Die Südost-asiatische Insel-Kette war für mich in musikalischer Hinsicht bislang nicht sonderlich interessant, mit Ausnahme des malaiischen Labels
natürlich, das aufgrund gemeinsamer musikalischer Interessen kontinuierliche Beziehungen auch zu deutschen Labels pflegt (u. A.
).
haben damit direkt erstmal recht wenig zu tun, fördern mit ihrer dritten EP nun aber auch schon über zwei Releases die deutsch-asiatische Freundschaft. Wie zuvor schon "John Malkovich Was Great As John Malkovich In Being John Malkovich", erscheint auch "Dark Humour" als Co-Release der Labels
. Und wie bereits Bandname und Titel der Vorgänger-EP zeigen, erweisen sich die drei Singapurer als wahre Cineasten, was auch auf der neuen EP in Form von schwarz-humorigen Zitaten aus Filmen wie "Grosse Point Blank", "7 Psychos" oder "Kiss Kiss Bang Bang" zum Ausdruck kommt. Musikalisch bewegen sich
ziemlich straight zwischen Emo, Punk, Alternative und Post-Grunge mit ganz viel Pop-Punk-Affinität. Das ist zwar nichts Neues und erinnert ungeniert an Größen wie
), bringt aber eine Menge Spaß mit. Und eben das, ist auch das erklärte Ziel dieser Spaßtruppe aus Szene-bekannten Musikern von Bands wie
. Nicht mehr und nicht weniger.
DL "Dark Humour"
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Disgusting News - Demo
Auf wesentlich pissigeren, aber keineswegs melodieärmeren Pfaden wandelt die Band
Disgusting News, die im Sommer dieses Jahres mit ihrer Demo-EP debütierte, deren Sound der dunklen Jahreszeit aber irgendwie besser zu Gesicht steht. Die Band aus Bielefeld, die sich den Drummer mit der noisigen Hardcore-Punk-Band
Phantom Pain teilt, vermittelt vor allem lyrisch viel aggressive Anti-Haltung, die sicher auch im ortsansässigen
AJZ viel Anklang finden dürfte. Dazu ein herrlich manisch-wirbelndes Schlagzeug, in die Prärie galoppierende, dreckige Gitarren und eine Sängerin, die echauffiert Gift und Galle spuckt und dabei gelegentlich Rückendeckung ihrer nicht weniger angepissten männlichen Kollegen erhält. So und nicht anders, sollte Punk klingen, der ernst genommen werden will.
Mit Hilfe von
No Firecracker, Please, veröffentlichte das nordrhein-westfälische Quartett sein Demo auf Tape.
DL "Demo"
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Lunch Break - Demo 2018
Herrlich angespisst klingt auch der heisere Schreihals hinter dem Mikro von
Lunch Break. Das Berliner Trio, dem zwei ex-
Sleep Routines angehören, spielt rotzig-schnellen Hardcore-Punk mit einem Hauch von D-Beat und Crust, der mich vor allem in den rockig-überschäumenden, melodischen Parts wie in "Wrongnorw", "Radar Love II" und "Solving Strategies" an die dänischen Crust-Punks
Parasight erinnert. Übrigens genauso eilig scheinen es die drei Hauptstädter auch zu haben, die die neun Songs ihres Debüt-Demos in der gleichen Zeit über die Bühne bringen, wie oben genannte
Disgusting News die sechs ihres eigenen. Und die lagen mit knapp 9 ½ Minuten schon gut in der Zeit.
Bis auf den PWYW-Download auf Bandcamp, sind derzeit nicht wirklich viele Infos über
Lunch Break im Netz zu finden. Aber sowohl das kultige Cover (ich liebe diese verdammte
Frühstück-Szene) als auch der kurze musikalische Amoklauf, hätten zumindest ein Tape-Release mehr als verdient.
DL "Demo 2018"
Bomb Out - Bomb Out
Dritte EP des 2013 gegründeten Quartetts
Bomb Out. Das Berliner Underground-Star-Ensemble um (ehemalige) Mitglieder von
Fabrik Fabrik,
Sleep Routine,
New Golden und somit auch aus dem näheren
Henry Fonda/
Ancst/
Afterlife Kids-Umfeld, serviert uns auf der selbstbetitelten EP vier gewohnt eingängige und äußerst aggressive Hardcore-Smasher, die im Moshpit garantiert für eine unangenehme und schmerzhafte Rudelbildung sorgen dürften. Straight in your face, lautet hier wohl die Attitüde. Nur gut, dass diese Jungs ihre Herzen am linken Fleck tragen, da verzeiht mensch dann gerne auch mal einige platt-gedroschene Phrasen. Zumal "Bomb Out" zu guter Letzt mit dem
Chab Loozy-Rap-Feature "Kein Pardon" nochmals ordentlich hinlangt.
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Gilb - Tape 1
Na wenn das mal kein gewollter Flashback ist... . Vieles auf Gilb's Debüt-EP "Tape 1" klingt wohl-wollend vertraut. Noisige, fast schon surfige Schrammelgitarren, die das solide und um Ordnung bemühte Drum-Bass-Fundament immer wieder aus der Ruhe bringen und hektisches Weirdo-Geschreie, sind die simplen wie effektiven Bausteine dieses katharsischen Garage-Hardcore-Punk-Gebräus. Sechs Songs, die in knapp neun Minuten weniger um Schönklang, als vielmehr um ein ausgelassenes AZ-Feeling bemüht sind.
