Frontierer - Orange Mathematics
Wenn das Rolling Stone Magazine ohne Zutun auf eine Band aufmerksam wird, dann muss diese Band schon ordentlich Abliefern können. Ohne Plattenfirma im Rücken, haben es Frontierer aus Edinburgh innerhalb kürzester Zeit geschafft, zu einer der meist gefeiertsten Bands Großbritannien aufzusteigen. Dabei besteht die Gruppe im Wesentlichen nur aus zwei Leuten: Sänger Chad Kopper und Pedram Valiani, der sich quasi für alle Instrumente allein verantwortlich zeichnet und für Live-Auftritte ein paar Kollegen seiner Zweitband Sectioned mit ins Boot holt.
Ein Lauschangriff auf das Debüt-Album "Orange Mathematics" dürfte selbsterklärend für den Hype stehen. Frontierer greifen nicht nur Fans von The Chariot, Norma Jean, The Tony Danza Tapdance Extravaganza oder The Number Twelve Looks Like You ab, sie praktizieren auch noch den Technical Math-Metal in einer Kompromisslosigkeit, wie er in dieser Form selten zu hören war. Und das, obwohl Sänger Kopper durchaus in der Lage ist, seine Stimmbänder variabel einzusetzen.
Im Julie/August erscheint ihr zweites Album "Unloved". Wer auf Vinyl abfährt, sollte sich besser ranhalten, denn die Scheibchen werden exklusiv über die Bandcamp-Seite der Band verkauft.
MVRMΛNSK - MVRMΛNSK
Relativ neue Band, bei der auch Bassist Max und Sänger Karsten von Reason To Care ihre Finger und Stimmbänder im Spiel haben. Kam der atmosphärische Faktor bei ihrer Hauptband nur unterschwellig zum Vorschein, erklären sie diese mit MVRMΛNSK nun zm Bandkonzept. Die Gitarre zerrt und flirrt sich eher durch düstere Soundscapes, die auch durch die schleppenden Breakdowns nie so richig ihre Sphäre verlassen. Und doch finden sich vor allem ab der Hälfte der Debüt-EP viele kleine Ausreißer - angefangen vom ambienten Post-Rock-Part in "Weiß Auf Weiß", der den Song fast vollständig ausbremst, über die fiebrige Shoegazer-Ästhetik in "Nachts Allein", bis hin zum Dub-Ritt in "Der Moment" - , die zeigen, dass die Band sich nicht unnötig an Genre-Klassifizierungen aufhält und zeigen, wozu sie noch alles im Stande sein könnte.
Goodbye, Old Me - Schade, dass Beton nicht brennt
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Vier Jungs aus Münster erfüllen sich den Traum vom eigenen Vinyl. Mit "Schade, dass Beton nicht brennt" liefern Goodbye, Old Me ein ordentliches DIY-Debüt ab. Es wird wohl nur abzuwarten bleiben, ob die Band auf längere Zeit von sich reden machen kann im großen Teich des Post-Hardcores. Zwar kombinieren die Nordrhein-Westfalen routiniert die altbewährten Bausteine Melodic Hardcore und Post-Rock, die den großen Aha!-Effekt allerdings vermissen lassen. Dennoch, und das nicht nur wegen dem Welpenschutz, schwebt über dem Album ein insgesamt vertrauter und wohliger Proberaumcharme, der sich nicht nur in den kleinen Produktionsschwächen zu erkennen gibt. In Songs wie "Distanz" oder "Truth" scheinen Goodbye, Old Me auszuloten, wie weit sie einen Song durch möglichst viele Richtungswechsel in die Unberechenbarkeit lenken können, was zu einem fast schon avantgardistischen Anstrich führt. Daran gilt es vielleicht auch für die Zukunft anzuknüpfen.
Die schwarze Vinyl zum Album kann direkt über die Band geordert werden, die Tape-Variante über Cat Life Records.
DL "Schade, dass Beton nicht brennt"
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Erai - Erai
Das gleichnamige Debüt der Berliner Band Erai klingt eigentlich so gar nicht nach einem solchen. Vieles auf "Erai" wirkt solide ausgefeilt und perfekt in Szene gesetzt. Mehr nach einer Band, die ihren Sound schon lange gefunden hat und nun für Soundexperimente bereit ist. Der Opener "Standing On The Shoulders Of Giants" fegt noch recht homogen durch Screamo-lastigen Post-Hardcore, was im folgenden "And I Took My Time" noch um einen ausladenden Post-Rock-Part erweitert wird. Spätestens aber mit dem grandiosen "Mirror", der zur Mitte hin von einem ebenso theatralischen wie progressiv abdriftenden Gesangspart in weite Höhe emporsteigt, zeigen Erai wozu sie in der Lage sind. Auch "Karen" und "Sanguine, Sinking In" flirten gehörig mit 90er-Emo, ohne dabei die Gegenwart aus den Augen zu verlieren. Ein Album, das sich besser hören, als beschreiben lässt. Ihr seid am Zug.
Stream & Buy "Erai"
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KLS - Powerviolence
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Vierte EP der Spanier KLS, auf der Balty Albiol (The Happiness Project) und andere Musiker aus der Plug In The Gear-Familie gewohnt verstörend zu Werke gehen. Zwar mittlerweile nur noch zu dritt agierend, entfacht die Band aus dem Ostküstenstädtchen Benicarló auch diesmal wieder ein nervenfledderndes Spektakel aus Grind-, Noise und Mathcore mit schizophrenen Vocals.
Crustin Beerbar - FYS
Die im AJZ Neubrandenburg beheimatete Band Crustin Beerbar macht ihren Namen zum Programm: dynamischer und biergeschwängerter Crust-Punk mit D-Beat-Einschlag, der sich auch für kleine melodische Plänkel-Intros nicht zu schade ist. Macht live bestimmt 'ne Menge Spaß, auch wenn die fünf McPommer eigentlich so gar nicht zum Scherzen aufgelegt sind.
Ende 2016 gab's anscheinend auch ein Album, das über die Band in einer kleinen Auflage als CDr erschien. Leider vergriffen. Ein Bandcamp-Link könnte hinwegtrösten....
DL "FYS"
2 Kg Tomaten - Lost Tapes
Und zum Schluss noch was zum Ausgraben. Die kurzlebige Hannoveraner Band 2 Kg Tomaten tobte sich scheinbar so um das Jahr 2005 aus. Angesichts der extrem rauhen Live-Aufnahmen, ist eine genaue Genre-Klassifizierung fast unmöglich. Vielleicht Harsh-Noise-Rock mit devotionaler Riot-Grrrl-Attitüde?
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