Donnerstag, September 28

Ursus - Mutter EP



Ursus' neue EP "Mutter", die teilweise über Crowdfunding finanziert wurde, entpuppt sich leider als eine kleine Mogelpackung. Neben zwei Karaoke-Tracks und zwei mehr ("Schampus-Queen") und weniger ("Voll sozial versagt") gelungenen New Edit(h)s, finden sich gerade mal drei neue Nummern auf dem zweiten physikalischen Band-Release. Mit diesen gelingt es der Stuttgarter Band immerhin, sich von einer seriöseren Seite zu präsentieren, als dies noch auf dem trashigen Debüt "Ü" der Fall war. Und das, obwohl mit Melvin Raclette das wohl seriöseste Band-Mitglied inzwischen abgesprungen ist. Die Synthies klingen nicht nur produktionstechnisch voller, sondern wesentlich geordneter und katapultiert die Fanschar nunmehr vom Freak- ins Moshpit. Generell wirken die Songs wesentlich aufgeräumter, während Frontfrau Élaine Tourette mittlerweile die Rockröhre mimt. Das ist mindestens 'ne 360°-Drehung mit Zwischenstop bei 180°.

Band: Ursus

Titel/Release: Mutter/EP (Pink Vinyl, Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2017

Genre: Electro-Punk, Trash

FFO: HC Baxxter, SchreiKrachBumm, Kustom Kar Kommando, Trashley

Links: Bandpage\\//Facebook\\//Bandcamp\\//Youtube\\//Myspace

Stream & Buy "Mutter"

Bigcartel

Montag, September 25

Platte des Monats 09/2017: PSSGS - II



Band: PSSGS

Titel/Release: II/EP (Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2016

Genre: Post-Hardcore, Emocore, Emo

FFO: At The Drive-In, Funeral Diner, Thursday

Links: Bandpage\\//Facebook\\//Bandcamp\\//Last.fm



Kurzinfo: 


Es ist zwar schon etwas her, als die Darmstädter Post-Hardcore-Hoffnung PSSGS (Vergleiche zu At The Drive-In) ihre bislang zweite EP "II" veröffentlichte, für eine Nachzügler-Erwähnung ist es aber hoffentlich nicht zu spät. Viel hat sich getan nach ihrem großartigen 2014er Debüt, noch viel mehr nach dieser 2-Song-EP. Kleine Tour mit ihren polnischen Artgenossen Lie After Lie; der Weggang von René Tillmann nach den Aufnahmen zu "II", der schließlich auch das ganze Release-Konzept durcheinander würfelte. Denn eigentlich war geplant, "II" als farbige 12" zu veröffentlichen mit den Songs des Debüts auf der B-Seite und mit bedruckten Innenhüllen. Dann keimte noch die Idee auf, die Songtexte und Ideen und Gedanken hinter den Songs als gebundene Buchausgabe an den Mann zu bringen, die den Download der beiden Songs beinhalten sollte. Letztendlich sind beide Songs lediglich digital, dafür kostenlos über Bandcamp erschienen, während das 18-seitige Booklet/Artwork auf der Bandpage zu finden ist. Das schmälert den Wert und Gehalt der Songs natürlich nicht, denn diese zeigen erneut, warum PSSGS hierzulande eine Ausnahmestellung genießen (sollten). War das selbstbetitelte Debüt bereits von einem zu eng angelegten Genre-Korsett befreit, haben "A Choir/A Home" und "An Appearance/A Division" nun sogar noch mehr Freiräume, die mit reichlich persönlichen Emotionen und kreativen Wendungen gefüllt wurden. Es erfodert schon eine gewisse Routine, derart ausufernde Songs mit der klassischen Rockbesetzung stets auf Hochspannung zu halten. Eigentlich passen PSSGS sogar viel besser ins analoge Zeitalter und könnten somit auch ganz gut auf den Präfix "Post-" verzichten.
Anfang des Jahres erklärte die Rest-Band über Facebook, dass sie PSSGS vorerst auf Eis legen, da sich die Beteiligten anderen mehr oder wenigen gemeinsamen Projekten zuwenden wollen. Hoffentlich nur auf Eis...





