Sonntag, November 18

Der Bandcamp-Hardcore Vol. 41

Phantoms - Departed



Die Bremer Band Phantoms ist sicherlich keine Neuentdeckung, wuselt das Sextett um Mitglieder ehemaliger Jet Black, The Town Of Machine, Mallorys Last Dance, The Unknown Stuntman (ehemals Caveman) und weltraumraketenabschussbasis immerhin schon sieben Jahre durch den deutschen Hardcore-Punk-Untergrund. Da die Band aber gerade an neuen Songs tüftelt, könnte ein Blick auf ihr 2015 erschienenes Debüt-MiniAlbum "Departed" zumindest ein guter Einstieg und somit eine lohnende Wiederentdeckung sein - vor allem für diejenigen, die wehmütig noch weiter in die musikalische Vergangenheit zurückblicken. Zwischen Post-Hard- und Emocore, der sich für einige theatralische Momente nicht zu schade ist, sind es auch die eingestreuten, mathigen Twinkle-Gitarren wie in "Love Conditional" oder "Modulok", die Fans des Milleniumcores durchaus Freude bereiten könnten. Und auch, wenn "Departed" insgesamt recht professionel produziert klingt, schwingt den Songs ein wohliger und unbekümmerter Underground-Flair mit, der mich an - wenngleich Genre-mäßig nur bedingt vergleichbaren - Combos wie Paraquat, Cannon For Cordoba oder Ashes Of Pompeii denken lässt.
Die selbst-veröffentlichte CD im 3-Panel-Digipak kann noch immer über die Band selbst bestellt werden.



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...And Its Name Was Epyon - S/T EP

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Bandname, Artwork und eigene Stilbezeichnung ("Mechacore") nehmen es bereits vorweg - hier gehen eingefleischte Anime-Freaks zu Werke. Der Rocki wüsste wahrscheinlich mal wieder genauestens bescheid und würde als Einleitung gar ganze Bände zum Gundam-Franchise verfassen. Mir jedenfalls gehen die drei Debüt-Songs der Band ...And Its Name Was Epyon auch ohne diese Vorkenntnisse ganz gut rein, auch wenn sich die Samples am Anfang und Ende des Openers so sicherlich mit anderen Ohren hören lassen. 
Auf  "...and its name was Epyon" spielen die drei Musiker_innen aus Kalifornien einen ausgeklügelten Mix aus Screamo, Skramz und Post-Hardcore, der inhaltlich eine Menge emotionalen wie gewissermaßen gesellschaftskritischen Zündstoff bietet und somit sicherlich auch seine Daseinsberechtigung im Punk begründet. Ein Blick hinter die Kulissen offenbart, dass die drei Amis bereits einen enormen musikalischen Background vorweisen können - Feed Me The Forest, She Dreamt; She Was The Sea, Anamanaguchi, I Would Run That Stoplight For You und Without - , was auch die Solidität und produktionstechnische Raffinesse ihres Releases erklären dürfte. Mit letztgenannter Band, teilten sich ...And Its Name Was Epyon auch ihr erstes physikalisches Release. Das Split-Tape, das über Learning To Be Loved erschien und bereits restlos vergriffen ist, beinhaltet alle drei EP-Songs der Band.

DL "S/T" EP



Moss Rose

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Moss Rose ist eines der jüngeren Projekte vom umtriebigen Engländer Shaun Harrison-Hancock. Und da er sich, wie so oft, nur so richtig wohl in trauter Zweisamkeit fühlt, steht ihm erneut die Art-Designerin Yasmin Ensor zur Seite, die er bereits aus dem gemeinsamen Projekt Kodos und natürlich dem gemeinschaftlich betriebenen Label Adorno Records kennt. Nicht verwunderlich also, dass sich die drei bislang erschienenen Moss Rose-Veröffentlichungen nahtlos im Backkatalog des Labels zwischen Harrison-Hancocks zahlreichen anderen Bands wie Thisismenotthinkingofyou, Allé, YURI, La Nausée und DEORC WEG, wiederfinden.
Trotz minimalistischer Instrumentierung, gelingt es den beiden einen atmosphärisch-erdrückenden Sound zu kreieren, der seine Konturen irgendwo zwischen Blackened Screamo, Post-Rock und -Hardcore erahnen lässt. Melancholisch-anmutende Gitarren-Linien und die rudimentären Drums werden durch zerfahrene Schrammelorgien und aus der Ferne klagendem Wehgeschrei regelrecht weggepustet. Sehr episch, düster, beklemmend - und in dieser Art auch irgendwie genial.

