Kurzinfo:
Musikalisch spielt sich heutzutage Vieles auf digitaler Ebene ab. Klar, die Sound-technischen Möglichkeiten sind schier unbegrenzt, während sich der logistische Aufwand dazu in einem überschaubaren Rahmen bewegt. Eine Band jedoch live zu erleben, entfaltet dann aber doch nochmal eine ganz andere Intensität - oder führt im schlimmsten Fall zu einem bösen Erwachen.
Das ist sicher nicht die Weisheit des Tages, im Falle von Whole aber schon etwas Besonderes. Hat sich Eigentüftler Alex Donut in den letzten Jahren überwiegend im heimischen Studio eingenistet und über das eigene Label in regelmäßigen Abständen seine Solo-Projekte (u. A. Feverdreamt, Fir Cone Children, Vlimmer) veröffentlicht, tourt die andere Whole-Hälfte Thomas Schernikau seit 2011 mit der Depeche-Mode-Tribute-Band Forced To Mode äußerst erfolgreich durchs Land und spielt vor ausverkauften Häusern.
Seit ihrer gemeinsamen Tour in 2009 - mit ihren damaligen Bands Leonard Las Vegas und der FTM-Quasi-Vorband Forced Movement - , verbindet die beiden Musiker eine Freundschaft, die im letzten Jahr schließlich zum erneuten musikalischen Zusammenschluss führen sollte. Nur diesmal eben als gemeinschaftliche Band, die sich entgegen ihrer anfänglichen Intention nicht scheut, ihre Virtuosität auch auf der Bühne auszuleben. Und mit dem Begriff Virtuosität stehen wir auch schon im Mittelpunkt von Whole's Debüt-Album "Bias". Die beiden (Rand-)Berliner haben es in Rekordzeit geschafft, ihre unterschiedlichen Einflüsse und Vorlieben perfekt miteinander zu verflechten. So schwebt nicht nur über den morbiden "Lust/Terror" und "Tides Made By Our Hands" die schwarze Seele von Depeche Mode, während sich ein Song wie "What Scares You" in einer ähnlichen Weise psychotisch verstrickt, wie es auf den letzten beiden Leonard Las Vegas-Releases nicht selten der Fall war. Diese allgegenwärtige, düstere Abgründigkeit saugen Whole aber nicht nur aus ihrer eigenen Inspiration. Reminiszenzen an Bowie-esken Avantgardismus bis hin zu Reznor-ische Destruktivität, aber auch schwelgerische Passagen á la Radiohead, ziehen sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album. "Berghain" nimmt den Hörer mit einer eingängigen Melodie an die Hand und entführt ihn fast schon verführerisch in immer trügerischere Sphären, nur, um ihn einen Song später inmitten einer fast schon versöhnlichen Düsterballade abzusetzen.
Whole öffnen mit "Bias" das Tor zu einer neuen Dimension des Synthpop. Ein Album zwischen Licht und Schatten, gespickt mit vielen versteckten Details, voll fragiler Poesie, betörend und verstörend zugleich.
Band: Whole
Titel/Release: Bias/Album (15x Tape, Digipak-CD, Digital)
Label: Blackjack Illuminist
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Synthpop, Indie, Electronic, New Wave, Gothic
FFO: David Bowie, Radiohead, Depeche Mode
Links: Facebook
Stream & Buy "Bias"
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