Samstag, März 9

Yellnikow - Am tiefsten Punkt der Erde EP



Kurzinfo:

So recht kann ich es immer noch nicht ganz nachvollziehen, warum wir als simpler Blog mehr als doppelt so viele Follower auf Facebook haben, als die Band Yellnikow. Während wir unsere Finger in die Tastatur hauen und damit lediglich die Polsterung unserer Gesäße fördern, besetzt das nordrhein-westfälische Quintett nun schon über sechs Jahre hinweg eine schier undefinierbare, musikalische Nische. Auch ihr drittes Release "Am tiefsten Punkt der Erde" weckt wieder viele nostalgische Reminiszenzen an vergangene Indie-, Emo- und Screamo-Größen, die jedoch abermals auf eine dermaßen eigenwillige Art verschwurbelt werden, dass sie jeglichen Direktvergleich scheuen.
Yellnikow sind Geschichtenerzähler, die ihre triste Poesie mit düster-melancholischen Tönen ummanteln. Wer sich darauf nicht einlassen kann, wird ihre Musik auch nur schwer greifen können. Die fünf Songs treiben sphärisch und subtil durch einen dichten Nebel aus sanften Melodien, die in ihren minimalistischen Momenten fast komplett zum Erliegen kommen, sich an anderer Stelle wiederum zu tosenden Orkanen aufbäumen können. Der Opener "Tiefster Punkt der Erde" oder auch der Closer "Session IV" erinnern mich mit ihrer hauchzarten Fragilität unweigerlich an Rue Des Cascades' kammerspielartiges Glanzwerk "Odes To Love, Flames To Paris", nur, dass Yellnikow ihre episch-mäandernden Songs in einem überschaubareren Rahmen halten. Ausgesetzt in der Dunkelheit, geblendet vom grellen, kreisrunden Scheinwerferkegel. Von allen Seiten der schier unendlichen, allgegenwärtigen Finsternis sauselt, flüstert, kreucht und fleucht die unerträgliche Ungewissheit. Den Lichtkegel zu verlassen kostet zuviel Überwindung, doch Stehenbleiben scheint auch keine wirkliche Option zu sein. Bis mittendrin und unerwartet das Paperbite-Rap-Feature "Schlaflied" die morbide Grundstimmung zumindest für einen kurzen Moment aufreißt und den verunsicherten Protagonisten erstmals mit einer klaren Struktur an die Hand nimmt. Und so hoffnungsvoll die elektronischen Teilchen im folgenden "Session IV" auch den vermeintlichen Weg aus der Dunkelheit weisen, so sicher ist man sich am Ende von "Der tiefste Punkt der Erde", dass alles nur traurige Illusion ist.


Band: Yellnikow

Titel/Release: Am tiefsten Punkt der Erde/EP (Digital; DIY-CD's in Planung)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2018

Genre: Alternative, Emo, Indie, Post-Hardcore, Post-Rock

FFO: Fljora, Alkali Lake, The Scarabeusdream

Links: Facebook\\//Bandcamp\\//Youtube I\\//Youtube II\\//Soundcloud




DL "Der tiefste Punkt der Erde"


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