Samstag, April 13

Die Bandcamp-Punks Vol. 32

Krank - Heizungskeller Demo EP


Bereits vor der "Mausetot EP" war klar, dass das seit Gründung ohnehin sehr aufgelockerte Bandkonstrukt hinter Krank allmählich anfängt zu zerbröseln. Und so sind auf der "Heizungskeller Demo EP" von ursprünglich vier Fest- und sechs Teilzeitangestellten eben nur noch zwei übrig geblieben. Somit gehen Ol' Dirty Stulle und Tausendsassa Joao Azevedo (u. A. AAS, As A Dagger, Raiva), ob bewusst oder aus der Not heraus, eben den Schritt zurück zu den Wurzeln. Das "Heizungskeller Demo" besticht vor allem durch seine Roughness, womit der Sound der Hamburger Band ein Stück weit weg vom eigens kreierten Stil Krankpunk hin zum Hardcore-Punk rückt, was dem angepissten Kreischgesang und den zynischen Lyrics durchaus gut zu Gesichte steht. Songs wie der Opener, "Flaggen auf Balkonien", "Hexenjagd" oder "David und Gomorrha" preschen irgendwo zwischen kratziger Proberraum- und chaotischer Garagenästhetik hin und her, während "Haller Wolf", das aggressiv-treibende "Acheron" oder "Stehende Ovationen" durchaus melodische Aspekte in den Vordergrund heben. Alles in Allem speit das Duo mit ihren neun Demo-Songs aber eine Menge Wut und Rotz aus, die auch als Antithese gegen den ganzen aufpolierten und kommerziellen Mainstream-Müll verstanden werden kann, der sich da Hardcore-Punk schimpft.



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No Sugar - Wasting Time w/ Rock'n'Roll

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Der vielfältige Norden Deutschlands hat in den letzten Jahrzehnten sicherlich einige musikalische Meilensteine gesetzt, angefangen von der altehrwürdigen Hamburger Schule, über die Northcore-Bewegung, bis hin zum massentauglichen Post-Punk aus Flensburg. Auf der Suche nach Pop-Punk wurde ich zumeist eher im Westen oder Süden fündig, was sich mit dem Debüt-Release der Band No Sugar nun aber ändern sollte. Was, bitte schön, ist das denn für ein Debüt?! Weit weg von der nordischen Sperrigkeit und hin zum infizierenden Gute-Laune-3-Akkorde-Punk'n'Roll, der mit dem Opener "Peanut Butter Sandwich" auch gleich mal sämtliche Berührungsängste unter viel ausgelassener Spielfreude begräbt. Im folgenden "Wasting Time" gesellt sich zur melodischen Eingängigkeit noch etwas Midwest-Melancholie, während "People Like You" wesentlich schrammeliger durch die Garage fegt. 
Entgegen dem Bandnamen, ist "Wasting Time w/ Rock'n'Roll" eine recht harmonische und zugängliche EP geworden, die von ehemaligen Stumbling Pins-, No Weather Talks- und Plastic Propaganda-Mitgliedern fast schon routiniert in Szene gesetzt wurde. Ich hoffe, da kommt noch mehr!

DL "Wasting Time w/ Rock'n'Roll" Here & Here

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Miztake -  Augen Auf!

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Miztake vereinen auf ihrem zweiten Release "Augen Auf!" eine Menge Rockgöhren- und Riot Grrrl-Mentalität und packen diese in elf eingängige Songs, die nur selten die Komfortzone des Deutschpunks verlassen. Das passt soweit, denn wer direkte Ansagen macht, braucht auch einen glaubwürdigen Sound. Und so schrammeln sich die vier Mädels und der Kerl auf "Augen Auf!" einen Ohrwurm nach dem anderen von der Seele, von denen zunächst die von Oh-Oh-Chören begleiteten "Sinnlos Krieg" und "Circus" im Ohr hängen bleiben. Vor allem ab der Hälfte des Albums, variieren die Songs dann doch etwas und wagen den einen oder anderen düsteren Ausflug in den Hardcore-Punk oder Alternative.
Über die Band selbst könnt ihr euch die CD bestellen. Wer zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen möchte, holt sich das Split-Tape mit den asseligeren Don Kanaille, das die jeweiligen Alben "Augen Auf!" und "Zeitgeist" auf einem Release vereint.

