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Monotonie ist Stillstand und Stillstand bekanntlich der Tod. Das kleine italienische Net-Label Little Room Records geht daher in die Offensive und reibt seinen Hörern nur wenig Balsam in die Ohren. 1995 fing Edoardo Troilo an, die Songs seiner vielen Projekte (u. A. Fracture, Later, B.B.A., siehe unten) ins Internet zu stellen. Als wenig später bereits die ersten regionalen Bands bei ihm anklopften, war die Umbenennung seiner Homepage zu einem Net-Label nur noch reine Formsache. Seither kann man sich die LRR-Releases kostenlos downloaden. Nicht der Profit, sondern die weltweite Verbreitung der Musik ist das erklärte Ziel. Und da Edoardo weder Millionär ist, noch auf irgendwelche Sponsoren zurückgreifen kann, lautet das oberste Motto LO-FI. Mittlerweile sind derartige Labels sicherlich keine Seltenheit mehr. In Italien, beispielsweise, folgt auch Lepers Productions dieser Tradition, ein mit LRR befreundetes Non-Profit-Net-Label. Als Ergänzung zu den beiden können die Labels HysM? und Lemming Records angesehen werden, die die Studiotüren am liebsten für experimentelle Musiker öffnen und neben den digitalen auch einige physikalische Releases auswerfen.
DL Little Room Records Compilation
Fracture: DL Inertia//DL The Crying Game EP//DL Fragments Vol. 1 EP//DL To Lose EP//DL Kasumi's Tears EP//DL Ikinuki EP//DL Return to the Beach EP
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Seit dem Jahr 2000 veröffentlicht das italienische Duo um Edoardo Troilo (u. A. Porno Tax) und Gianni in regelmäßigen Abständen seine EP's und arbeitet somit fleißig daran weiter, um ihre Vorbilder Joy Division, New Order, Dead Can Dance, Depeche Mode, etc. nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Und wer schon so offenkundig The Cure als seinen größten Einfluss benennt, der darf sich für die Vorgängerband auch gerne The Exploding Boys (ein immer wieder sehr beliebter Name für The-Cure-Coverbands) als Bandnamen ausleihen. Ihr Mix aus Shoegaze und düsterem Dreampop springt zurück in Englands 80ger-Jahre und parkt direkt neben der dort auflebenden New-Wave-Szene ab.
Later: //Use Your Confusion//Pandora//Surgery Moods and Other Sqid Tales//Fake Noise//Soul Cough//I Love You Because You Feed My Self Destruction EP//The Soul Engine EP//Wrecks EP//Party EP//Heavy EP//Way Out EP//These Modern Lifestyles EP//The View From Here EP//Songs For Suicidal Emokidz//The Cover Tapes Volumes: Vol. 1//Vol. 2//Vol. 3//Vol. 4
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Fracture-Gitarrist, -bassist und-sänger Edoardos Solo-Projekt, dass sich nur ungern auf ein bestimmtes Genre reduzieren lassen will. Auf seinen unzähligen Releases wendet er sich je nach Laune dem Noisepop, Indie, Alternative und Shoegaze zu, verarbeitet hin und wieder einige Folk-Elemente, rollt das Ganze im lo-fi-Sound ein und nennt das dann Home-Made-Music. Vor allem bei den schnelleren Nummern erinnert das dann am kratzenden Garage-Rock von Times New Viking, die ja ebenfalls ihre Songs mutwillig mittels Verzerrer abseits der Radiostationen abparkten.
B.B.A.:
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Edoardo, zum Dritten. Hier zusammen mit zwei weiteren Landsmännern in klassischer Gitarre-Bass-Schlagzeug-Besetzung. 2003 erschien ihr Debüt-Demo, sechs Jahre später ihr Debüt-Album. Dabei wanderte ihr Punk etwas weiter weg vom Noise Rock und steuerte Richtung Rock'n'Roll, bis hin zum Blues Rock. Auch Hardcore-Punks kommen gelegentlich auf ihre Kosten.
Asalto al Parque Zoológico:
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Ein bisschen weiter gen Spitze treibt es das argentinische Quintett Asalto al Parque Zoológico aus Buenos Aires. Die leiern ihren Shoegaze auf ungewöhnliche Weise Richtung Noise-Pop. Mit einer derart lieblichen und talentierten Sängerin wäre schlichter Dreampop wohl auch zu einfach gewesen. Ihre s/t-EP gibt's als CD über das argentinische Label Blackfish Discos. Die Split mit den nicht weniger verdrehten Sugar Candy Noise erschien als kostenloser Download über das unkommerzielle Netlabel EPG Records.