Samstag, September 23

Lypurá - á



Band: Lypurá

Titel/Release: á/Album (100x Limited Yellow Vinyl, Black Vinyl, Digital)

Label: Twisted Chords

Erscheinungsjahr: 2016

Genre: Post-Hardcore, Emo, Punk, Screamo, Post-Rock

FFO: The Tidal Sleep, Masada, ...Who Calls So Loud

Links: Facebook\\//Bandcamp\\//Soundcloud\\//Youtube\\//Last.fm\\//lypura@gmx.de



Kurzinfo:

Wenn ich etwas in letzter Zeit gelernt habe, dann, dass Twisted Chords nichts dem Zufall überlässt. Ob mit den Noise-Rockern Colored Moth oder zuletzt auch den Hardcore-Punks Kapot - das Pfinztaler Label beweist neuerdings ein äußerst glückliches Händchen für innovative Bands. Meistens verbergen sich dahinter natürlich keine Grünschnäbel, und so könnte mensch auch das eine oder andere Gesicht vom Karlsruher Trio Lypurá schonmal irgendwo gesehen haben - z. B. bei Juvenalis oder It All Takes Places. Mit dem durchwachsenen, experimentellen Post-Hardcore-Sound jener muss man natürlich erst einmal zurecht kommen. Auch "á", nach dem 2015er Demo (Digital und Tape) das ein Jahr später erschienene Debüt-Album der Band, will sich dem sturen Schubladendenken entziehen, entpuppt sich dabei aber als wesentlich zugänglicher. Vielleicht auch, weil ihr Screamo-Emo-Post-Rock-Mix an ältere wie jüngere Artgenossen wie Comadre, Who Calls So Loud oder auch die großartigen Masada erinnert. Songs zwischen Wut, Verzweiflung, Sehnsucht und Hoffnung. Chaos und Schönheit. Und natürlich laut und leise. Wer sich diesem Stil-Experiment stellt, läuft oft die Gefahr über das eigentliche Ziel hinaus zu schießen. Nicht Lypurá, die all das mit einer fast schon nostalgischen Selbstverständlichkeit ineinander verflechten und daraus leidenschaftliche Songs formen.

DL "á"

Buy Here, Here, Here & Here

Donnerstag, September 21

Tomas Tulpe - In der Kantine gab es Bohnen...



Kurzinfo:
Der Musiker aus Berlin ist nicht nur völlig irre, sondern hat auch noch einen an der Klatsche. Tomas Tulpe lässt nächsten Freitag sein dritten Album In der Kantine gab es Bohnen... auf die Menschheit los. Titel und Cover geben euch einen Einblick darauf, was euch erwartet. Hier werden ganz alltägliche Geschehnisse in trashige Schlager-Elektro Songs verwandelt. Textzeilen wie ››Sweat Sweat Sweat - Ich brauch Eau de Toilette‹‹ oder ››Ich war noch nie im Berghain - Sven Marquardt lässt mich nicht rein‹‹ bilden dabei noch nicht mal die Spitze des Eisbergs. Der Mann, der schon seit '92 musiziert, ist aber nicht nur der Durchgeknallte, der wie in seinen Videos fast immer rumschreit und -springt, sondern auch ein durchaus professioneller Musiker, der weiß wie man seine Texte mit 80er angehauchten Synth verpackt und so eingängige Melodien schafft. Da ist es kein Wunder, dass die Punks komplett durchdrehen, wenn er die Aftershow für Feine Sahne Fischfilet begleitet. Kurz gesagt: Tulpe bietet euch die Exzesse, die ihr auf einer Aftershowparty erwartet. Grund genug die CD bei der nächsten Haus-Party einzulegen.



Band: Tomas Tulpe

Titel/Release: In der Kantine gab es Bohnen

Label: Bakraufarfita Records

Erscheinungsjahr: 2017

Genre: Elektro / Schlager

Links: Facebook

Buy In der Kantine gab es Bohnen... [Digipack]