DL "Moss Rose EP" Here & Here
DL "Council Of Rats"
DL Split w/ Caton & Orphelie, Duct Hearts & Child Meadow

Buy "4-Way-Split" Here & Here



The Cheeseburgerpicnic - Iodine

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Adorno Records zum Zweiten: Mensch könnte leicht in die Annahme verfallen, kennt man eine Technical Math-Grind-Band - oder wie es neu-hipstertümlich heißt, Sassgrind-Band - , kennt man alle. Auch das 2017 gegründete Projekt The Cheeseburgerpicnic, das mit drei EP's bereits einen ordentlichen Arbeitsnachweis abliefern kann, weist starke Parallelen zu Szene-Bands wie Asthma Atttaq oder SeeYouSpaceCowboy... auf. Der Clou allerdings ist, dass sich dahinter lediglich eine Frau verbirgt, die hier oben benannten Stil auf technisch höchstem Band-Niveau zelebriert. Einfach nur der pure Wahnsinn, wie sich messerscharf schneidende Gitarren, hyperventilierende Schlagattacken und wechselndes Geschreie und Gegrowle in einem kathartischen Grind-Gewitter entladen.
Live wohl eher unpraktisch, aber vielleicht findet die nicht gerade schüchterne Maya Chun in Ann Arbor noch ein paar gleichgesinnte Mitstreiter, die das Ganze bühnentauglich gestalten. 
Für einen Überblick ihrer bisherigen Solo- und Bandprojekte (u. A. Bonzo, Youth Novel, Monster Bad, Goodthink), lohnt sich ein Besuch auf ihrer Bandcamp-Seite "Music Is Really Dumb".

DL "Iodine" Here & Here



Knights Of Ganymede - Knights Of Ganymede


Adorno Records zum Dritten und Letzten: um genauer zu sein, eine Kollaboration zwischen den beiden Labels Adorno Records und Middle-Man Records und deren Köpfe Shaun Harrison-Hancock und Shawn Michael Decker (u. A. bei Coma Regalia, Plague Walker). 
Mit Knights Of Ganymede geben die beiden einen zeitlosen wie nostalgischen Schubser gen 90er-Midwest-Emo(core), der in seiner zwanglos-unbekümmerten Art nicht selten an Cap' Jazz, Piebald oder die Anfangsjahre von Cursive erinnert. Ihr Debüt zählt zehn Songs, die mit vielen wechselnden Riffs und Twinkle-Gitarren-Melodien immer wieder aus einem allzu starren Korsett ausbrechen. Alles kann, nicht's muss. Und dennoch bleiben die Songs vor allem wegen des emotional-geschrieenem, mehrstimmigen Gesangs und der frenetischen Chöre in einem überschaubaren Rahmen und wissen mitzureißen. Gefühlsmäßig eher aufwühlend, als die Tränendrüsen quetschend, wenngleich die amerikanisch-englische Band ein gutes Gespür dafür hat, das Tempo auch mal zu drosseln.

DL & Buy "Knights Of Ganymede" Here & Here

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(ache/emelie) - (ache/emelie) EP

