Band: TRIST
Titel/Release: Kratzer/EP (50x CDr, Digital)
Label: DIY/Bandcamp
Erscheinungsjahr: 2016
Genre: Indie, Noise, Emo, Shoegaze
FFO: Klez.e, Yellnikow, Kaufmann Frust, Multiplex Johnson, XTR Human
Links: Facebook\\//Soundcloud
Kurzinfo:
Hinter dem Bielefelder Trio verbergen sich die Überreste der einstigen Slacker-Rocker We Are From Pluto um Rosi-Alleinunterhalter Sven Rosenkötter alias Ludvig Nehrig, die als TRIST mit "Kratzer" nun also ihr
Demo-Debüt abliefern und darauf den Bandnamen gleich mal zum Programm machen.
Fünf Songs, die sich fast schon hypnotisch in melancholischen Endlosschleifen
und monotonem Minimalismus verlieren. Wäre der Begriff Depro-Punk nicht schon
für den Post-Punk/Wave reserviert, hätte er auch eine gute Umschreibung für die
ersten drei EP-Songs abgegen können. Passt dann aber irgendwie doch nicht so
ganz, denn die grobe Überschrift, unter der TRIST ihre eindringlichen
Kreise ziehen, lautet wohl Indierock. Das kann bisweilen an gealterte Tocotronic
erinnern, so ab der "Pure Vernunft darf niemals siegen"-Ära, oder
eben an dem unkonventionellen Art-Pop ehemaliger Klez.e. Dabei besticht
"Kratzer" vor allem aber durch eine provozierte Schlichtheit und
Eingängigkeit, womit sie der Radiokompatibilität trotz dieser beiden massentauglichen
Attribute eiskalt den Rücken zuwendet. "Kratzer" ist ein emotional
nachdrückendes und atmosphärisches Werk, das mit viel Geduld erarbeitet werden
muss. Kann mensch das nicht, wird sich wohl kaum eines der Stücke in der
Großhirnrinde verheddern. Für die/den Ausdauernde/n dagegen gilt es eine Menge
stilistischer Versatzstücke zu entlarven, wie dem fast schon doomigen Ausklang
im Opener "Allein", dem Shoegaze-Ausflug in "Glücklich"
oder dem noisigen Post-Rock-Ritt in "Ducken_Verstecken". Im Vergleich
dazu, stürmt "Dresden" geradezu frivol und leicht aufgeregt aus den
Startlöchern und schwingt zum Ende hin gehörig die Post-Hardcore-Keule, wie er delbo
zu jener Zeit gerne nachgesagt wurde. Das ist vielleicht etwas viel
Namedropping für einen Kurzspieler, das sich allerdings nur ergibt, wenn mensch
fernab des hiesigen Mainstreams unterwegs ist. Wichtiger ist, dass TRIST
ihre Songs nicht zum belanglosen Konsumgut erklären, sondern die ihnen
gegebenen musikalischen Freiheiten zu Gunsten einer eindringlichen Atmosphäre
ausleben, auch, wenn sich das ziemlich auf's Gemüt niederdrückt.
DL Kratzer EP
ROSI Alleinunterhalter? Hast du mein ROSI Review nicht gelesen?
AntwortenLöschenklar hab ich das gelesen. das review zu TRIST stand allerdings seit ende letzten jahres in den startlöchern und wurde von mir voreingestellt. damals sah es für mich so aus, als ob ROSI ein 1-mann-projekt wäre. mit einem hardcore-fan wie dich würde ich mich allerdings niemals anlegen :).
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