Mittwoch, September 20

Die Bandcamp-Punks Vol.29


Cold Kids - Das wollen wir EP



Ich sag es ja fast nur ungern, aber von diesen vier Bamberger/Erlanger Jungs hier könnte sich Jens Rachut mal eine Scheibe abschneiden. Wtf?! Das soll jetzt kein Kopie-schlägt-Original-Vergleich werden, obwohl die Cold Kids das mit den Synthies-meets-zynischen-Post-Punk schon etwas  solider hinbekommen, als zuletzt Rachut mit seiner Band Alte Sau. Meim Meimumg, sorry! Sogar der spröde, schnoddrige Gesang von Hobel (falls das wirklich sein richtiger Name ist) klingt so herrlich angepisst, analog kalt und irgendwie auch mehr nach Rachut, als Rachut selbst (ok, ist wohl doch ein Vergleich geworden). Bevor hier aber noch jemand denkt, ich hätte 'ne Wette verloren und müsste nun den Namen Rachut so oft wie möglich in einem Beitrag unterbringen, konzentriere ich mich mal wieder auf das Wesentliche. Rachut.
So herrlich 80er und N.D.W. Cold Kids auch klingen, so toll können sie es in der ersten halben Minute des Openers "Tout Avec Raison" verstecken. Da paaren sich nämlich ein tolles Punkriff mit frivolen Synthesizern, Snarg und Antitainment grüßen aus der Ferne. Ein Kontrast, der schon auf dem tollen Demo-Debüt der Band vollendst aufging und ihnen gleich mal den Geheimtippstatus überhalf. Cold Kids sind aber nicht nur eifrige Bastler oder haben ein glückliches Händchen für tolle Melodien, denn das haben sie zweifelsohne. Vor allem ihr Gespür, im richtigen Moment einen Gang zurückzuschalten und somit eben nicht über das Ziel hinaus zu schießen, dürfte die Band trotz der a-puirstischen Ausflüge für 80er-Jahre-Punk-Veteranen interessant machen.
"Das wollen wir" erscheint als schwarze 7" in türkisem Cardboard inkl. Lyric Sheet (1st Press über 30 Kilo Fieber Records und Raptor Records) und als 100x rote & 200x schwarze 7" in rotem Cardboard inkl. Lyric Sheet (2nd Press über Pifia Records und 30 Kilo Fieber Records).
RachutRachutRachutRachutRachutRachutRachutRachutRachutRachutTuhcarRachutRachutRachutRach
RachutRachutRachutSauerkrautRachutRachutRachutRachutRacabRachutRachutRachutRachutRachut


DL "Das wollen wir" EP Here & Here

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Pleite - Demo

Facebook
Mensch ist ja schon einiges gewohnt aus dem Henry Fonda/Afterlife Kids/Ancst-Umfeld. Nun also als Pleite unterwegs, bei denen auch noch Leute von Chevin und Dikloud mitmischen, was natürlich auch das Label Phantom Records mit ins Boot holt, worüber das Debüt-Demo nun schon in der zweiten Tape-Auflage erschienen ist (1st Press = 80x white tape/grey slipcase; 2nd Press = 50x yellow tape in green slipcase). Hardcore-Punk lautet auch diesmal wieder die große Überschrift, allerdings mit einer ordentlichen Post-Punk-Kante. Es dürfte eigentlich klar sein, dass einem/einer das vermeintliche Glücksschwein auf dem Spielautomatencover (übrigens als Die-Cut-Slipcase) nur etwas vor macht (mensch beachte den leeren Blick, denn bei einem ernst gemeinten Lächeln, lachen die Augen mit). Die Texte behandeln Themen wie Alltags-Tristesse und Eigensinn, was auch die akustische Grundstimmung der drei Songs ganz gut zusammenfasst. Die Drums hämmern blechernd und monoton, immerzu. Der Bass drückt ordentlich nach und die beiden angepissten Schreihälse tragen ihre Klagelieder vor, während die Gitarren ab und an auszubrechen versuchen. Ordentliches Debüt.

DL "Demo"

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Gewaltbereit - Ein Leben lang verreckt

Bandcamp\\//Last.fm
Der Name ist Programm. Gewaltbereit aus Leipzig, bei denen auch der ex-Columbo-Bassist Paul mitmischt, prügeln auf ihrem Debüt-"Longplayer" 16 brachiale wie brutale, kurze Hardcore-Punk-Nummern runter und werden damit vor allem überlebende der 80er-Punk-Revolte zu begeistern wissen. Vorkriegsjugend, Chaoz Z und natürlich auch die 80er-Jahre-Slime kommen einen/einer unentwegt in den Sinn. Klar, das ist unprätentiös, manchmal auch etwas stumpf und monoton, vor allem aber herrlich analog dreckig. Mensch muss das nicht bedingungslos abfeiern. Es ist aber wichtig zu wissen, dass es heutzutage zwischen hipster-esquen Post- und intellektuellen Studentenpunk noch etwas anderes gibt - nämlich Punk mit reichlich Wut im Bauch und in der Galle.

