Band: Colored Moth
Titel/Release: Fragmenting Tensions/Album (Limited Pink & Regular Black Vinyl, Digital)
Label: Twisted Chords
Erscheinungsjahr: 2016
Genre: Experimental Post-Hardcore, Punk, Noise, Math, Post-Rock
FFO: Drive Like Jehu, Fugazi, Paulinchen Brennt, DŸSE, Aldo Raine
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Kurzinfo:
Ich hatte Colored Moth erst relativ spät für mich entdeckt. Glücklicher Weise nicht zu spät, denn nicht nur, dass das Berliner Trio erst kürzlich einen Repress ihrer letztjährigen EP "Ever Dared to Dream Before" (Black Vinyl w/ screenprinted B-Side, /100) veranlasste, sondern mittlerweile auch ihren ersten Longplayer "Fragmenting Tensions" veröffentlichte, der diesmal über Twisted Chords erscheint, statt dem eigenen Label LightBulb Records.
Mensch könnte fast behaupten, dass wir Hierzulande mittlerweile ein Luxusproblem im Untergrund haben, was außergewöhnliche Hardcoreformationen angeht. Pride and Ego Down z. B., die im letzten Jahr ein sehr atmosphärisches Emocore-Album veröffentlichten oder auch die kürzlich erschienene This April Scenery-LP. Von den üblichen Underground-Größen samt Inzest-Gruppierungen will ich gar nicht erst sprechen. Colored Moth haben mit den e. g. Bands nicht viel gemeinsam, außer, dass sie grob dem Post-Hardcore zugeordnet werden können und es spätestens mit ihrem Album verdient hätten, auch über die Landesgrenzen hinaus gehört zu werden. Um zu zeigen, dass auch wir hier eine freigeistliche und selbstbestimmte Szene haben, die problemlos mit der Internationalen mithalten kann und sich nicht nur aus verwöhnten und ängstlichen Spieß- und Wutbürgern zusammensetzt.
Zwar dürfte der experimentelle und noisige Hardcore der Band sicherlich nur eine bestimmte, nicht allzu große Zielgruppe ansprechen. Bands wie Converge, The Dillinger Escape Plan oder Patton'sche Auswüchse haben allerdings gezeigt, dass Band mit derartiger Musik durchaus die Tore der Welt passieren kann. Auch mit diesen extravaganten Vertretern haben Colored Moth im direkten Vergleich recht wenig gemein. Wenn überhaupt, erinnert ihr analoger und rauh-knarzender Sound an zerfahrene 90er-Jahre Noise-Rock-Combos wie The Jesus Lizard, Drive Like Jehu oder Fugazi, was die äußerst nervö(u)se Gitarren-Hook zu Beginn des Openers "Decay Accelerating Factor" gleich mal gut unter Beweis stellt. Dass sich der Song in einer tollen Melodie und prägnanten Riffs verliert, ist nur eine von vielen Facetten, die sich fortan auf "Fragmenting Tensions" offenbaren werden. "LZRDSNC", dem übrigens Svffer-Schreihälsin Leonie ihr raffsüchtiges Organ leiht, sucht anfangs noch die Nähe zum hektischen Mathcore, ehe der Song durch smoothe und fast schon spacig-schrammelige Etappen mäandert. Colored Moth geht es aber nicht darum, das altbewährte und -kannte Laut-Leise-Spiel zu zitieren. Vor allem die ruhigeren Passagen sind oftmals vielschichtiger und detailverliebter ineinander verstrickt, als die wüsten Momente des Albums. Da ist dieser spannende Post-Rock-Einstieg in "Second Sight - Craving of the Id", der von Nicole Carter Cash's (ex-Cosmic Fuzz) sanften Stimme fast schon zur träumerischen Ballade geformt wird, wäre da nicht die querzirpende und quietschende Gitarre, die den bevorstehenden Sturm artgerecht ankündigt. Hierfür konnte die Band schließlich auf die Dienste von Simon (Nervöus) zurückgreifen, der vom Trio zudem in heroische Sphären gehoben wird. Was für ein Song! Colored Moth sind aber nicht gekommen, um Erwartungen zu erfüllen. Nach einem plänkelnden Interlude ("Void"), wandelt das folgende "Power Outage Monologue" bereits schon wieder auf holprigen Shellac-Pfaden. Das ist keinesfalls ein übertriebenes Wirr-Warr, als vielmehr eine Demonstration, was zu dritt und allein mit den Rock-typischen Instrumenten so alles möglich ist. Ein Album, das auch noch nach dem zig-maligen Hördurchlauf immer noch neue Details zum Vorschein bringt. Hört euch mal allein den Titeltrack an, in dem Bass und Gitarre zeitweilig ihr eigenes Ding durchziehen, während das Schlagzeug um etwas Zusammenhalt bemüht ist, und schlussendlich doch alles wieder glücklich zueinander findet.