Freunde des
Flennen-Kollektives wissen unlängst, dass sich hinter
Gilb umtriebige Gesichter aus Berliner Kombos wie
Zelf,
Pigeon,
Molde und
Pretty Hurts verbergen und zudem 3/4tel
Deltoids, was optisch (Tape-Cover) wie musikalisch einige Parallelen offenbart.
DL "Tape 1"
Videowelt - Benediction
Mit der ebenfalls aus Berlin stammenden Band
Videowelt, folgt ein Vertreter aus dem Umfeld des
Flennen-nahen Labels
Spaeti Palace.
Videowelt ist ein audio-visuelles Musikprojekt von
Alex Roth (
Yoga, Redakteur bei
Tausend Ebenen), der sich für die musikalsiche Umsetzung u. A.
Billy Billfred von
Trucks und
Benjamin Wild aka
DJ Dingo Susi auf die Bühne holte. So ist es nicht überraschend, dass auch in akustischer Hinsicht über die Debüt-EP "Benediction" ein künstlerischer wie experimenteller Charakter schwebt, der sich glücklicher Weise nicht zu tief in Spielereien verstrickt.
Stilelemente aus Drone, Doom, Lo-Fi und Noise fordern von der Hörerschaft zwar eine gewisse a-puristische Offenheit ein. Auf der Basis von eingängigem Post-Punk, liefert das Quartett mit "Seventeen", "Televangelism" und dem Titeltrack dennoch einige melodische Songs zum Mitwippen ab.
DL "Benediction"
Freidenkeralarm - Nie Wieder Faschismus
Kennt hier noch jemand diese intellektuelle Emo-Indie-Ska-Punk-Band
Tut Das Not? Ich war jedenfalls ziemlich von derem Album "Bildfänger" angetan, was wahrscheinlich aber auch an der damaligen Zeit lag, in der ich meine Ohren mit viel Deutsch-Indie(-pop) á la
Tomte,
Tocotronic,
Samba und
Schrottgrenze weichspülte. Jedenfalls hat sich die Trierer Band
Freidenkeralarm nach dem scheinbar auf Spotify beliebtesten Song eingangs erwähnter Band benannt, wobei wir die Suche nach weiteren Gemeinsamkeiten auch schon wieder getrost einstellen können.
Das Trio aus der ältesten Stadt Deutschlands (ja, wir sind stets um etwas Rucksackwissen bemüht) spielt munteren wie melodiösen Punkrock. Ihre zweite, ebenfalls im letzten Jahr erschienene EP "Nie wieder Faschismus" richtet sich konzeptionell über fünf Songs gegen braunes Gedankengut, mal direkter, mal ironisch oder Klischee-bedienend. Die Marschroute ist von Anfang an klar und mündet stets in eingängige Singalongs. Das hier hat Potential zu mehr, 2018 war zumindest das Ertrag-reichste Jahr der Ende 2016 gegründeten Band. Mal schauen, was
Freidenkerlalarm 2019 noch so alles reißen können.
DL "Nie wieder Faschismus"
Limp Blitzkrieg - Koniec Kraju Polska
Nicht nur wir sehen uns mit einem zunehmenden Rechtsruck konfrontiert, auch die polnische Bevölkerung muss spätestens seit 2015 miterleben, wie durch die rechts-konservative Partei PiS die Demokratie Stück für Stück aus der eigenen Verfassung gedrängt wird.
Die in Polen beheimatete Band Limp Blitzkrieg hat mit ihrem zweiten Longplayer darauf nur eine Antwort - "Koniec Kraju Polska", zu deutsch: "Nieder mit dem polnischen Staat".
Mit wütendem Hardcore-Punk keift das Warschauer Quartett gegen Diskriminierung, Patriotismus und rechte Tendenzen, aber auch gegen die Gemütlichkeit der Punk-Szene. Der grundlegende Queer-Gedanke der Band, der vor allem durch die Galle-speiende Frontfrau versprüht wird, findet schlussendlich Fromvollendung im
Alex Freiheit (
Siksa) - Feature "Dobre Rady" und
Limp Wrist-Cover "The Ode".
DL "Koniec Kraju Polska"
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Here
Knarre - Live Demo (Epple, 23.06.18)
Und als seichten Abgang zum Schluss bekommt ihr nochmal eine rohe Schippe Rumpelpunk serviert. Eigentlich bin ich auf das Quartett
Knarre aus Baden-Württemberg auch nur aufgrund meiner Recherchen zur gleichnamigen
Berliner Skramz-Pop-Band gestoßen. Doch statt Balsam für die Ohren, durchdrang meine selbigen überraschender Weise kakophonischer wie ironischer als auch herrlich angepisst-direkter Deutschpunk, der mich vor allem wegen des schräg-krächzenden Gesangs nicht selten an
Mann kackt sich in die Hose erinnert. Schön rumpelig, knarzend und einige nette Hook-Fetzen, die scheinbar vom übermäßigen Bierkonsum oder fehlendem Talent immer wieder verrissen werden. Vielleicht ist das ja auch einfach bloß Angst vorm Schönklang. Egal. Molle her, Nacken dehn, Pogen gehn!
DL "Live Demo (Epple, 23.06.18)"