DL "Ein Leben lang verreckt" Here & Here

Buy Here, Here or via Mail to: abfall-records @web.de


Bob Ross Effect - The Place To Be EP


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Endlich hab ich sie gefunden, eine Band, die sich nach dem wohl behaglichsten Maler der Zeitgeschichte benannt hat. Obwohl ich mir da schon eher eine Melanchpop-Band unter dem Namen The Bob Ross Experience oder etwa eine Slowcore-Gruppe als BOBxROSS oder so ähnlich vorgestellt hatte. Egal, jetzt haben wir eben Bob Ross Effect, die melodischen und choralen Punkrock spielen. Das Würzburger Quartett besteht zu 3/4tel aus ehemaligen Surfing Hundekuchen, deren Melodic Punk ja auch schon recht unkompliziert ins Ohr wanderte, nur, dass die Jungs jetzt eben komplett zur englische Sprache übergelaufen sind, was sie ein Stück weit ins internationalere Format gepresst hat (na, weiß noch jemand worum es am Anfang des Schachtelsatzes ging?). 
Ihre 4-Way-Split mit Bad Cop/Bad Cop, The Decline & Success und ihre EP "The Place To Be" sind über das bandeigene Label Lensen Industries erhältlich. Von letzterer soll demnächst auch eine Tape-Version im Wooden Case erscheinen.


Stream & Buy Digitally "The Place To Be" EP

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Der Feind - DFMC

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Hinter Der Feind verbergen sich drei auf Krieg getrimmte Hardcore-Trash-Punks. Bandname, Songtitel ("Panzer", "Schlachtfeld",...) inklusive "Heartbreak Ridge"-Sample in "Nam", Tape-Aufmachung (Artwork, Tape besprüht mit Panzer- und Bombenmotiv) inklusive Camouflage-Patch, Künstlernamen (Helmut Freudenstahl, Ede Ostfront, usw.) und selbstkreierter Stil ("Marinecore") geben da schon eine eindeutige Richtung vor. Natürlich ist das Alles wie üblich mit dem nötigen Schuss Ironie, nein Zynismus, zu betrachten, denn prinzipiell tragen die drei Neu-Köllner ihre Herzen am linken Fleck. So gibt es letztendlich eben auch genau das auf die Ohren, was Artwork und Biografie versprechen: simplen wie kompromisslosen, kurzen und eingängigen, extrem angepissten Old-School-Trash-Punk, der als hervorragende Ergänzung zu o. g. Gewaltbereit passt.
Das Demo-Tape "DFMC" erschien in drei Auflagen über Tape Or Die Records und Bleeding Heart Nihilist Poductions, die bereits restlos vergriffen sind.

DL "DFMC"

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Primetime Failure

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Einmal Pop-Punk, immer Pop-Punk? Wenn man sich die Bielefelder Punkszene so anschaut, gibt es da schon so einige Überschneidungen zu beobachten, auch abseits des AJZ-typischen Düstersounds. Tobias Trockel zum Beispiel ist so ein Stilpurist, der bereits über Jahre und Bands hinweg - Modern Saints, The Langoliers, Krusty Crew, Übergangsregierung, um nur einige zu nennen - die dortige Szene am Laufen hält, und auch die anderen drei Primetime Failure-Mitglieder dürften wohl schon in dem einen oder anderen Line-Up aufgetaucht sein.
Primetime Failure haben sich 2015 zusammengerauft und noch im selben Jahr ein Demo veröffentlicht. 2016 folgte schließlich das zweite, abermals mit drei Songs zwischen Pop- und Skate-Punk. Hören Skater heutzutage überhaupt noch Skate-Punk? Egal, das hier jedenfalls macht richtig Laune und animiert dazu, mal wieder in den alten Kisten herum zu kramen, das zerschrammte Skateboard von der Wand zu nehmen oder einfach bloß die PlayStation 1 anzuschmeißen.
Mit drei Songs und in etwas mehr als sechs Minuten Spielzeit leider auch etwas kurz geraten, um seinen zweiten Frühling zu erleben. Ein gelungener Flashback ist dieser gut gelaunte 3-Akkorde-Punk mit leicht angerauter Stimme allemal.