DL "Augen Auf!" Here & Here

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Loeschen - Loeschen


Wieder so eine Band, bei der mensch sich auf der Suche nach Informationen so richtig anstrengen muss - und letztendlich genauso schlau ist wie vorher. Verzichten wir also auf musikalisches Hintergrundwissen und lassen stattdessen die Musik sprechen. Die klingt zunächst genau so, wie mensch sich eine Band vorstellen könnte, die das Vinyl-Release ihres Debüt-Albums in die Hände zweier Labels legt, die sich Rinderwahn Records und Abfall Records nennen.
Herrlich räudiges Gebrülle, während sich die Gitarren darunter zur melodischen Ekstase schrammeln und gniedeln. Auf ihrem selbstbetitelten Album hetzt die Züricher Band Loeschen aggressiv durch den Hardcore-Punk und schrammt dabei etwas am Crust und D-Beat entlang. Die Labels meinen darin eine Menge 80er-Jahre Deutschpunk zu erkennen, was anhand von Songs wie "Raus", "Kein Schritt weiter" oder "Zimmer 11" sicherlich nur schwer zu verneinen ist. Ich meine, auch einen leicht-skandinavischen Anstrich wahrnehmen zu können, aber was weiß ich schon. Äußerst sympathisch bei dem (vermutlichen) Debüt des Quintetts: ich hätte nie gedacht, dass Schweitzer-Deutsch so gefährlich klingen kann, denn Loeschen vermitteln in ihren elf Songs mehr düstere Tristesse, denn Hoffnungsschimmer.


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Huhn - Wir gehen zwar schwer auf die 40 zu, sind aber geistig noch sehr flexibel


Tja, von bislang  ziemlich ernst zu nehmenden Bands, kommen wir nun zu Huhn. Auch die Bonner Band versteht es meisterlich sich in den Unweiten des www. zu verstecken. Vielleicht ist das aber auch ganz gut so, denn musikalisch klingt ihre Debüt-EP "Wir gehen zwar schwer auf die 40 zu, sind aber geistig noch sehr flexibel" entgegen dem Titel eher danach, als hätte ein Rudel Mittvierziger infolge der Midlife Crisis einen ordentlichen Dachschaden davon getragen. So kündigt sich die Band im Opener "Wir sind Huhn!" mit reichlich NDH im Rücken erstmal standesgemäß selbst an. Das folgende "Rita" trudelt songwriter-balladesk ein und offenbart mit dem nicht ganz unerwartetem Beatdown auch schon die schlimmsten Befürchtungen: das ist Comedy-Core, irgendwo im Abgrund zwischen Knorkator und J.B.O.

Stream & Buy Digitally "Wir gehen zwar schwer auf die 40 zu, sind aber geistig noch sehr flexibel"