Bobee: DL The Phone Album//DL How the Movies Made Me Happy//DL Th r ee//DL Life of Brian//DL s/t Album//DL Hidden Dog Bitches//DL Demos 2011/2012//DL Garageband for iPhone Demos//DL B-Sides//DL B-Sides Pt.2//DL Unloved Rarities//DL More Unloved Rarities//DL Bobee & Jes Maybe-The Texas Tapes//DL Bobee & Friends-Frenz Songz
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Hinter Bobee verbirgt sich der amerikanische Singer/Songwriter Brian Gallagher, der im kleinen Schlafzimmer seines Heimatortes Kent, Ohio Überstunden am Rechner ableistete und später, nach seinem Umzug nach Austin, Texas, in einem noch kleinerem Schlafzimmer noch immer fleißig am Songtüfteln ist. Heraus kommen Lo-fi-Akustik-Songs, die mit dosiert eingestreuter Elektronik auch gerne mal beim Indiepop vorbeischauen. Neben seinen etlichen Solo-Alben, veröffentlichte er 2012 eine EP mit sechs Songs, die in Zusammenarbeit mit befreundeten Musikern entstanden, darunter auch der experimentelle Singer/Songwriter und Multiinstrumentalist Jes Maybe (Free-Downloads HIER), mit dem er bereits zwei Jahre zuvor ein gemeinsames Album einspielte ("The Texas Tapes").
HIJ▲:
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In einem Stamm von Amazonen wäre Mayra, Sängerin von Hija, wohl der Travestit. Nicht, weil sie über ihr weibliches Geschlecht hinwegtäuschen möchte, denn das tut sie keineswegs. Eher weil sie sich in ihrer exotischen Eigenart nirgendwo so richtig ein- bzw. unterordnen kann. Ähnlich verhält es sich mit der Musik der argentinischen Gruppe, die sich bestenfalls im experimentellen Electro wiederfindet. Nicht einmal das schräg quietschende Cello versucht die Songs in eine bestimmte Richtung zu schubsen.
DL No EP
Zero Tolerance for Silence:
Guy Fawkes:
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Benannt nach dem berühmten britischen Attentäter erweist sich die Musik der Truppe aus Taranto eher als verträumt und schwelgerisch, als halsbrecherisch, wenngleich einige Songs (vor allem die gesampelten) in morbide Abgründe fallen. Little Room Records fügte 16 Songs aus ihren vier Alben und einige Singles zu einer "Collection" zusammen, die sich am roten Faden des instrumentalen Psychedelic entlang hangeln und einige Folk- und Trance-Ausflüge unternehmen.
Ionio:
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Fabio Savino und Andrea D'Agata bilden das, ebenfalls aus Taranto stammende, Gitarre-Schlagzeug-Duo Ionio. Mehr brauchen die beiden auch nicht, um ihren instrumentalen Stonerrock bedrohlich, aber fett groovend und roh über's Schlachtfeld zu führen. Über LRR erschienen ihre ersten neun Demosongs, die 2013 mit mehr Wumms, etwas verzerrten Gesang und zwei neuen Songs zum eigentlichen Debüt "Talassocrazia" vereint wurden.
Murder:
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Und wieder ein Duo, diesmal aus Bologna. Sängerin Sheson Delay und Bandkollege Carlo Marrone verknüpfen Elemente des Electro- und Indie-Pop und verlagern ihren Proberaum in die hallerfüllten Klangmauern von Kirchen und Opernhäusern. Ihr Sinnesexperiment übertragen sie multisensorisch auch auf die Bereiche Video und Fotografie. "Tu M' Uccidi" ist das zweite von insgesamt drei Alben und erschien 2010.
Progetto Orb:
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Anfang der 00er war er Bassist der Alternative-Indie-Noise-Rocker At Olimpio's Grandmother und Gitarrist und Sänger der Indie-Band Notte Industriale. Aus dem Skelett letzterer formte der italienische Singer/Songwriter Giuseppe Giola, alias Orb, 2006 sein akustisches Solo-Projekt Progetto Orb. Zwei EP's kann er bereits verbuchen, die beide auf dem digitalen Künstlerkollektiv-Netlabel Pink Room Studio erschienen und zu hören sind.
Thee Knock-Outs:
Absolut spielfreudiger und unentwegt nach vorn treibender Lo-Fi-Garage-Punk, als hätten die Beatles Dynamit in den Fingern und die Stones Duracell-Batterien im H... .
The Hollow Sore:
Female-fronted Alternative-Grunge-Band, die sich durchaus in die Herzen von Dover- und Japanese Voyeurs-Fans spielen könnte. Allerdings scheinen The Hollow Sore für ihre Songs nicht die passende Frequenz zu finden, sodass ihre Ohrwürmer mit starken Störgeräuschen und Verzerrer einherklingen.
Zero Tolerance for Silence:
"Zero Tolerance for Silence" war das zweite Soloalbum des amerikanischen Jazz-Gitarristen Pat Metheny, womit er 1994 seine Fanlager teilte. Expressionistische Spiellaune oder totaler Schrott? Ein italienisches Trio (abermals involviert Edoardo Troilo) entlieh sich nun diesen Albumtitel für ihren Bandnamen und veröffentlichten eine 3-Song-EP, deren Titel konsequenter Weise lediglich durchnummeriert sind. Da sich ZTFS gleich von Beginn an im progressiven Instrumentengegniedel verlieren und somit keine falschen Hoffnungen wecken, dürfte sich die Entweder-Oder-Frage hiermit erledigt haben. Ein Faible dafür sollte man trotzdem mitbringen.