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Um den kleinen Rundgang durch beide Labels zum Abschluss zu bringen, hier noch mal ein kurzer Blick in den Backkatalog von Middle-Man Records:
Wenn es nach mir ginge, könnten Streichinstrumente ruhig zum Hauptbestandteil des Screamos/Emos werden. Mononoke, Recreant, I Would Set Myself On Fire For You - die Liste an tollen Genre-Vertretern wird umso länger, je tiefer man in den musikalischen Untergrund abtaucht. (ache/emelie) - oder auch ache:emelie - waren irgendwie und in wechselnder Besetzung um die Jahre 2004/2005 aktiv und veröffentlichten neben der selbstbetitelten Debüt-EP noch eine weitere namens "Because That For Which I Exist" (7" war geplant, von denen allerdings nur die Test Presses das Presswerk verließen). Natürlich mischte auch hier wieder Label-Chef Shawn mit, der bekannte Label-Gesichter aus Coma Regalia, kaki.o.badi., John Q Public, Charlie McArthur von The Golden Rules und Bears, und, wie später auch bei Hex Lariat, seine Frau Lauren Decker, um sich versammelte.
Ihr Mix aus wilden Screamo-Attacken und mitreißenden Emo-Melodien, gepaart mit melancholischen Violinen- und Keyboard-Passagen, hätte sicherlich noch das eine oder andere Release und eine größere Aufmerksamkeit verdient gehabt.
Die CD-r zur S/T-EP ist bereits vergriffen, der Download seit je kostenlos.

DL "(ache/emelie)" EP



Soccermoms - Live Recordings #1

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Fußball, Mütter, Grind und Stoner - klar, dass passt wie Arsch auf Eimer. Haben sich auch die zwei Kerle und Frontfrau von Soccermoms gedacht und dieses Konzept in die musikalsiche Praxis umgesetzt. Zumindest ohne die ersten beiden Attribute, vermute ich mal, denn aufgrund der ziemlich roughen Vocals-Aufnahme lassen sich die dargebotenen Texte vorerst nur anhand der Song-Titel erahnen. Die sieben Songs ihrer ersten Live-Aufnahme könnten demnach um Themengebiete wie Sexpraktiken, Mini-Jobs, Faulenzertum, Gras, Riesensterne, kriegerische Elfen und moralisch-umstrittene Luftwaffen-Kommandeure kreisen. Wahrscheinlich sind aber auch angriffslustige Tiere und konservative Wut- und Spießbürger Ziele ihrer galligen Attacken. Würde nämlich gut zum anarchischen Charme der Leipziger Band passen. So stehen vor allem das klangvoll-umherwirbelnde Schlagwerk und die molligen Baszschläge im Rampenlicht des Debüts.
Die ersten 50 Tapes ihrer "Live Recordings" haben sie bereits an die Hörerschaft gebracht, was also heißen könnte, dass hier etwas Großes heranwächst. Wer die Tape-Edition ihres angekündigten zweiten Releases nicht verpassen will, kann sich mit "Witch Hunt" schonmal einen ersten Eindruck verschaffen und gespannt auf die nächsten Band-News warten.

DL "Live Recordings"



Götterfunken - Götterfunken


Ausgerechnet nach der Veröffentlichung ihres grandiosen Albums "Tear Room", entschieden sich die vier Emocoreler von Pride and Ego Down Ende 2015 ihr gemeinsames Bandprojekt zu beenden, obwohl kurz vorher noch die Hoffnungen auf eine neue EP geschürt wurden. Vielleicht fanden diese unveröffentlichten Songs ja ihre musikalische Vollendung in Sänger Niklas' folgenden Solo-Projekt Skinrise (ursprünglich You ≠ Me), die er auch später im Set seiner PAED-Solo-Akustiktour aufnahm.
Mit Götterfunken, das zumindest auf den ersten Blick nichts mit Beethoven oder Schiller zu tun hat, hatte sich auch Lukas Wever nach einer halb-jährigen Umzugspause nach London wieder zu Wort gemeldet. Für sein Emo-Post-Punk-Screamo-Projekt, das im Gegensatz zu dem von  Niklas' recht kühl und minimalistisch wirkt und zwischen Band-Vibe und tristen Abgesang pendelt, knüpfte der ex-Kölner gleich prominente Kontakte zu Jack Daley (Fat Tank Studios) und Silver Snakes-Sänger Alex Estrada (The Earth Capital), die der gleichnamigen Debüt-EP eine standesgemäße Aufnahme und Kontur verpassten.
Auf Lukas' Soundcloud-Seite gibt's die Songs, nebst zwei Non-EP-Tracks, als Rough-Mixes zu hören.

DL "Götterfunken"


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