Metropolis - Mit der Weitsicht eines Maulwurfs

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Auch - oder eben vor allem - im Auenland der Republik, dem Saarland, sind kleine Bands auf die Initiative ehrenamtlicher Helfer und Organisationen angewiesen, um überhaupt mal einen Fuß auf irgendeine Kleinbühne zu bekommen. Das ist momentan vielleicht noch weit weg von dem, was man ein gut verstricktes Netzwerk nennt. Allein hinter der Saarbrückener Band Metropolis verbergen sich engagierte Musiker, die nebenher noch in anderen Projekten aushelfen (z. B. Third Eye Tear), Festivals auf die Beine stellen (At The Gates Of Dawn), auf Internetradio machen (ByteFM) und als DIY-Kollektiv dem kommerziellen Ticketwucher den Kampf ansagen (Haifischblut Collective). Und so negativ behaftet der Begriff mittlerweile auch sein mag, genau diesen Ehrgeiz hört man dem Studentenpunk von Metropolis auch irgendwie an. Die vier Songs auf der Debüt- und seit 2014 auch einzigen EP "Mit der Weitsicht eines Maulwurfs", atmen eine Menge nordische Hafenluft ein und würden sich gut im Backkatalog von Lala Schallplatten ab annis 2009 einfügen. Immerhin wurde die EP in den dortigen Studios von Tobi Streng und Magnus Wichmann abgemischt und gemastert, während sich David Saia (Maskros) um die Aufnahme kümmerte. Gute Prominenz für die nicht immer ganz so einfache Unterhaltung also, die auf "Mit der Weitsicht eines Maulwurfs" durch schrammeligen Indie- und melancholischen Emo-Punk begleitet.

DL & Buy "Mit der Weitsicht eines Maulwurfs"



Scheisse Gefährlich - Ich/Wir. Was macht das für ein Unterschied

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Zweites Album des Berliner Duos um ex-Ein Gutes Pferd-Sänger und Polytox-Schlaumeier-Punk Aaron Ruck und dessen Schlagzeuger-Kumpel Torpedo Knarxs. "Ich/Wir. Was macht das für ein Unterschied" ist, abgesehen vom Grammatikfehler im Titel, ein weitaus ausgereifteres Werk geworden, als sein Vorgänger, denn zumindest wurde das verzerrt-verhallte, megafonartige Geschreie auf einen erträglichen Pegel frequentiert. Die zwölf Songs bewegen sich natürlich immer noch im Spannungsfeld zwischen (Hardcore-)Punk und Garage, denen im Rahmen der überschaubaren Besetzung ein ordentlicher Lo-Fi-Charakter anhaftet. Dennoch haben sich die zwei auch diesmal wieder einige nette Gimmicks einfallen lassen, um dem Album die nötige Prise anarchistischen Avantgardismus zu verleihen, so wie die frivol-springenden Keys in "Eskalation", der Western-Twang in "Fehlzündung" oder die Bongo-Claps in "Richtig Heftig Afrika Geil".
Ansonsten gibt es neben den Ohrwürmern "Warum ist mein Leben eigentlich so krass" und dem bereits erwähnten "Eskalation", eine Menge Deutschpunk-affinen Zynis- und Sarkasmus, der sich durchaus hören lassen kann.
Bislang ist Album #2 nur digital erschienen. Über unser Lieblings-Tape-Label Uga Uga Tapes soll Mitte des Jahres aber noch eine Kassetten-Version nachgelegt werden.

DL "Ich/Wir. Was macht das für ein Unterschied"



Bitter - Engstirnig Festgefahren Neidisch

Bandcamp
Und wo wir schon mal bei Uga Uga Tapes sind ... als Bitter hat der ex-Inside Job-Sänger und Scheisze Fanzine-Kolumnist Hagi Eremit über das Hamburger Label sein erstes physikalisches Release in Form eines knallbunten Tapes veröffentlicht. Und weil das eben so ein heißer Scheisz ist, sind die auch schon alle wieder weg. Auf der EP "Engstirnig Festgefahren Neidisch" gibt es sieben Songs auf die Ohren, von denen drei bereits ein Jahr zuvor als Demo-Versionen auf Bandcamp erschienen. Irgendwo zwischen trashigem Garage, Schweinerock, Deutsch- und Rotz-Punk, zerlegt der Hamburger das Spießbürgertum in seine fast schon wieder situationskomischen Facetten. Mit der Sprache des Pöbels, mit der er sich nicht unnötig lange bei der Suche nach adäquaten Reimwörtern festbeißt, und einer Stimme, an der scheinbar schon einige Zigarettenstummel und Bierdosen entlang geschabt sind, wandern die Songs recht eingängig ins Ohr, allen voran der Ohrwurm-Opener "Dumme Sau", das mit harmonischen Keys etwas aus der Reihe tanzende "Berufsberater" und der Closer "Langeweile (You Bore Me Out, Baby)", der mittendrin mal kurz mit einer fröhlichen, indie-esken Gitarren-Hook ausreißt. Ein knallbuntes und äußerst zu empfehlendes Debüt eben.