DL "Demo 2016"

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Daikiri - Marcel Supra

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Vielleicht genauso wie bei kleingewachsenen Menschen, liegt es auch in der Natur einer schmal aufgestellten Band, sich ständig profilieren zu müssen. Das Drum'n'Bass-Duo Daikiri, sind auch schon gemeinsam mit Klaus Legal als Dalida oder mit Don Vito als DonKiri in Erscheinung getreten, sind in ihrer französischen Heimat schon mit Melt Banana umher getourt und lassen sich musikalisch auch grob in deren Nähe einordnen. Dabei schaffen es die beiden Metzer dem zerfahrenen Noise-Rock der Japaner_innen noch einen Schuss Wahnsinn oben drauf zu setzen. Das manisch ackernde Schlagzeug und die nicht weniger zwanghaften Bass-Loops, dazu der - nunja - gutturale und teils wortlose Gesang, die im Zusammenspiel klingen, als seien sie in einer Zeitschleife gefangen. Das selbst das fast zehn-minütige letzte Stück "Fofaid" nicht aus diesem Muster ausbricht, zeugt vom Durchhaltevermögen der Band, verlangt dieses aber auch bedingungslos von der geneigten Hörerschaft ab.
Das dritte Band-Album erscheint digital, als CD oder auf Bubblegum-pinkem Vinyl.

DL "Marcel Supra"

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It's The Lipstick On Your Teeth - Crystal Death EP

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Waren das noch Zeiten, als Alec Empire und Band während der Mai-Demonstration '99 von den Bullen von der Bühne gezogen wurden. Diese Schwerverbrecher... . It's The Lipstick On Your Teeth aus dem österreichischem Wien, mit Alec's weiblichen Pendant Michelle am Mikro, erinnern mit ihren aggressiven Trap-Beats, mal metallisch oder industrial-mäßig hämmernden Riffs und antreibenden Noise-Rock stark an einstige und legendäre Atari Teenage Riot. Klar, mittlerweile haben sich die Zeiten etwas geändert und nicht nur Alec oder ATR mussten sich den Umständen anpassen. Auch ITLOYT wollen nicht nur mit der Brechstange voraus durch die Wand, wie es der Opener "Baptism Riot" ihrer zweiten EP "Crystal Death" vorgibt. Schon der zweite Song wird mit reichlich verstörender Atmosphäre Richtung Nine Inch Nails aufgeweicht.
Einen Gesamteindruck über das Potpourri der Band bietet übrigens das in diesem Jahr erschienene Debüt-Album "Skintrade", das digital und als CD über das Wiener Label Seayou Records erworben werden kann.

DL "Crystal Death EP"

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Akne Kid Joe - Haste nich gesehn! EP

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Akne Kid Joe - bei dem Bandnamen sollte mensch eigentlich stutzig werden und vielleicht sogar mit dem Schlimmsten an deutschsprachigen Straßenpunk rechnen. Weit gefehlt. Die Nürnberger Debütanten bestechen in erster Linie mit erfrischenden und aufgeregten Punknummern, die zwar lyrisch kein Blatt vor den Mund nehmen, mit einigen Synthie-Einschüben und Schrammelpassagen aber auch hervorragend in die Indie-Disko passen. Das sich für ihre erste EP "Haste nich gesehn!" gleichmal das Label Kidnap Music gefunden hat, lässt den Verdacht aufkeimen, dass sich hinter Akne Kid Joe vielleicht keine völlig unbekannten Gesichter verbergen.

Stream & Buy Digitally "Haste nich gesehn!" EP

Buy Here & Here


In der Kürze liegt die Würze



You Are The Problem - Demo



Das You Are The Problem aus Italien kommen und sich aus mehr oder weniger bekannten Szene-Veteranen (Cavernicular, Elopram, uvm.) zusammensetzen, ist ihrem Demo-Debüt durchaus anzuhören. Die Band aus Palermo spielt einen wilden aber durchaus melodischen Mix aus Hardcore-Punk und Fastcore, mit Schwerpunkt auf Erstgenannten. Trotz der kurzen Songlängen, die sich knapp über- oder unterhalb der Ein-Minuten-Grenze bewegen, gelingt es der Band immer wieder antreibende Nummern nach vorne zu peitschen, die dem/der geneigten Hörer_in mehr als nur ein epileptisches Schädelzittern abverlangen.

DL "Demo" Here

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Das Wiesel

Facebook\\//Soundcloud
Mit Trierer Bands haben wir hier bei Gerda ja schon gute Erfahrungen gesammelt. Nun also Das Wiesel, Proberaum-Buddies von magret., Post-Punk-Affinität zu Rachut (da ist er wieder) und somit auch im näheren Umfeld von Extrem*ist*in zu finden. Sicher verbergen sich hinter der Band einige bekannte Gesichter aus der regionalen Szene, die daraus allerdings keinen allzu großen Aufriss machen wollen. Der Sound ihres Debüt-Demos klingt roh, die Instrumente im Vergleich zum spröden bis aufgeregten Geang fast rudimentär, dass selbst die Bezeichnung analog schon geschmeichelt wirkt. Demo-Vorgaben erfüllt, es darf mit einem Album nachgelegt werden.

