, dass Drummer
Andy wohl endgültig zu den Technoiden übergelaufen ist. Schade eigentlich, denn die drei Songs auf "The Sweaty Years" sind allesamt energiegeladene Bündel, die mit viel Groove und Leidenschaft daherkommen und bisweilen sogar an die großartigen
Donots oder
Goodbye Fairground erinnern.
DL The Sweaty Years EP
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Glowworms
Ob nun die Progressive-Folkcoreler
The Pax Cecilia, die
Melt-Banana-Tribute-Grinder
PANTS, die schrägen Folkrocker
9 Words oder die völlig überdrehten Neocruster
Old Man of the Mountain - die diversen Neben- und Vorprojekte der aktuellen und ehemaligen
Glowworms-Mitglieder lassen bereits erahnen, dass es einem die Pittsburgher Combo
Glowworms nicht einfach machen wird. Auf ihren bisherigen zwei EP's treffen Post-Hardcore-typische Riffs auf verzerrte Noise-Gitarren, aber auch post-rockige und -punkige Melodien mit psychotischen Gesang. Ein wild ineinander verknotetes Potpourri verschiedenster Stile, das einem immer dann eiskalt erwischt, wenn mensch sich schon mit dem Schlimmsten abgefunden hat.
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Stream & Buy Digitally "Vapid Age" EP
Aika Akakomowitsch
Und weil uns
HC Baxxter schon so begeistert hat, gibt's gleich nochmal Nachschlag in Sachen Electro-Punk.
Aika Akakomowitsch würden auf einem Label wie
Audiolith sicherlich eine noch bessere Figur abgeben. Dort sind die drei Jenaer alledings nie gelandet. Dabei klingt die Band wie eine gesunde Mischung aus
Egotronic,
Does It Offend You, Yeah? und
Daft Punk. Manchmal
und manchmal eben auch ganz anders. Denn neben knackigen Beats, fetzigen Synthies und retro-futuristischen Roboterstimmen, haben
Aika A. durchaus auch ihre experimentellen Phasen, wie im organisch-psychedelischen "Die Lunge brennt ab" oder beim Piano-Arrangement am Ende von "Insane Train".
Neben ihrem selbstbetitelten Tape, das von der Band selbst bereits in der zweiten Auflage feilgeboten wird, teilten sich
Aika A. eine Split-EP mit ihren indie-post-punkigen Hometownboys
Perry's, die als schwarze 7inch über
idealPOP erschien.
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Buy Perry's & Aika Akakomowitsch - Mit dem Traktor nach L.A. Split-7"