DL "Engstirnig Festgefahren Neidisch" Here & Here



Maulgruppe - Tiere in Tschernobyl

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Nach seinem Hörspiel-Ausflug hat Jens Rachut mal wieder ordentlich Mauljucken bekommen und dafür eine weitere Kapelle mit namenhaften Musikern aus der Untergrundszene gegründet. Für seine Maulgruppe suchte der gebürtige Hamburger diesmal vor allem im Noise-Punk-Sektor nach den passenden Mitstreitern und wurde schließlich bei Bands wie Ten Volt Shock, KURT und Yass fündig. Und so ist es vor allem Rachut's verachtender, Galle spuckender Post-Punk-Gesang und Yass' treibender Elektro-Punk, die das Debüt-Album "Tiere in Tschernobyl" im Einklang zu einem zeitlosen und aggressiven wie tanzbaren Punkgenuss formen. Auch wenn das zumindest theoretisch die Nähe zu seinem vorherigen Projekt Alte Sau sucht, gelingt es dem Trio hier gemeinsam neue Wege zu beschreiten.

Stream & Buy Digitally "Tiere in Tschernobyl"

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In der Kürze liegt die Würze


Thor Steinmeier - Ein Witz

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Hier braut sich was ganz Großes zusammen. Der Bijou Igitt-Hannes brauchte wohl mal etwas Abstand vom Mecker-Post-Punk seiner Hauptband und stürzte sich Fuß über Arsch in dieses trashige Elektro-Punk-Geballere. Ein Song, "Ein Witz". 

DL Song "Ein Witz"


Dienstag, April 9

Grow Grow - Am kalten Markt



Kurzinfo:

Ich habe Grow Grow bereits mit ihrem tollen Vorgänger-Album "Buffet D'Or" vorbehaltslos kennenlernen dürfen. Ein Glücksfund, wenn man so will. Ganz so unbefangen konnte ich dem neuen Album der Berliner nicht mehr entgegnen, auch, weil der Band inzwischen namenhafte Referenzen anhaften. Und wahrscheinlich ist es ähnlich wie beim Prinzip des Weißen Rauschens oder etwa bei der düsteren Legende um den Pink Floyd-Song "Another Brick In The Wall": mensch hört, was mensch hören will und manchmal auch das, was andere einem vorgeben. Mittlerweile bin auch ich der Meinung, in den unprätentiösen Post-Punk-Passagen eine Menge Dackelblut wiedererkennen zu können, in den noisig-zerfahrenen Momenten The Jesus Lizard durchblitzen zu sehen und in den vertrackten Post-Hardcore-Eruptionen unweigerlich an At The Drive-In denken zu müssen. Kurzum: "Am kalten Markt" ist ein nostalgisches 90er-Jahre-Überraschungspaket geworden.
Grow Grow lassen sich aber keineswegs nur anhand dieser Referenzschlacht erklären. Vielmehr liegt die Faszination an der meines Erachtens nach einzigartigen Kombination dieser Stile und die damit erzeugte analoge, morbide Grundstimmung. In den melancholischen, von dem manischen Schlagwerk gelenkten Gitarrenläufen, schwingt tief verwurzelte Düsternis mit, wie sie den Post-Punk durch die 80er-Jahre begleitete. Das inbrünstige Geschreie und die zynischen Lyrics spucken dazu verachtende Rebellion und anarchische Unbekümmertheit aus und setzen mit Zitatsprenklern einige gezielte Flashbacks. Der aufdringliche Post-Rock-Gedanke in den mäandernden Songs "Am kalten Markt", "Du musst Batman sein", "Deine Mutter und dein Vater" und "Hans & Marie transportiert trotz der epischen Loops dermaßen viel Schmiss, dass er der Hörerschaft zumindest ein dezentes Kopfnicken abverlangen kann.
Bleibt nur die Frage, warum ich bei "Wenn wir uns sehen" immer unweigerlich an Rammstein denken muss?! Das ist keine Kritik, sondern nur einer von vielen Gedanken, die "Am kalten Markt" zu einem der interessantesten Alben der Neuzeit auszeichnet.