DL "Demo"


Glitzer

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Da tut sich wieder was beim Label Spastic Fantastic und dessen Kopf Maz Richard. Der Dortmunder Bassist und Keifhals (u. A. bei Napoleon Dynamite, Die Eule im Bart des Judas und Mann kackt sich in die Hose) unterhält bereits seit dem letzten Jahr sein Solo-Projekt Glitzer, das wie eine Kirmes-Mischung aus Kraftwerk, Peter Licht und Wuki klingt. LP ist bereits angekündigt.

DL Songs

Sonntag, September 17

Kaptain Kaizan - Einatmen, Ausatmen



Band: Kaptain Kaizan

Titel/Release: Einatmen, Ausatmen/Album (Digipak-CD, Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2016

Genre: Punk, Emo, Indie

FFO: Captain PlaneT, Duesenjaeger, Disco//Oslo

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Kurzinfo:

Kaptain Kaizen aus dem Südwesten Deutschlands existieren seit 2013 und beschreiben ihren Stil selbst als "wohl am ehesten Punkrock". Richtig so! Sollen sich doch die den Kopf darüber zerbrechen, die unbedingt darüber schreiben wollen. Nun denn. Deutschsprachiger Punkrock à la Captain Planet oder Duesenjaeger, mit etwas Emo vertrieft und Hamburger Schule intellektualisiert, mal vertrackt oder polyrhythmisch, forsch oder verspielt. Vor allem aber bleibt das selbstveröffentlichte Debüt-Album der Band trotz dieser vielen Einflüsse stets im überschaubaren Rahmen. Songs wie "Love Me Tinder", "Im Westen nur Neues" oder "Der Mann" sind echte Ohrwürmer, bleiben hängen und animieren. Und zwischendurch blitzen immer wieder einige Tomte- und sogar Sportfreunde Stiller-Reminiszenzen (natürlich die guten Freunde) durch. Was will mensch mehr?!

DL "Einatmen, Ausatmen"

Donnerstag, September 14

The Black Gay Jews - Bubblegum EP



Band: The Black Gay Jews

Titel/Release: Bubblegum/EP (Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2016

Genre: Akustik, Reggae, Singer/Songwriter, Punk

FFO: Tenacious D, Bird Berlin, Splandit

Links: Bandpage\\//Facebook\\//Bandcamp\\//Soundcloud\\//Reverbnation\\//Instagram\\//Youtube



Kurzinfo:

Je nach Betrachtungsweise sind sie entweder provozierend oder ironisch. Ich für meinen Teil tendiere natürlich zu Letzterem und würde dem Berliner Duo The Black Gay Jews außerdem noch einen gehörigen Schuss an der Waffel attestieren. Oder wer würde einer eingängigen Melodie wie der von "Rhythm Of The Night" ausgerechnet eine Textzeile wie "Intimate Haircut Of My Life" zuschustern? Genau! Dass Kostia und Darp aber wesentlich mehr sind, als nur eine reine Spaßkapelle, zeigen ihre zum Teil und mehr oder weniger anprangernden Songtexte. Mensch muss sich halt eben nur die Zeit nehmen, zwischen den ganzen spontanen Richtungswechseln und dadaistischen und überdrehten Gesangseskapaden zu hören. Dann nämlich offenbart sich ein akustisches Konzept, dass hier und wahrscheinlich auch überall sonst seines Gleichen sucht, denn was die beiden lediglich mit Gitarre, etwas Percussion, Beatbox und zwei äußerst akrobatischen wie talentierten Stimmbändern auf die Beine stellen, verdient höchsten Respekt und dürfte so manche Rockformation vor Neid erblassen lassen. Erinnert mich vom Zusammenspiel zwischen Ohrwurmqualität, Comedyfaktor, Willkür und redundante Performance her höchstens an Tenacious D. Habe aber neulich einen besseren Vergleich gefunden (vom Zitronenhund): "[...] wie eine zugedröhnte Akustik-Version von System Of A Down." Ganz genau!