DL 3-Track-EP
Winter Shore Scenario:
Dieser Edoardo ist halt überall und doch nirgends daheim. Hier mit seinem befreundeten Kollegen Alessandro als Duo unterwegs. Wird der erste Track ihrer s/t-Debüt-EP (2001) noch von einem Piano, einer Akustikgitarre und Oboe in konventionelle Folk-Rock-Strukturen gezwängt, entwickeln sich ihre Songs zunehmendst kabarettistischer und münden schließlich im letzten Song "Cold Comes to Burn Us All", einer ausdauernden Improvisationssession.
Hate Inc.:
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In den 70gern setzten die allseits beliebten Ohrfeigenausteiler Terence Hill und Bud Spencer die Trendmarke, sich amerikanische Aliasnamen zuzulegen. Auch heute noch ist dieses Phänomen vereinzelt in Italien anzutreffen, z.B bei der Dark-Industrial-Band Hate Inc. aus Taranto. Deren Frontmann Vincenzo Pavese lieh sich sein Pseudonym von Tarantino's Kultfilm "Pulp Fiction" aus und nennt sich seither Vincent Vega. Eine EP ("Fragments") und ein Album ("Art of Suffering") schmücken bereits die Diskografie der Band. LRR veröffentlichte ein digitales Promo, dass sechs Songs, entnommen aus den beiden Releases der Band, beherbergt. Ihr bedrohlich scheppernder und ausproduzierter Sound dürfte Fans über die lang andauernde Releasepause (ehemaliger?) Farmer Boys hinweg trösten.
Loomer:
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Die vierköpfige Band aus dem australischen Brisbane veröffentlichte ihre ersten beiden EP's über das Label Midsummer Madness. Ihre 2009er Debüt-EP "Mind Drops" enthält fünf Tracks extrem noisigen Shoegaze, der zwischen männlichem und weiblichem Gesang wechselt. Ihr erstes Full-Lenght "Cellings" erschien über das ebenfalls in Brisbane gelegene Label Bon Voyage und ist bereits restlos ausverkauft.
Buy Here
Fancy of Guava:
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Unfassbar, was sich heutzutage alles Demo nennen darf. Fancy of Guava aus dem spanischen Valencia gründeten sich 2005 und veröffentlichten ein Jahr später ihre 5-Track-Demo-Debüt, das kein bisschen nach Demo klingt. Als gleichermaßen begeisterte Fans von The Jesus & Mary Chain, Sonic Youth und My Bloody Valentine, versuchen sie dementsprechend Alternative, Indie und Shoegaze unter einem Hut zu bringen. Und das gelingt ihnen beeindruckend gut. Anspieltipps: "The Afterhouse", "Today is the Dream".
Das Demo wurde in Hans Krüger's Montreal Studio in Navarra aufgenommen.
Modern Convenience:
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Modern Convenience war ursprünglich das Solo-Projekt von Mike Bibbs, der auf seinen ersten beiden Alben "Porcelain Doll" und "Artificial Lights" (erschienen über O.K.Stars Records u. Savoury Days) noch sämtliche Instrumente selbst bediente. Mit dem Surfbrett unter'm Arm und ohne viel Aufwand geht's dann stürmisch Richtung Garage, Art-Rock und Punk'n'Roll. Inzwischen kann Bibbs, der sich auf seinen Releases auch gerne Mikey, Mikey Chaos und Mikey VD nennt, auf eine Live-Band und einem zweiten, festen Bandmitglied - seine Freundin Maggie "Maggatron" Exner - zurückgreifen. Mit Letzterer spielte er 2012 das Album "The Shakes" ein. Für dieses Jahr ist eine neue 7" angekündigt, die über 80/81 Records erscheinen wird.
Occhio Trio:
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Wenn man als Label schon so bekennend den üblichen Hörgewohnheiten trotzt, dann darf eine Improvisations-/Free-Jazz-Band im Labelkatalog natürlich nicht fehlen. Das Occhio Trio aus Taranto, deren Mitglieder sich schlicht A, A2 und S nennen, dürften dabei Pflicht und Kür zugleich sein. Auf ihrer 25-minütigen Debüt-EP tun die drei alles in ihrer Macht stehende, um ihre Instrumente gegeneinander auszuspielen. Und sollte versehentlich doch mal harmonischer Einklang entstehen, so ist dies kein Dauerzustand. Die Ausnahme bildet der letzte Song "mprox", der elf Minuten lang fast schon post-rockig, mit tollen Gitarrenläufen und Basslines, seine Kreise zieht.