Band: Grow Grow

Titel/Release: Am kalten Markt/Album (200x Black Vinyl; Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2019

Genre: Noise-Rock, Post-Hardcore, Post-Punk, Post-Rock

FFO: Etc. Etc. Etc., Fugazi, Colored Moth, The Jesus Lizard

Links: Facebook\\//Youtube\\//Bandcamp




Stream & Buy "Am kalten Markt"


Donnerstag, April 4

Inspector Bowser & Die Dildofee - Bumsical



Kurzinfo:

Darauf hat die Musikwelt gewartet: ein waschechtes Punk-Musical oder wie im hier vorliegenden Fall, ein "trashiges Punk-Bumsical". Was soll auch anderes bei rumkommen, wenn in einer illustren Runde von trinkfesten Gleichgesinnten eine derartige Idee unerwartet in den Raum platzt und im folgenden, berauschenden Brainstorming erste konkrete Züge annimmt?!
Letztendlich war es Ing Ferno, den man in den letzten Jahren durchaus schonmal mit seinem Projekt Lesbian Rank Ingferno an irgendeiner Stuttgarter Straßenecke unbewusst wahrgenommen haben könnte, der den Stein ins Rollen brachte und für seine Inszenierung ein paar namenhafte Szene-Musiker_innen zusammen brachte, darunter auch Chris Der Berg, der scheinbar mal wieder etwas Abwechslung von seinen Projekten Helmut Cool, Planet Watson, Bastard Royalty, Accion Mutante und WarsaW brauchte.
Unter dem Kollektivtitel Inspector Bowser & Die Dildofee lässt Ing Ferno nun also seinen Kindheitstraum wahr werden. Die Geschichte (><>>ACHTUNG: SPOILER-ALARM<<><):
Die Beziehung von Dirndl und Horsten steht unter keinem guten Stern. Um den alltäglichen Hausarbeiten und gemeinsamen Freizeitaktivitäten aus dem Weg zu gehen, ist Horsten um keine Ausrede verlegen. Schließlich trifft er eine folgenschwere Entscheidung: er geht sich betrinken und lässt die unerfüllte Dirndl allein in der Wohnung zurück. Diese findet zunächst recht schnell ein für sie passendes und abendfüllendes Programm: "Dann mach ich's mir eben allein gemütlich....ich mach's mir allein.". Doch dazu muss erst einmal ein neues Spielzeug her, das im Rahmen einer kurzfristig anberaumten Dildo-Party schließlich ausfindig gemacht werden soll.
Am nächsten Morgen wird Dirndl tot aufgefunden, Inspector Bowser nimmt sich der Sache an. Die Ursache ist schnell gefunden und nach ein paar ermittlungstechnischen Sackgassen, offenbaren sich ihm schon bald die niederträchtigen Umstände und widerlichen Fratzen dieses grausamen Verbrechens. Einen schier übernatürlichen und -mächtigen Gegner gegenüber stehend, bleibt Bowser nur eine Möglichkeit: er muss irgendwie an einen Zeitreise-Dildo kommen!

Das "Bumsical" umfasst 23 Chapter, inklusive frivolem Intro- und Abschlusslied, in dem nochmal alle Protagonisten die musikalische Bühne betreten. Dazwischen wechseln sich zu gleichen Teilen Hörspiel-Passagen und dazu aufbauende Songs in der Schnittmenge von Deutschpunk und Ska ab, die aufgrund der 7-köpfigen Crew ein kurzweiliges Punk-Vergnügen der etwas anderen Art bieten.