DL "Bubblegum"

Buy Here & Here


Montag, September 11

Debutante - Covers



Band: Debutante

Titel/Release: Covers/EP (Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2016

Genre: Drone, Noise, Alternative, Post-Punk, Chiptune

FFO: Radio Berlin, Life In Slow Motion, The Goslings

Links: Facebook\\//Bandcamp\\//Soundcloud\\//Twitter\\//Last.fm / debutante@gmx.ch



Kurzinfo:

Als wir letztes Jahr seine "EP3" besprachen, wagten wir uns vielleicht etwas zu weit hinaus in den musikalischen Kosmos, denn mit Drone hatten wir hier bei Gerda bislang recht wenig Berührungspunkte. Zum Glück entwickelten sich daraus aber auch ebenso wenig Berührungsängste, denn der Züricher Student Christoffer Zimmermann alias Debutante öffnete seinen Sound für reichlich Post-Punk, Alternative und Dream-Pop.
Auch seine Cover- und Remix-EP "Covers" bedeutet für uns mehr freudiges und interessantes Spektakel als Überwindung, und das obwohl er sich mit Noise- und Doom-Vertretern wie Swans (Original HIER) und Have A Nice Life (Original HIER) nicht gerade leichte Basis-Kost ausgesucht hat. So pendeln die zwei anfänglichen Cover zwischen nostalgischen Advanturescapes, verstörender Fragilität und harshen Noise-Attacken. Mit den Neuinterpretationen zu den Soundtracks der PC-Rollenspiele "The World Ends With You" (höre HIER) und "We Know The Devil" (höre HIER) wird's dann etwas eingängiger und Chiptune-lastiger, ehe die Remix-Sektion (vom "Yume Nikki OST", Life In Slow Motion und dem Rapper-Duo Abraxas Axents) der EP einen rauheren und avantgardistischen Ausklang beschert.

DL "Covers"

Freitag, September 8

Video Kills the Radio Star Vol.4


Kratze - Meter


"Eine pelzige Kreatur auf der Suche nach sich selbst." ...???... Ihr merkt also schon, dass es mit Kratze nicht einfach werden wird. Das Berliner Quintett, nach eigenen Angaben seit 2014 aktiv, legt nach der letztjährig erschienenen Zwei-Song-EP "Muteroom Reels" nun mit "Meter" ihren dritten digitalen Song nach. Auch hier verwursteln die Hauptstädter_innen rhythmisch sprunghaften wie treibenden Metal und Post-Hardcore und bringen sogar noch eine plänkelnde Jazz-Pause unter. Sollten aufgeschlossene Hörer_innen vielleicht im Auge/Ohre behalten.



Forkupines - By The Sea


Dass Midsummer Records auch außerhalb seiner Steckenpferdchen Punk und Post-Hardcore ein glückliches Händchen für tolle Bands beweist, zeigt sich am Beispiel des Braunschweiger Trios Forkupines. Deren Debüt-Album "Here, Away Fom" wird nämlich am 29.09.17 über das saarländische Label erscheinen, als limitierte blau-schwarz marmorierte (100x) oder weiße (400x) Vinyl. Ihre erste Single-Auskopplung "By The Sea" lässt erahnen, warum die Band vor ein paar Jahren noch mit einigen Startschwierigkeiten zu kämpfen hatte, mittlerweile aber enorm wichtig geworden ist für die Emo-Rock-Szene. Vor allem, weil Größen wie Jimmy Eat World scheinbar zunehmend die Ideen ausgehen und somit unfreiwillig die Bühne räumen für schlecht geschminkte Teenager.





The Hirsch Effekt - INUKSHUK


Ich brauche wohl niemanden mehr vor die drei progressiven, mathigen, chaotischen, konzeptionellen, melodischen Metal-Artcoreler aus Hannover warnen. Entweder man mag The Hirsch Effekt oder man mag es eben geradlinig. Nach der "Holon"-Album-Trilogie folgt im August nun mit "Eskapist" das vierte Studioalbum der Band. Mit "LIFNEJ" ließ die Band bereits im Juni den ersten Vorreiter auf die Hörerschaft los, ein wild-zerhackter und störrischer Brocken, der seine Schönheit erst im Endspurt offenbarte. Der zweite Song "INUKSHUK", in dessem Video DŸSE's Jaari van Gohl zu sehen ist, baut sich da schon wesentlich bedächtiger auf und wölbt sich im Quasi-Refrain gar heroisch auf. Kein Licht und Schatten, eher Genie und Wahnsinn. Wie gewohnt.