Vielleicht liegt es ja in der Natur der "Kleinen", dass sie sich etwas mehr profilieren müssen, um in der Masse nicht unterzugehen. Colored Moth haben das gar nicht nötig, denn sie befinden sich mindestens auf Augenhöhe mit den ganz großen Querulanten des Hardcores.
Mensch könnte fast behaupten, dass wir Hierzulande mittlerweile ein Luxusproblem im Untergrund haben, was außergewöhnliche Hardcoreformationen angeht. Pride and Ego Down z. B., die im letzten Jahr ein sehr atmosphärisches Emocore-Album veröffentlichten oder auch die kürzlich erschienene This April Scenery-LP. Von den üblichen Underground-Größen samt Inzest-Gruppierungen will ich gar nicht erst sprechen. Colored Moth haben mit den e. g. Bands nicht viel gemeinsam, außer, dass sie grob dem Post-Hardcore zugeordnet werden können und es spätestens mit ihrem Album verdient hätten, auch über die Landesgrenzen hinaus gehört zu werden. Um zu zeigen, dass auch wir hier eine freigeistliche und selbstbestimmte Szene haben, die problemlos mit der Internationalen mithalten kann und sich nicht nur aus verwöhnten und ängstlichen Spieß- und Wutbürgern zusammensetzt.
Zwar dürfte der experimentelle und noisige Hardcore der Band sicherlich nur eine bestimmte, nicht allzu große Zielgruppe ansprechen. Bands wie Converge, The Dillinger Escape Plan oder Patton'sche Auswüchse haben allerdings gezeigt, dass Band mit derartiger Musik durchaus die Tore der Welt passieren kann. Auch mit diesen extravaganten Vertretern haben Colored Moth im direkten Vergleich recht wenig gemein. Wenn überhaupt, erinnert ihr analoger und rauh-knarzender Sound an zerfahrene 90er-Jahre Noise-Rock-Combos wie The Jesus Lizard, Drive Like Jehu oder Fugazi, was die äußerst nervö(u)se Gitarren-Hook zu Beginn des Openers "Decay Accelerating Factor" gleich mal gut unter Beweis stellt. Dass sich der Song in einer tollen Melodie und prägnanten Riffs verliert, ist nur eine von vielen Facetten, die sich fortan auf "Fragmenting Tensions" offenbaren werden. "LZRDSNC", dem übrigens Svffer-Schreihälsin Leonie ihr raffsüchtiges Organ leiht, sucht anfangs noch die Nähe zum hektischen Mathcore, ehe der Song durch smoothe und fast schon spacig-schrammelige Etappen mäandert. Colored Moth geht es aber nicht darum, das altbewährte und -kannte Laut-Leise-Spiel zu zitieren. Vor allem die ruhigeren Passagen sind oftmals vielschichtiger und detailverliebter ineinander verstrickt, als die wüsten Momente des Albums. Da ist dieser spannende Post-Rock-Einstieg in "Second Sight - Craving of the Id", der von Nicole Carter Cash's (ex-Cosmic Fuzz) sanften Stimme fast schon zur träumerischen Ballade geformt wird, wäre da nicht die querzirpende und quietschende Gitarre, die den bevorstehenden Sturm artgerecht ankündigt. Hierfür konnte die Band schließlich auf die Dienste von Simon (Nervöus) zurückgreifen, der vom Trio zudem in heroische Sphären gehoben wird. Was für ein Song! Colored Moth sind aber nicht gekommen, um Erwartungen zu erfüllen. Nach einem plänkelnden Interlude ("Void"), wandelt das folgende "Power Outage Monologue" bereits schon wieder auf holprigen Shellac-Pfaden. Das ist keinesfalls ein übertriebenes Wirr-Warr, als vielmehr eine Demonstration, was zu dritt und allein mit den Rock-typischen Instrumenten so alles möglich ist. Ein Album, das auch noch nach dem zig-maligen Hördurchlauf immer noch neue Details zum Vorschein bringt. Hört euch mal allein den Titeltrack an, in dem Bass und Gitarre zeitweilig ihr eigenes Ding durchziehen, während das Schlagzeug um etwas Zusammenhalt bemüht ist, und schlussendlich doch alles wieder glücklich zueinander findet.
Vielleicht liegt es ja in der Natur der "Kleinen", dass sie sich etwas mehr profilieren müssen, um in der Masse nicht unterzugehen. Colored Moth haben das gar nicht nötig, denn sie befinden sich mindestens auf Augenhöhe mit den ganz großen Querulanten des Hardcores.
DL Fragmenting Tensions
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