Band: Inspector Bowser & Die Dildofee

Titel/Release: Bumsical/Album (200x CD in Cardboard; Digital)

Label: DIY/Bandcamp

Erscheinungsjahr: 2019

Genre: Deutschpunk, Punk, Ska, Hörspiel, Musical

FFO: Deutschpunk & Musicals & Hörspiele

Links: Facebook




Stream & Buy Digitally "Bumsical"

Buy CD via PM on Facebook or Mail to: dildofee@hotmail.com


Montag, April 1

Younger Us - Tired Tried



Kurzinfo:

Nachdem wir mit unserer "Platte des Monats" vor allem dem puristischen Gedanken des Post-Hardcores huldigten, begrüßen wir mit Younger Us nun einen Vertreter auf unseren Blog-Seiten, der sich, wenn überhaupt, nur mit Nischen-Bezeichnungen oder zusammengewürfelten Genre-Tags erklären lässt. Ein kniffliges Ratespiel, das uns bereits bei der Besprechung ihrer 2015er EP "Graustark" einige Falten auf die Stirn legte. Und so werfen die vier Stuttgarter auch mit ihrem Debüt-Album "Tired Tried" zunächst einmal die Frage auf, welcher Hauptstil hier eigentlich mit welchen Einflüssen durch den Fleischwolf gedreht wird. Das spielt sich natürlich alles irgendwo in der weiten Sphäre des Hardcores ab und ist im Albumkontext gewisser Maßen auch recht eingängig inszeniert. Vor allem die schrammeligen, fast schon fuzzigen Gitarren und düster-molligen Bassläufe ziehen sich wie ein roter Faden durch die zehn Songs, die sich natürlich fernab der altbewährten Songstrukturen bewegen. Zwar gibt es auch einige Songs, die gelegentlich eine vorangegangene Melodie oder Hook im weiteren Verlauf wieder aufnehmen. Younger Us wollen sich aber keineswegs in Schönspielereien oder Ohrwürmern verlieren. Vermutlich könnten sie das sogar. Stattdessen werden Harmonien durch kratzige Breaks und Rhythmuswechsel aufgebrochen, ehe es zu gemütlich werden könnte. Kennt (noch) jemand Fecal Matter? Da gab es ja auch mal eine Zeit vor den ohrumschmeichelnden Nirvana. Und so klingen die Songs auf "Tired Tried", als hätte die Band nach 25 Jahren ihre Instrumente aus der staubigen Proberaumecke geholt, ohne sie vorher abzuwedeln oder nachzustimmen. Herausgekommen ist eine komplexe Session, die in ihrer herrlich analogen und rohen Art viel zu schade ist für den Hardcore-Präfix "Post-" und trotz der niederdrückenden Schwermütigkeit nicht durch den Sludge kriecht, obwohl es für beide Bereiche sicherlich Überschneidungen gibt. Vielleicht lässt sich sogar ein schüchterner Blick Richtung Gainesville ausmachen, ohne dabei zwangsläufig den dort beheimateten musikalischen Urvater zitieren zu müssen. Und wenn sich die heiseren Screams und die Shout-Chöre wie in "Artax" und "Some Lovely Song" mal etwas vom Geschreie lösen, wandert dieser noch ein Stück weiter nach oben gen Mittleren Westen.
Younger Us bauen in ihrem Sound viele Schlupflöcher ein, die immer wieder nostalgische Assoziationen durchrutschen lassen. Dennoch haben sie mit "Tired Tried" ein Album geschaffen, das sich auf ganzer Länge nur wenigen Referenzen anbiedert - wenn überhaupt.




Band:Younger Us

Titel/Release: Tired Tried/Album (100x Black Vinyl; 200x Mint Vinyl; 200x Translucent Red w/ Black Marble Vinyl; Digital)

Label: Day By Day Records

Erscheinungsjahr: 2019

Genre: Hardcore, Noise-Rock, Grunge

FFO: Trap Them, Bastions, Fashion Week

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