Haik - Strich (Liebe-Hass-Frieden)



Bereits im April letzten Jahres veröffentlichte das von An3 Dietrich (DŸSE, Volt, Roerhedds) ins Leben gerufene Musik-Projekt Haik ihre erste Single "Strich". Danach legte das Quartett, dem außerdem noch Tim Menzel (Rotor, Tschaika), Joh Weisgerber (Flo Mega, The Ruffcats) und Onkel (Ohrbooten, Alligatoah) beiwohnen, eine noch längere Pause ein, als wir zwischenzeitlich.
Nach eigenen Angaben, schrieb An3 den gesellschaftskritischen Song innerhalb einer Stunde, was man der vergleichsweisen (zu seinen anderen Projekten) einfachen Struktur auch irgendwie anhören kann. Nichtsdestotrotz hoffentlich erst das Start- und nicht bereits das Schluszsignal des All-Star-Ensembles.

Dienstag, September 5

Sky:Lark - LP2



Band: Sky:Lark

Titel/Release: LP2/Album (250x Black Vinyl, Digital)

Label: SuperFi Records, Boslevan Records, Dingleberry Records & Distribution, Deadwood Records

Erscheinungsjahr: 2016

Genre: Post-Hardcore, Hardcore, Noise Rock, Progressive, Punk, Mathrock

FFO: Fugazi, Drive Like Jehu, Colored Moth

Links: Facebook\\//Bandcamp\\//Myspace\\//Last.fm



Kurzinfo:

Es hat schon etwas von einem Hütchenspiel, wenn sich Mensch bei der Internetsuche nach der Trashpunkband Man Hands und den Garagepunks Snob durch die Seiten klickt und schließlich erst nach dem zig-fachen Versuch zufällig den richtigen Link erwischt (die Emo-Punks Kinshot machen es einem da schon leichter). Auch ihr gemeinsames Projekt Sky:Lark kann einen irrtümlicherweise zum Swing/Jazz oder barbusigen Italo-Powerpop führen, wenn man nicht ganz genau hinschaut. Vielleicht haben es sich die drei Londoner Johnbear Andrews, Charlie E. M. Cameron und Benjamin Graham ja auch auf die Flagge geschrieben, möglichst viel Unruhe zu stiften und es der geneigten Hörerschaft eben nicht allzu einfach machen zu wollen. Ein Indiz dafür könnte ihr zerfahrener, avantgardistischer Stilmix aus Post-Hardcore und Noise Rock sein, der es vor allem auf in den 90ern hängen gebliebenen Eigenbrödlern abgesehen hat. Hipster suchen spätestens beim quer-schießenden Saxofon in den ein- und ausführenden Songs "Inner Ear Destruction" und "Scenic" das Weite.

DL "LP2" Here, Here & Here

Buy Here, Here, Here, Here & Here

Samstag, September 2

Shakers - Shakers EP



Band: Shakers

Titel/Release: Shakers/EP (300x green 7", Digital)

Label: Lifeisafunnything, I.Corrupt.Records, Miss The Stars Records

Erscheinungsjahr: 2017

Genre: Post-Hardcore, Screamo

FFO: Touché Amoré, The Tidal Sleep, La Dispute

Links: Facebook\\//Last.fm



Kurzinfo:

Aus der Asche ehemaliger Snakes And Lions und derzeit aktiven Gruppen wie Burke, Kiterunner und Cool Living, haben sich diese fünf Mainzer/Wiesbadener Jungs unter dem schlichten Namen Shakers zusammen gerauft. Eine Quintessenz aus den eher Screamo- und Emo-lastigen Vor- und Nebenprojekten lässt sich nicht wirklich ausmachen, denn als Shakers agieren sie wesentlich post-hardcoriger. Das lässt schon der Name durchschimmern, der auf das obligatorische The verzichtet.
Dennoch sind Shakers keine kompromisslose Knüppeltruppe. Ihr Sound öffnet sich immer wieder klaren und melancholischen Strukturen wie im Mittelteil von "Corner View". Der Opener "Heaving" wird nicht nur von einem poppigen Drum-Solo eingeleitet, sondern im ausbrechenden Endspurt gar von einer heiteren Indie-esquen Hook durchbrochen. Und auch der erschöpfend ausufernde Closer "Lihou" zeigt, dass Shakers mehr verzweifelte Hoffnung und Leidenschaft in sich tragen, als blinde Raserei. Großartige Debüt-EP, der hoffentlich noch einige Releases folgen werden.

DL "Shakers" Here, Here & Here

Buy Here, Here, Here & Here

Jahres-Sampler